Das gewisse Auftreten Interview mit Irene Bärtle

Irene Bärtle ist Referatsleiterin Immobilienmanagement – Wohnimmobilien bei der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Nach ihrem Jurastudium hat sie zunächst bei der DB Imm GmbH Bahngrundstücke verkauft und ist so in die Immobilienwirtschaft eingestiegen. Bei der BVK hat sich Frau Bärtle von der Sachbearbeitung in der Gewerberaumvermietung bis zur Referatsleitung in der Regionalverwaltung München in den letzten 16 Jahren konsequent weiterentwickelt.

Privat engagiert sich Irene Bärtle im Monteverdichor München, seit fünf Jahren auch als Vorstandsvorsitzende des Vereins. Ihre musikalische Leidenschaft, ihre Konzerterfahrung und ihr langjähriges Training sind auch Schlüssel ihrer beruflichen Karriere. Im Interview berichtet sie von vermeintlichen Selbstverständlichkeiten und dem gewissen Auftreten.

 

 

Frau Bärtle, Sie sind Referatsleiterin Immobilienmanagement bei der BVK. Wie können wir uns das vorstellen?

Im Referat bin ich heute verantwortlich für insgesamt 31 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die 67 Bestandsimmobilien mit 8040 Wohnungen an 9 Standorten verwalten- hauptsächlich Wohnimmobilien sowie einige gemischt genutzte Objekte und ein kleines Einkaufszentrum. Ebenfalls betreut werden 46 festangestellte Hausmeister*innen und Reinigungskräfte und zehn Hausmeisterfirmen. Das Referat deckt das gesamte Spektrum einer Hausverwaltung ab: Wohnungskündigungen und Vermietungen, Durchführung von Betriebskostenabrechnungen und Mieterhöhungen im laufenden Mietverhältnis, die Sicherstellung der Einhaltung von Verkehrssicherungspflichten sowie die Aufrechterhaltung eines gepflegten Objektzustands. Natürlich können sich darüber hinaus Mieterinnen und Mieter mit ihren unterschiedlichen Belangen auch persönlich an uns wenden.

 

Frauen sind in der Immobilienbranche allgemein unterrepräsentiert. Wie ist es Ihnen ergangen?

Als ich vor zwölf Jahren Führungsverantwortung übernommen habe, war ich im damaligen Bereich Kapitalanlagen eine der beiden ersten Frauen in der Position einer Sachgebietsleiterin. Der Bereich war bis dahin eine Männerdomäne. Auch im Team der Gewerbevermietung waren bis zu meinem Eintritt ausschließlich Männer beschäftigt. Und in der Hierarchie über mir waren und sind bis heute nur Männer beschäftigt. Ich bin somit auch die erste Referatsleiterin im Bereich Immobilien-Investment Management bei der BVK.

 

Wie setzt sich Ihr Team zusammen?

Tatsächlich setzt sich mein Team überwiegend aus Frauen zusammen. Ich habe drei Sachgebietsleiterinnen und unter den fünf Beschäftigten, die direkt mit mir zusammenarbeiten, ist ein Mann. Das ist außergewöhnlich.

 

Da hat sich anscheinend einiges getan bei der BVK…

Ja, die Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Frauen in Führungspositionen stehen heute mehr im Fokus und haben einen anderen Stellenwert als noch vor ein paar Jahren. Vor allem auch deshalb, weil sich der Vorstand durch das Memorandum für Frauen in Führung auch nach außen hin sichtbar dazu verpflichtet hat. Inwieweit das dann auch tatsächlich in allen Bereichen immer direkte Auswirkungen auf Personalentscheidungen hat, da bin ich persönlich noch ein bisschen skeptisch. Die Inhalte sind nach meiner Wahrnehmung noch nicht überall angekommen und müssen noch viel selbstverständlicher gelebt werden.

 

Was bietet die BVK an, um Mütter und Väter mit minderjährigen Kindern zu entlasten und zu ermöglichen Beruf und Familie zu vereinbaren?

Wir haben Teilzeitangebote. Wir bieten Telearbeit an, auf diese Möglichkeiten greifen Mütter mit kleinen Kindern gerne zurück. Aber auch Väter nehmen zum Beispiel zunehmend Elternzeit. Das freut mich besonders. Aus dem Freundeskreis weiß ich, dass die Elternzeit in anderen Unternehmen nicht so selbstverständlich von Männern angenommen wird.

Für mich als Führungskraft setzen diese verschiedenen Arbeitszeitmodelle ein Verständnis für die jeweilige Lebenssituation und ein Bewusstsein für die damit einhergehenden unterschiedlichen Bedürfnisse voraus. Zudem erfordern sie eine gute Organisation der Arbeitsabläufe, Geduld und eine längerfristige Denkweise.

Frauen in Führungspositionen bringen für die BVK viele Vorteile. Dadurch gewinnt das Unternehmen zusätzliche Perspektiven. Stärken, die Frauen aufgrund ihrer Lebenserfahrung und -situation häufig mitbringen, sind zum Beispiel ein sehr hohes Maß an Selbst-Organisation, Verantwortungsbewusstsein, Effizienz und Disziplin in der Arbeitsweise einhergehend mit einer realistischen Einschätzung von Aufgabenstellungen, Kapazitäten und Zeiteinteilungen.

 

Können Sie ihren Kollegen teilweise eine andere Perspektive nahebringen?

Tja, das ist eine sehr spannende Frage! Interessanterweise habe ich bei mir festgestellt, dass ich zunächst einmal das Verhalten und die Denkweisen, die von den Vorgesetzten und Kollegen um mich herum gelebt wurden, übernommen habe. Mit zunehmender Erfahrung stelle ich nun fest, dass ich manches Vorgehen nicht mehr als selbstverständlich gegeben hinnehme, sondern hinterfrage, weil es nicht meinem eigenen Empfinden, meinen Werten und Vorstellungen zu meinen Führungsaufgaben entspricht. Also bringe ich jetzt je nach Situation eine andere Sicht ein. Das ist eine Gratwanderung. Manche Situationen lasse ich einfach so im Raum stehen oder kommentiere sie zum Beispiel mit einem Lachen. In anderen Situationen halte ich inne und konfrontiere Kolleginnen beziehungsweise Kollegen mit einem bestimmten Verhalten, um ein Bewusstsein für bestimmte Verhaltensweisen zu wecken. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ich feststelle, dass ein Rollen- bzw. Denkmuster eines Kollegen zu Lasten einer Kollegin geht und sich beide darüber nicht bewusst sind und insbesondere die Kollegin darunter leidet. Natürlich kommt auch der umgekehrte Fall vor. Meine Beobachtung ist allerdings auch, dass sich betroffene Männer sehr viel schneller und direkter zur Wehr setzen. Nach meiner Erfahrung ist das Bewusstheit einer Situation eine unbedingte Voraussetzung dafür, sein Verhalten zu ändern. Zunächst handelt jeder erst mal aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz heraus und setzt diesen als selbstverständlich voraus.

 

Gab es Abschnitte auf Ihrem beruflichen Weg, an denen es für Sie schwierig war, Beruf und Privatleben zu vereinbaren? Welche waren das? Was würden Sie in dieser Hinsicht für Ratschläge geben?

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat eine private und eine berufliche Komponente. Man darf nicht der Illusion unterliegen, dass jede immer alles erreichen kann. Ich selbst habe keine Kinder. Mein Ratschlag an Mütter ist, sich im privaten Bereich die größtmögliche Unterstützung zu organisieren und eine möglichst gleichwertige Aufteilung der Verantwortung bei der Kindererziehung und -betreuung einzufordern. Wenn ich im Berufsleben Erfolg haben will, dann brauche ich auch als Frau im privaten Bereich Unterstützung, die mir den Rücken freihält.

Im beruflichen Umfeld braucht es die Möglichkeit, dass Frauen auch in jüngeren Jahren bereits Führungsverantwortung übernehmen können, so dass eine Planbarkeit des Karrierewegs gegeben ist. Das Zeitfenster sowohl für Familiengründung als auch für Karriere ist bei Frauen kleiner und das muss auch von Arbeitgeberseite berücksichtigt werden. Tatsächlich scheinen mir heute diese Bedingungen häufiger erfüllt zu sein als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren, heute gibt es immerhin auch schon einzelne Sachgebietsleiterinnen mit kleinen Kindern.

 

Zur Immobilienbranche im Allgemeinen. Hier sind Frauen stark unterrepräsentiert. Was glauben Sie, wieso ist das so?

In früheren Jahren war ich regelmäßig auf der Expo Real. Das ist die große Messe der Immobilienbranche. Der Männeranteil liegt dort bei circa 90 %. Wenn man als Frau dort hingeht, muss man erst ein ordentliches Selbstbewusstsein entwickeln, um nicht als Hostess oder ähnliches wahrgenommen zu werden, sondern als Kollegin, die auf Augenhöhe auftritt. Und tatsächlich habe ich mich in jüngeren Jahren auf dieser Messe eher unwohl gefühlt. Dort ist ein spezieller Typus Mann sehr häufig anzutreffen, der dem Bild eines speziellen Geschäftsmanns entspricht: durchsetzungsstark, erfolgreich, mächtig.

Mittlerweile finden sich aber auch in der Immobilienbranche erfolgreiche Frauen in Spitzenpositionen und es gibt auch Netzwerke für Frauen. Viele Frauen haben sich zudem als Maklerinnen in der Wohnungsvermittlung selbstständig gemacht. Tatsächlich sind es häufig Frauen, die entscheiden, ob beziehungsweise welche Wohnung angemietet werden soll. Frauen können daher auch Abschlusschancen bei der Wohnungsvermittlung gut einschätzen und realisieren.

Ich denke, dass Frauen generell lösungsorientierter vorgehen und häufig nicht die Notwendigkeit sehen, sich erst zu messen, zu behaupten bzw. abzugrenzen – obwohl sie das natürlich ebenfalls können, wenn es sein muss.

 

 

Würden Sie sagen, es gibt andere Erwartungen an Frauen, was das Verhalten angeht, was das Auftreten angeht? Eckt man auch an, wenn man demonstriert, dass man auch durchsetzungsstark ist, dass man…

Nun, das ist schwer zu sagen. Wenn man eine gewisse Souveränität hat und Selbstbewusstsein und selbstverständlich auftritt, wird man akzeptiert. Ich glaube, Frauen tun sich schwerer, sich dies zu erarbeiten. Den Weg dahin beschreiten Männer und Frauen nach wie vor unterschiedlich.

Es ist nach meiner Einschätzung nach wie vor so: Männer machen ein Projekt. Das ist erfolgreich. Dann meinen sie, ihnen steht die Welt offen, sie haben sich jetzt bewiesen und ihnen steht selbstverständlich die nächste Erfolgsstufe zu. Es ist gefühlt quasi unzumutbar, einfach auf derselben Stufe weiterzumachen und die damit verbundenen Aufgaben zu erledigen, ohne dass dies besonders anerkannt wird. Nachdem Männer untereinander ein ähnliches Verständnis haben, unterstützen sie andere Männer in diesem Bemühen und Selbstverständnis.

Bei Frauen herrscht nach wie vor eher ein anderes Selbstverständnis vor. Ich habe Aufgaben, die erledige ich gut. Das wird dabei auch sehr viel weniger mit hierarchischem Denken verknüpft. Sie arbeiten weiter in dem Vertrauen, dass das dann schon berücksichtigt wird, wenn keine weiteren Beanstandungen kommen. Und das ist ein Irrtum. Wer davon ausgeht, dass es selbstverständlich ist, dass Aufgaben erledigt werden, stellt fest, dass das auch für andere zur Selbstverständlichkeit wird und dann erst mal gar nichts weiter passiert. Frauen müssen lernen, sich bemerkbar zu machen und genauso wie Männer die nächste verdiente Anerkennung und weitere Entwicklungsmöglichkeiten einzufordern. Sie müssen – genauso wie Männer – hergehen und sagen: ´Ja Leute, was wollt ihr eigentlich? Wann wird meine Arbeitsleistung entsprechend gewürdigt? Wann kommt meine nächste Karrierestufe? `

 

Wie war das bei Ihnen? Haben Sie das dann auch eingefordert? Oder hatten Sie vielleicht auch Mentoren? Ein Netzwerk auf das Sie zurückgreifen konnten?

Nein, Netzwerk hatte ich keines. Allerdings bin ich damals durch einen ehemaligen Kollegen ermutigt worden, mich auf eine freie Stelle hier im Unternehmen zu bewerben und kam so zur BVK. Und ich habe in gewissem Sinne eine Mentorin, nämlich die Musik. Ich habe über Jahre Gesangsstunden genommen und mich persönlich dadurch fortentwickelt. Beim Singen von Solostellen ist man komplett auf sich alleine gestellt, da hilft einem niemand. Das erfordert Verantwortung, Mut, Selbstvertrauen, Präsenz und Offenheit – neben einer ausreichenden Vorbereitung natürlich.

Beim Chorsingen hingegen ist ein permanenter Wechsel erforderlich zwischen führen und geführt werden, sich in den Gesamtklang einordnen beziehungsweise aus ihm heraustreten, und dies immer im Hinblick auf das Zusammenwirken im Augenblick zusammen mit den Mitsängerinnen und Sängern und dem Dirigenten. Dieses Training der ständigen Funktionswechsel ist mir inzwischen schon sehr in Fleisch und Blut übergegangen und gibt mir Orientierung für mein Selbstverständnis als Führungskraft und der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten.

Durch den Gesangsunterricht und das Stimmtraining habe ich zudem gelernt, meine Stimme gezielter einzusetzen, Intonation, Sprachmelodie, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit bewusster zu kontrollieren. Dann wurde mir im Laufe der Zeit bewusst, dass die Beschäftigung mit diesen `Selbstverständlichkeiten` auch im (Arbeits-)Leben sehr hilfreich ist. Durch die regelmäßigen Konzertauftritte habe ich mir ein anderes Auftreten erarbeitet. Ich werde wahrgenommen.

 

Was muss man sonst noch mitbringen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Persönliche Voraussetzungen tun immer gut, egal ob man Mann oder Frau ist. Dazu gehören Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz, Neugier, Mut, sich auf neue Situationen und Herausforderungen einzulassen und eine Empathie für Menschen. Wenn ich Menschen führen will, muss ich erst mal wahrnehmen, an welchem Punkt sie stehen, wo ich sie erreichen und abholen kann. Dann gehört auch Zielstrebigkeit dazu: ich muss wissen, wo ich selbst stehe und wo ich Hin will. Das ist nicht in jedem Moment erforderlich, es sind auch Umwege oder Proben möglich. Allerdings ist auch die Fähigkeit zur Standortbestimmung und Selbstreflektion wichtig, sowie eine Steuerungs- und Orientierungsfähigkeit. In welcher Richtung bin ich gerade unterwegs? Was muss ich machen, um wieder in die richtige Richtung zu kommen bzw. in der richtigen Richtung zu bleiben?

 

Was würden Sie anderen Frauen mitgeben, die sagen, diese Eigenschaften bringe ich an sich auch mit…`?

Machen! Mut! Einfordern! Sich selbst etwas zutrauen bzw. von sich selbst etwas verlangen und nicht aus Angst vor der eigenen Courage kapitulieren. Selbstvertrauen haben oder entwickeln und hinzustehen und sagen `Ja. Ich versuche das jetzt. Ich will das. Ich mache das`. Und dann stellt man fest, dass das dann auch von anderen so wahrgenommen und bestätigt wird.

Man darf sich auch durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lassen oder die Erwartung haben, gleich beim ersten Mal alles sofort zu erreichen, Geduld gehört auch dazu. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn man fällt, steht man auf und geht weiter. Und sagt sich ´Gut, ich habe neue Erfahrungen gemacht, die meinen Aktionsradius erweitern, beim nächsten Mal probiere ich etwas anderes aus. `

Also, so viele Erfahrungen sammeln wie es nur geht, in unterschiedlichen Bereichen, neugierig und offen sein. Dann habe ich andere Möglichkeiten zu agieren. Ich sehe Chancen.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Bärtle. 

Interview: Veronika Schmid

Duales Studium bei MTU Aero Engines – Ein Interview mit Sarah Sedlmayr

Legospielen mit den Brüdern und das Werkeln in Papas Schreinerei haben Sarah Sedlmayer inspiriert, sich für Technisches zu interessieren. Ihre Suche nach einem spannenden Studium mit Technikbezug führte sie über ein Schnupperstudium in den Osterferien zum Dualen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens bei der MTU. Die Abwechslung sowie die Möglichkeit das erworbene Wissen direkt in der Praxis zu testen bzw. umzusetzen, begeistern sie. Im Interview gibt sie uns Einblick in die Facetten ihres Dualen Studiums und ermutigt junge Frauen, das zu machen was sie machen wollen und sich von der Überzahl der Männer in solchen Bereichen nicht abschrecken zu lassen.

 

Frau Sedlmayr, Sie absolvieren den dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen bei der MTU Aero Engines. Wieso haben Sie sich für das duale Studium entschieden?
Ich wollte ein wirtschaftswissenschaftliches Fach studieren und fand einen technischen Aspekt dazu sehr schön. Wirtschaftsingenieurwesen setzt sich zu 40 % aus wirtschaftlichen und zu 60 % aus technischen Inhalten zusammen. Bei der MTU habe ich ein Schnupperstudium gemacht. Das ist wie ein kurzes Praktikum, in dem alle Studiengänge vorgestellt werden. Das hat mich total interessiert. Und ich habe ein paar Bekannte, die das schon gemacht haben. Und dann habe ich mich einfach mal beworben. Und ja, jetzt bin ich sehr zufrieden.

 

Wie lange war das Schnupperpraktikum?
Nur eine Woche, das war in den Osterferien. Wir haben die MTU kennengelernt. Dabei waren duale Studenten aller Studiengänge, die erzählt haben, wie das duale Studium aufgebaut ist, wie es abläuft und welche Fächer man hat.

 

Und da haben Sie sich für die MTU begeistert?
Ich finde die Luftfahrt wahnsinnig spannend. Flugzeuge und Triebwerke sieht man immer, wenn man in den Urlaub fliegt. Das finde ich wirklich toll. Jetzt freue ich mich, dass ich in einer Firma arbeite, die daran beteiligt ist, Luftfahrtantriebe herzustellen.

 

Was begeistert Sie an Ihrem Studium? Was gefällt Ihnen besonders?
Besonders gefällt mir, dass man im dualen Studium so viel Abwechslung hat. Mir gefällt, dass man nach drei Monaten an der Uni wieder in den Betrieb kommt. Hier kann man das Wissen teilweise direkt umsetzen. Am Anfang natürlich erst mal noch nicht so sehr, weil man zuerst einiges lernen muss, da man sehr viele verschiedene Fächer hat. Zu Beginn liegt der inhaltliche Schwerpunkt noch auf Maschinenbau mit technischer Mechanik und ähnlichem. Jetzt komme ich dann in das fünfte Semester, da wird es dann immer wirtschaftlicher und man kann seine Vertiefungsrichtungen selbst wählen. Mir gefällt einfach die Abwechslung – es wird einem eigentlich nie langweilig.

 

Gibt es besonders spannende Ereignisse?
Das Highlight im dualen Studium ist der Auslandseinsatz. Zwischen dem vierten und fünften Semester findet eine lange Praxisphase von einem halben Jahr statt. In der hat man die Gelegenheit, zu einem MTU-Standort ins Ausland zu gehen. Ich war von April bis Juni in Madrid bei EUROPROP. Das ist ein Konsortium, an dem die MTU beteiligt ist. Es ist sehr spannend an einem Standort in einem anderen Land die Abläufe kennenzulernen. Andere sind aktuell in China oder in Kanada.

 

Haben Sie von Madrid auch ein wenig gesehen?
Ja, einiges. Man hat am Wochenende viel Zeit, sich etwas anzuschauen. Wir sind zum Beispiel auch mal nach Barcelona gefahren. Dort war ich mit einem anderen dualen Studenten. Man bekommt schon die Gelegenheit, viel zu sehen und viel vom Leben mitzubekommen.

 

Sprechen Sie Spanisch?
Nein. Also ich habe mir vorher über eine App ein paar Wörter beigebracht. Aber im Büro wird Englisch gesprochen. Das Team dort ist gemischt neben einigen Deutschen sind auch Franzosen und Engländer da. Man kommt ohne Spanisch gut durch.

 

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag oder Studientag bei Ihnen aus?
Da man für die Uni immer einen Bericht schreiben muss, ist man eigentlich immer mit einem Projekt betraut. Ich habe die Abteilungen angeschrieben und gefragt, ob sie Zeit haben mich für zwei Monate aufzunehmen und ob sie ein Projekt für mich haben. Es ist viel selbstständiges Arbeiten. Je nachdem um welches Thema es sich handelt, muss man dann viel recherchieren oder sich mit Kollegen treffen und sich etwas erklären lassen. Gerade mache ich eine Umfrage. Dazu muss ich einen Fragebogen entwerfen und die Umfrage dann durchführen. Man ist viel mit seinem Projekt beschäftigt, aber man bekommt auch viel vom täglichen Geschäft mit. Besonders wenn man mit den Kollegen auf verschiedene Termine geht oder ihnen über die Schulter schaut. Das ist so der Arbeitsalltag.
In der Uni sind wir ein kleiner Kurs, so um die 30 Leute. Wie in einer Schulklasse quasi. In den ersten Semestern haben wir alle technischen Fächer – Mathe, technische Physik, technische Mechanik, Konstruktionslehre und Informatik.

 

Haben Sie sich schon immer für den technischen Bereich interessiert?
Ja, ich habe schon immer mit allem lieber gespielt als mit Puppen. Ich habe zwei ältere Brüder, mit denen habe ich Lego gespielt. Oder ich war bei meinem Vater in der Schreinerei und habe da was gebaut. Es hat mich sicher geprägt, dass ich schon immer gewerkelt habe. Mich hat das Technische schon immer interessiert. Meine Brüder haben beide Maschinenbau studiert, auch dual. Dadurch habe ich natürlich schon einen ersten Einblick erhalten. Ich habe mir dann die Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen angeschaut und wollte das machen.

 

Haben Sie in Ihrem Leben Vorbilder, Role Models oder eine Mentor*in gehabt, die Sie in Ihrem Berufswunsch oder in Ihrem Werdegang unterstützt haben oder Ihnen Mut gemacht haben in diese Richtung zu gehen?
Einen richtigen Mentor hatte ich nicht. Aber meine Eltern haben mich immer unterstützt und gesagt, wenn ich das machen will, dann soll ich es auch machen. Ich denke, wenn man etwas wirklich erreichen möchte dann kann man das auch schaffen. Ich hatte mir anfangs Gedanken gemacht, da ich in der Schule Wirtschaft und Physik abgelegt hatte, ob das Studium dann das Richtige für mich ist. Darüber habe ich mit einigen hier bei der MTU gesprochen, die das duale Studium gemacht haben. Die haben gesagt, das sei kein Problem und ich soll das einfach probieren. Da ich schon einige kannte, die es geschafft haben, habe ich mich inspirieren lassen und mir gedacht `das schaffe ich auch`.

 

Sind Ihre anfänglichen Zweifel dann verflogen?
Ja, sehr schnell. In der Uni war das überhaupt kein Problem, diese Fächer abgelegt zu haben. Hier in der Lehrwerkstatt haben wir am Anfang ein Metallkundepraktikum gemacht. Es hat mir total viel Spaß gemacht, etwas zu bauen. Wir haben dort kleine Triebwerke gebaut und einen Hubschrauber. Als ich das gemacht habe, wusste ich, `ja, das hier ist das Richtige für mich`.

 

Wo sehen Sie sich in ein paar Jahren? Wie ist Ihre Perspektive bei der MTU?
Mit dem Studium ist man recht breit aufgestellt. Ich hoffe natürlich, dass ich übernommen werde. Ich sehe mich eher in der wirtschaftlichen Richtung. Zum Beispiel kann man mit dem Studienhintergrund beim Einkauf arbeiten, in der Qualitätsabteilung, in den sogenannten Programmabteilungen oder man geht ins Controlling oder in die Arbeitsvorbereitung. Je nachdem natürlich, wo gerade Stellen frei sind. Ich kann auch einen Master draufsetzen, berufsbegleitend oder Vollzeit. Das lasse ich aber erst mal auf mich zukommen.

 

Was hat Sie als Mutmacher.in in Ihrem Werdegang selbst am meisten ermutigt? Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die auch ein Fach mit technischen Inhalten studieren möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?
Als Frau sollte man sich von den sogenannten typischen Männerberufen auf gar keinen Fall abschrecken lassen. Bei der MTU gibt es auch die Berufe, Triebwerks- und Industriemechaniker, dafür bewerben sich immer auch Frauen. Sicher ist es gut, sich in einem Praktikum anzuschauen, ob das was für einen ist. Frauen sollten nicht davor zurückschrecken, dass vielleicht aktuell noch mehr Männer in dem Beruf sind. Wenn man etwas wirklich machen will, sollte man es einfach durchziehen. Als Frau kann man alles schaffen. Wenn einem der Beruf gefällt und wenn man das machen will, dann soll man das auch machen, egal ob man sich dann in einer Männerdomäne bewegt.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Sedlmayr.

 

Interview: Veronika Schmid

herCareer 2018

Bereits zum vierten Mal fand vom 11.bis 12. Oktober 2018 die herCAREER, die süddeutsche Karrieremesse für Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen in München statt. Das Memorandum für Frauen in Führung (MFF) als Kooperationspartnerin der Messe war natürlich auch in diesem Jahr wieder mit einem Stand vertreten.

Ich bin ein Talent . MFF-Button
Im Zeichen unserer mutmacher.in Kampagne und dem diesjährigen MFF-Motto „Talente“ war das Motto unseres Standes „Mut zu Ihrem Talent“. Die Messebesucherinnen waren zum Mitmachen und Ausprobieren eingeladen. Am Stand hatten wir verschiedene Spiele, von Memorie über Geduldsspiele bis zu VierGewinnt, die wir mit der Aufforderung „Entdecke dein Talent“ den Besucherinnen zum Ausprobieren boten. Sehr schnell zeigten sich Talente, wie sich auf Ungewöhnliches einzulassen, durchzuhalten, wenn die Lösung nicht auf den ersten Blick ersichtlich wird, bzw. innovative Herangehensweisen zu wählen. Toll, wie viele das Angebot wahrgenommen haben, sich über ihr Talent Gedanken zu machen. Für alle sichtbar haben viele die Gelegenheit genutzt, ihre Sichtweise auf das Thema Talente zu kommunizieren und damit anderen neue Perspektiven mitzugeben. Die Messebesucherinnen vervollständigten die Aufschrift „Talent heißt….“ und gestalteten unseren Stand so laufend mit. Die Botschaft der Aktion ist „Probiere Dich aus! Entdecke Deine Talente! Geh mit deinen Stärken!“ Vielen Dank für’s Mitmachen.
Großer Beliebtheit erfreuten sich auch unsere MFF-Buttons. Alle Messebesucherinnen, die am MFF-Stand vorbeikamen, erhielten einen Button mit der Aufschrift „Ich bin ein Talent“ und konnten so ihren Rundgang auf der Messe sichtbar als Talente beginnen.

 

Inka Mammen - Deloitte
Inka Mammen, Senior Managerin bei Deloitte Consulting im Karriere MettUp

Auch dieses Jahr waren die Karriere-MeetUps bestens besucht.
Inka Mammen, Senior Managerin bei Deloitte Consulting im Bereich Technology, gab einen authentischen Einblick in ihren Beraterinnenalltag bei Deloitte und ermutigte die Besucherinnen sich auch mit ungewöhnlichen Lebensläufen zu bewerben. Die Beratung biete viele Möglichkeiten, insbesondere für diejenigen, die Interesse hätten, sich stetig weiterzuentwickeln. Die Besucherinnen nutzen die Gelegenheit, ihre Chancen auf einen Job in der Beratung abzuklopfen und ihre Vorurteile gegenüber Beratungsunternehmen zu überprüfen. Die offene, interessierte und zugewandte Art von Frau Mammen hat alle Zweifel beseitigt und die Frauen mit Mut für ihre Gespräche auf der Messe ausgestattet.

 

Dr. Karin Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München im Gespräch beim Karriere MeetUp
Dr. Karin Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München im Gespräch beim Karriere MeetUp

Frau Dr. Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München, erzählte von ihrem spannenden Alltag und ihrer Karriere in einer Branche, in der Frauen immer noch unterrepräsentiert sind. Als promovierte Mikrobiologin hat sie sich ein Standing erarbeitet, das die jungen Frauen deutlich ermutigte sich nicht immer nur für Bereiche zu bewerben, in denen Frauen in der Überzahl sind. Denn gerade männerdominierte Bereiche bieten die Möglichkeit für Frauen sichtbar zu werden und auch Verantwortung zu übernehmen.

 

Heutzutage geben alle Unternehmen an Talente zu suchen. Was ein Talent ist, haben viele Unternehmen aber noch gar nicht definiert. Anders sieht es bei der LVM Versicherung in Münster aus.

 

Karriere MeetUp Beate Bünder LVM Versicherung
Karriere-MeetUp mit Beate Bünder, Leiterin der Personal- und Führungskräfteentwicklung der LVM Versicherung

Im dritten Karriere-MeetUp gab Beate Bünder, Leiterin der Personal- und Führungskräfteentwicklung der LVM Versicherung Einblick in ihre Talentauswahl. Um Talente zu entdecken, setzt die LVM-Versicherung auf Potentialindikatoren. Durch die geschlechtersensible Perspektive kann sie genderneutrale Verhaltensweisen und Eigenschaften identifizieren und Stereotypenbildung weitestgehend vermeiden. Im MeetUp wurden die Potentialindikatoren vorgestellt sowie die Fragen, die die meisten beschäftigen: Woran erkennen wir unsere Talente von morgen? Wie bereiten wir unsere Führungskräfte vor? Wie gehen wir mit unseren Talenten um? Im Austausch zeigte sich, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Talenten dabei hilft, potenziellen Bewerberinnen Orientierung zu geben und Unsicherheit abzubauen. Unternehmen tun also gut daran, wenn sie sich dem Thema widmen, um vor allem Frauen zu ermutigen sich zu bewerben.

 

Der große Andrang am Stand des Memorandums und von Cross Consult hat wieder gezeigt, wie vielfältig die Fragen der Messebesucherinnen sind. Von „Lohnt sich ein Wiedereinstieg nach 13 Jahren Elternzeit überhaupt noch?“ bis hin zu „Welches Unternehmen bietet Frauen, die Führungsambitionen haben, die besten Karriereperspektiven?“ war alles dabei.

 

Großes Lob an die herCAREER für das vielfältige Angebot, das klare mutmacher.in Qualitäten hatte.

The sky`s the limit

„In case of getting stuck – and I get stuck a lot – I learned to pause, to take a deep breath and to linger around for a while. Be it in business or at the mountain, after a while I see the next step” – Susanne Müller Zantop auf dem Weg zum höchsten Gipfel der Welt

 

 

Die erfolgreiche Unternehmerin Susanne Müller-Zantop baute mit 24 Jahren ihr erstes Unternehmen auf. Nach zwölf Jahren verkaufte sie das Technologieunternehmen an Gartner und wechselte zur Siemens AG. Nach Abschluss ihres MBAs an der Universität St. Gallen, gründete Susanne Müller-Zantop 2006 ihr aktuelles Unternehmen CEO Positions AG in Zürich. Ihre Schwerpunkte in der CEO-Beratung sind digitales Stakeholder Management, strategische Kommunikation und High-Tech Inhalte. Susanne Müller-Zantop schreibt regelmäßig auf ihrem Blog CEO Positions, ist Kolumnistin bei „DIE WELT“ und der “Huffington Post” und gibt Vorträge zu Technologie-, Kommunikations- und Wirtschaftsthemen.
Am 17. Mai 2018 erreichte Susanne Müller-Zantop im Alter von 61 Jahren den Gipfel des Mount Everest. In ihrem Gastbeitrag erzählt sie von ihrer Karriere als Bergsteigerin, reflektiert über Ziele und berichtet von ihren Lessons Learned.

 

 

Meine zweite Karriere als Bergsteigerin (neben dem Job als Unternehmerin) schien ein jähes Ende zu nehmen, als ich Ende 2012 von einem Bergführer zurück ins Basecamp geschickt wurde – wegen zu schlechter Performance. Er traute mir nicht zu, die letzten 400 Höhenmeter auf den Aconcagua zu klettern, der auf der Grenze zwischen Argentinien und Chile liegt. Es war sechs Uhr morgens, auf 6’500 Meter Höhe, die Sonne war soeben aufgegangen und beleuchtete ein wunderschönes Farbenmeer am Himmel, tiefblau, hellblau, dazwischen orangefarbene zarte Streifen. Ich hatte auf seine Frage, wie es mir gehe, geantwortet: «Ach, so halt», – und mit den Schultern gezuckt. Das war für ihn das Signal, mich zurückzuschicken! Ich war so geschockt, diese schöne Perspektive aufgeben zu müssen und nicht auf den Gipfel zu dürfen dass ich sofort umkehrte, ohne sein Urteil infrage zu stellen.

 

Anderthalb Jahre später probierte ich es wieder. Diesmal stand ich noch bei 6’000 Meter, als tatsächlich die gesamte Gruppe zurückkehren musste! Das Wetterfenster schloss sich, Gefahr war im Anzug, wir waren genau einen Tag zu spät. Wieder waren vier Wochen Ferien und mein Erspartes dahin, schrecklich. Doch diesmal war ich viel fitter gewesen und hatte noch mehr vom Expeditions-Business verstanden.

 

Als ich durch eine Kette von Zufällen zwei Jahre später die Chance bekam, einen Achttausender zu besteigen, dachte ich überhaupt nicht daran, eine Gipfelchance zu haben. Doch diesmal stimmte alles: Gruppe, Wetter, Leitung, Fitness, Können. Am 30. September 2016 stand ich auf dem Gipfel des Cho Oyu, mit 8’202 Metern dem sechshöchsten Berg der Welt.

 

In diesen Jahren beschäftigte ich mich viel mit der Frage, wie man sich die richtigen Ziele setzt. Sind sie zu hoch, frustriert man sich und scheitert ständig. Sind sie zu niedrig, wird man immer schwächer und depressiver. Ist die Gruppe viel besser als man selbst, sinkt die eigene Leistung. Aber sie sinkt auch, wenn die Gruppe insgesamt schlechter ist als man selbst. Visualisiert man sich selbst auf dem Gipfel, wie es manche Protagonisten des positiven Denkens empfehlen, führt dies in vielen Fällen dazu, den Gipfel eben NICHT zu erreichen. Studien belegen, dass positives Denken hier sogar schaden kann.

 

Ich recherchierte und fand die These, dass Männer und Frauen tendenziell unterschiedliche Formen des Support benötigen, um ein hochgestecktes Ziel zu erreichen. Vielen Frauen ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass Trainer_innen ihnen positive Bestätigung geben. Indem sie sagen «Ich traue Dir das Höchstziel zu», trauen sich viele Frauen dieses Ziel tatsächlich eher zu und die Wahrscheinlichkeit es zu erreichen, steigt deutlich an. Bei Männern ist das ‘externe Zutrauen’ tendenziell weniger erforderlich.

 

Als mich daher ein sehr erfahrener Everest-Expeditionsleiter ansprach und einlud, an einer Everest-Expedition teilzunehmen, sagte ich spontan ‘ja’. Ich hatte mich schon viele Jahre mit dem Berg befasst, auch eine Nachdiplomarbeit für den Executive MBA über die Kommunikation am Everest geschrieben. Aber nie wäre ich von allein auf die Idee gekommen, mich für eine Expedition dorthin zu bewerben.

 

Ein Jahr später, das heisst nach 365-Trainings- und Vorbereitungstagen, sass ich im Flieger nach Kathmandu. Bis zwei Tage vorher hatte ich nicht daran geglaubt, so weit zu kommen. Die extrem teure Finanzierung, die achtwöchige Abwesenheit, der Tod meiner Mutter ein paar Wochen vorher, die Ängste meiner Familie, die schwierige Situation als Unternehmerin, alles kam zusammen. Doch sechs Wochen danach stiegen wir eines Nachts um drei Uhr vom Everest Basecamp aus perfekt akklimatisiert in die letzte von vier aufregenden Kletterpartien in den furchteinflössenden Eisgletscher ein, liefen am folgenden Tag durch das endlos lange Tal des Schweigens, stiegen an der Lhotse-Wand hoch bis ins sogenannte Camp 4 auf 8’000 Meter, wo wir einen Ruhetag bekamen. Ruhetag bedeutete, ab hier dann mit Sauerstoffflasche vor dem Gesicht vor sich hinzudämmern und gelegentlich heisses Wasser für eine Tütensuppe zu bekommen. Hier sagte ich zu meinen Zeltgenossen: «Für mich ist alles über 8’202 Meter schon ein toller Erfolg, denn damit habe ich meinen Gipfelsieg am Cho Oyu bestätigt.»

 

Doch es kam noch besser. Abends um halb zehn startete ich mit meinem Gipfelsherpa vom Camp 4 über die berühmten Eckpunkte des Gipfelanstiegs, den sogenannten «Balkon», den «Südgipfel», den «Hillary Step» zum 8’848 Meter hoch gelegenen Dach der Welt. Dort stand ich um 8.30 Uhr in der Früh, ich hatte exakt zehn Stunden gebraucht und benötigte weitere fünf für den Abstieg. Das sind perfekte Zeitspannen für einen sparsamen Gebrauch des Flaschensauerstoffes und garantiert eine sichere und gesunde Rückkehr.

 

Es dauerte noch einmal zwei Tage zurück ins Basecamp und weitere drei Tage nach Kathmandu, wo ich mich ein paar Tage erholte und begann, das verlorene Gewicht wiederzugewinnen, wie auch die Verdauungsstörungen und den Husten loszuwerden, der einen in der Todeszone erwischt. Freunde fragen mich jetzt, ob ich mit dem Bergsteigen aufhören würde, nachdem ich ‘ganz oben’ war. Ich kann nur sagen, dass ich meine gesamte Ausrüstung gewaschen, sortiert und so in den Keller gepackt habe, dass ich sie jederzeit wieder herausholen kann. Ich glaube, das macht man nicht, wenn man ans Aufhören denkt.

 

Was habe ich gelernt?

  1. Wenn Du an einem Ziel scheiterst, suche als nächstes ein höheres Ziel. Schaue höher, nicht tiefer. Es kann sein, dass es einfach nicht das richtige Ziel war.
  2. Das richtige Ziel erkennst Du daran, dass es Dich unglaublich anzieht. Es geht um den «Pull», die Bergsteiger sagen «Der Berg ruft». Wenn Du Dir ein Ziel setzt und halbherzig darangehst, bei den Vorbereitungen lustlos bist, dann ist das Ziel falsch. Die Vorbereitungen dürfen zwar Angst machen, aber dürfen keine Qual sein.
  3. Schau, dass es wirklich Dein eigenes Ziel ist. Typischerweise erkennst Du es daran, dass es auf den Widerstand Deiner Umgebung trifft. Ein Ziel, mit dem alle einverstanden sind, ist nicht Dein Ziel. Du machst es für jemand anderen (unbewusst macht man oft als Erwachsener noch etwas für Vater oder Mutter).
  4. Sage Deinem Expeditionsleiter bzw. Deiner Chefin, Partner oder Trainerin, dass er bitte ausdrücken möge, wenn er Dir zutraut, Dein hochgestecktes Ziel zu erreichen.
  5. Wenn Du kurz vor dem Ziel zurückgewiesen wirst, dann warte erst einmal ab und kehre nicht gleich um. Sage, es geht Dir bestens! Es gibt immer 31 Wege zum Gipfel und die sieht man erst bei genauem Hingucken.
    1.  

      Susanne Müller-Zantop

Teilzeit – weil es guttut

Plötzlich sind sie da: Schlüsselerlebnisse, die das Leben auf einmal verändern können. Entweder in Form von Schicksalsschlägen, die ein „weiter so“ unmöglich machen. Oder durch die intrinsische Erkenntnis, dass ein „weiter so“ nicht glücklich macht. Bei Hans Dahlke war es eine Mischung aus beidem beziehungsweise führte das eine zum anderen. Seitdem arbeitet der Senior HR Business Partner der Münchner Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG in Teilzeit und führt ein glücklicheres Leben. Ein MFF-Interview über die wirklich wichtigen Dinge im Leben…

 

MFF: Was ist im Jahr 2017 bei Ihnen passiert?

Hans Dahlke: Es war ein Jahr des Umdenkens für mich. Ich hatte gerade eine harte Zeit hinter mir. Meine Mutter, mein Vater und meine Tante sind verstorben. Pflegearbeit, emotionale Momente, intensive Situationen und jede Menge Bürokratie sind dem vorangegangen – ebenso ein Schlüsselerlebnis mit meinem kranken Vater: Es war eine total schwierige Nacht. Ich musste alle 15 Minuten aufstehen und war am nächsten Tag fix und fertig. Trotzdem saß ich am nächsten Tag in der Arbeit und dachte: „Es war so wertvoll, dass ich diese Nacht für meinen Vater da war.“ Da wurde mir bewusst, dass mir mein Job zwar wichtig ist und Spaß macht, aber dass andere Dinge noch viel mehr zählen. Ich war 45, in der Mitte des Lebens und kam zum Nachdenken: Was ist mir wirklich wichtig? Wie möchte ich meine Zeit, die auch so schnell zu Ende sein kann, sinnvoll nutzen? Letztendlich bin ich auf der Erde, um das Leben zu genießen. Und was muss ich ändern, damit ich das kann?

Das war meine Initialzündung zu sagen: Ich möchte mehr Zeit mit meiner Frau und meinen Sohn verbringen, aber auch weniger Stress und mehr Ruhe für mich haben! Also habe ich auf meine Führungsposition verzichtet und Teilzeit beantragt.

 

Sie haben von heute auf morgen gesagt: Tschüss Karriere?

Naja, so einfach war es nicht, aber es hat sich eine günstige Gelegenheit ergeben: Durch eine Umstrukturierungsmaßnahme wurde mein Sachgebiet Personalmanagement mit dem Sachgebiet Personalentwicklung zusammengelegt, meine Kollegin hat die Leitung übernommen und mir wurde eine adäquate Business Partner Stelle angeboten. Zusätzlich habe ich meine Arbeitszeit so gekürzt, dass ich einen freien Tag pro Woche habe.

 

Wie sieht ihr freier Tag aus?

Der beginnt mit Ausschlafen, Genießen und Zeitunglesen. Ich telefoniere mit Freunden und Verwandten, werkle am Haus oder im Garten, verbringe die Mittagspause mit meiner Frau und nehme mir einfach Zeit für Dinge, die mir Spaß machen. Um halb vier hol ich unseren 8-jährigen Sohn von der Schule ab. Dann spielen wir draußen Fußball oder drinnen mit der Modelleisenbahn. Seit ich diesen zusätzlichen freien Tag habe, bin ich entspannter, ist die Familie entspannter und unser Leben entspannter…

 

Was hat sich im Job für Sie verändert?

Interessanterweise nicht viel. Gut, die Führungsaufgaben sind weggefallen, aber ich kann nicht feststellen, dass ich auf die gesamte Woche betrachtet weniger abarbeiten würde.

 

Wie waren die Reaktionen aus dem Umfeld auf Ihr neues Arbeitsmodell?

Ich hatte anfangs bedenken, öffentlich zu sagen: ich trete kürzer, weil ich mehr Zeit für mich haben möchte. Das ist unter Männern eher untypisch und ich hatte Angst als faul zu gelten. Aber das hat sich überhaupt nicht bewahrheitet. Im Gegenteil! Ein Freund hat gesagt: Mensch, du machst das genau richtig!

 

Unter Frauen sind Teilzeit-Modelle absolut angesehen – und das nicht nur unter Mütter. Warum ist das unter Männern anders?

Ich glaube, dass Frauen mehr auf sich hören und wahrnehmen, was ihnen im Kern wichtig ist. Männer fokussieren häufig ein Ziel und rauschen dann über manche Anzeichen – sei es körperlicher Art, im Erleben oder im Erfahren – blind hinweg.

 

Bei der jüngeren Generation scheint das anders zu sein. Das Thema Work-Life-Balance steht hoch im Kurs – bei Frauen wie Männern. Haben Sie das aus Sicht der Personalabteilung schon konkret zu spüren bekommen?

Wir haben gerade einen jungen Mann eingestellt, der von Anfang an gesagt hat, er möchte Zeit für seine Familie haben und eine Nebentätigkeit ausführen und deshalb bei uns in Teilzeit arbeiten. Das finde ich sehr mutig und zeigt den Zeitgeist. Das hätte ich mich beim Vorstellungsgespräch nicht getraut.

 

Warum haben Sie ihn eingestellt?

Erstens war er einfach gut. Zweitens ist der Markt derzeit eng. Drittens finde ich diese Haltung begrüßenswert. Solche Leute brauchen wir im Unternehmen. Zumal wir immer mehr erleben, dass Teilzeit nicht automatisch im Verhältnis proportional weniger Arbeitsleistung bedeutet. Ich habe erst vor kurzem wieder die Rückmeldung aus einer Abteilung bekommen, die eine Frau in Teilzeit neu eingestellt hatten, dass sie mindestens so viel leistet wie eine Vollzeitkraft. Sie erledigt vieles schneller oder verbringt zehn Minuten weniger beim Kaffee mit Kollegen, weil sie weiß, dass sie bis zu einer bestimmten Uhrzeit fertig sein muss, um ihr Kind abholen zu können. Bei Teilzeitkräften ist häufig die intrinsische Motivation sehr hoch, die vorhandene Zeit optimal zu nutzen.

 

Was trägt ihr Unternehmen dazu bei, dass Mitarbeiter Beruf und Privatleben besser vereinen können?

Wir haben ein sehr flexibles Arbeitszeitsystem, das z.B. auch mir während der intensiven Zeit mit meinen kranken Eltern entgegenkam. Selbst wenn in der Kernzeit etwas dazwischenkommt, kann man immer mit dem Vorgesetzten sprechen und individuelle Lösungen finden. Außerdem haben wir die Möglichkeit, Homeoffice in Anspruch zu nehmen und – was für meinen Sohn und mich noch besser funktioniert – Familienbüros. Die Familienbüros sind mit Spielsachen und Arbeitsplätzen ausgestattet. Mein Sohn liebt es, mich in den Ferien gelegentlich in die Arbeit zu begleiten. Wobei er meistens die Spielsachen in mein Büro mitnimmt. Wir haben da schon unsere Rituale: vormittags kommt der Brotzeitmann mit Gemüsesticks. Mittags bestellen wir Pizza. Er spielt, malt oder schaut mir einfach bei der Arbeit zu. Das funktioniert besser als zu Hause zu arbeiten, wenn er nicht in der Schule ist.

 

Ihr Tipp für alle Männer, die Ihnen nachziehen wollen, aber sich nicht trauen?

Nehmt euch immer wieder Zeit, von der beruflichen Rennbahn Abstand zu nehmen und darüber nachzudenken, was EUCH wirklich wichtig im Leben ist. Dann kommt der Mut, die Motivation und die Freude an dem, was man dann tut oder verändert von alleine.

 

Interview: Julia Schmid

 

Die GEWOFAG hat im September 2015 das Memorandum für Frauen in Führung unterzeichnet. Damit bekennt sie sich zu den 15 Punkten der freiwilligen Selbstverpflichtung für mehr Frauen in Führung. Ein Aspekt ist die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Die GEWOFAG setzt sich dafür ein, indem sie Arbeitszeitmodelle wie Teil- oder Gleitzeit ermöglicht, Krippenplätze bereitstellt und betriebliche Sozialberatungen anbietet. 2015 wurde die GEWOFAG dafür mit dem Qualitätssiegel zum audit berufundfamilie von berufundfamilie gGmbH ausgezeichnet.Die GEWOFAG ist eine kommunale Wohnungsbaugesellschaft und mit ca. 35.000 Wohnungen Münchens größte Vermieterin. Sie stellt seit rund 90 Jahren den Münchner Bürgerinnen und Bürgern Wohnraum zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung und bietet damit Alternativen im angespannten Münchner Wohnungsmarkt. Neben Neubau und Vermietung sind die Sanierung und Instandsetzung des Wohnungsbestands die wichtigsten Aufgaben der GEWOFAG.

Zu einem weiteren Beitrag über die GEWOFAG:

Die GEWOFAG engagiert sich aktiv für Mixed Leadership auf allen Führungsebenen

 

Und hier erzählt ein Mitarbeiter eines anderen MFF-Unternehmens – Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG – wie er Job und Familie vereinbart:

„Elternzeit ist kein Karrierehemmnis“

 

Ihr Hauptgewinn: Eine eigene Mentorin

Wir haben unser Versprechen eingelöst und der Gewinnerin unseres Mutmacherinnen-Wettbewerbs eine Mentorin von den Stadtwerken Augsburg vermittelt. Als sich das Tandem aus Veronika Köpf (links) und Gerhild Buchwald-Kraus (rechts) im Februar zum ersten Mal traf, waren wir natürlich mit dabei…

 

Die Teilnehmerin, die für ihren mutigsten Moment die meisten „Gefällt-mir“-Angaben („Likes“) auf unserer Facebook-Seite „mutmacher.in“ sammelt, gewinnt eine Mentorin – so lautete die Challenge, der sich zehn junge Frauen im November letzten Jahres stellten (hier erfahrt ihr mehr über den Wettbewerb). Mit insgesamt 206 Likes für ihren Beitrag entschied Veronika Köpf das Rennen letztendlich für sich (hier geht’s zu ihrem Post). Ihre Entscheidung, nach zweieinhalb Jahren als Krankenschwester in der Notaufnahme im Krankenhaus Friedberg, die Leitung zu übernehmen „ohne zusätzliche Qualifikationen“, wie sie betont, dazu ihr authentisches Selfie in weißer Arbeitskleidung und Rocker-Pose– das weckte die Sympathien der Facebook-Community und erreichte durch zahlreiche „Shares“ über 4.000 Personen. Und das obwohl die 37-Jährige nicht einmal einen eigenen Facebook-Account führt, über den sie hätte Werbung machen können. „Ich bin im Krankenhaus Friedberg bekannt wie ein bunter Hund“, ist die einzige Erklärung, die Veronika Köpf für diesen viralen Effekt beim Treffen in Augsburg parat hat. Als sie darauf hin ihren lockigen Kopf vor Lachen schüttelt wird klar warum: so viel positive Energie ist einfach ansteckend!

 

Mentoring-Auftakt

Immer noch ein bisschen verwundert, dass es nun tatsächlich zum persönlichen Kennenlernen kommt, sitzt Veronika Köpf im Besprechungsraum der Stadtwerke Augsburg ihrer zukünftigen Mentorin Gerhild Buchwald-Kraus – Personalreferentin und in ihrem Verantwortungsbereich auch für das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement zuständig – gegenüber. Beide Damen blicken ihrer gemeinsamen Zeit gespannt entgegen, sind zu Beginn des Treffens aber noch etwas zurückhaltend. Schließlich können sie sich wenig Konkretes unter ihrer Mentoring-Beziehung vorstellen und hoffen, alle gegenseitigen Erwartungen zu erfüllen. Diesen Druck nimmt Simone Schönfeld gleich zum Auftakt in einem einstündigen Workshop. Sie ist Urheberin der Mutmacher.in-Kampagne, führte das Tandem zusammen und nun in die Grundlagen, Spielregeln und Vorgehensweisen des Mentorings ein.

Zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Dr. Nadja Tschirner leitet Simone Schönfeld die Unternehmensberatung Cross Consult und ist unter anderem durch ihre regionalen Cross Mentoring-Programme in München, Frankfurt, Münster und eben auch Augsburg sowie einige Publikationen und ihren Vorsitz in der Deutschen Gesellschaft für Mentoring eine deutschlandweit etablierte Mentoring-Größe. „Mentoring hat sich als effektives Instrument der Personalentwicklung erwiesen und erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit“, sagt Simone Schönfeld und fügt hinzu: „Vor allem bei weiblichen Karriereverläufen kann Mentoring die entscheidenden Stellschrauben – Sichtbarkeit verschaffen, Netzwerk aufbauen, selbstbewussteres Auftreten, Mut machen für Führungspositionen – sehr schnell nachhaltig positiv beeinflussen.“  Daher auch ihre Idee für den Hauptgewinn der Facebook-Aktion… Anstatt eines Sachpreises, sollte die junge Frau, die andere mit ihrer Geschichte zu mutigen Entscheidungen inspiriert, etwas Persönlicheres gewinnen: eine Mentorin!

Simone Schönfeld (rechts) gibt Mentee Veronika Köpf (links) und Mentorin Gerhild Buchwald-Kraus eine Einführung ins Mentoring
Simone Schönfeld (rechts) gibt Mentee Veronika Köpf (links) und Mentorin Gerhild Buchwald-Kraus eine Einführung ins Mentoring

Simone Schönfeld ging bei der Suche nach einer passenden Mentorin für Gewinnerin Veronika Köpf genau so professionell und bedacht vor, wie sie es sonst bei ihren Großkunden macht: Sie telefonierte einige Mal mit ihrer Mentee, ließ sie einen Profilbogen ausfüllen, erfragte ihren beruflichen Werdegang, ihre Ziele, ihre Erwartungen und arbeitete anschließend akribisch ihre Unternehmens-Kontakte in Augsburg nach genauen Vorstellungen ab. „Veronika Köpf studiert berufsbegleitend Gesundheits- und Sozialmanagement an der FOM Augsburg – über diese Verbindung wurde sie damals auch auf den Wettbewerb aufmerksam – und erzählte mir, dass sie gern die Erfahrungen von größeren Unternehmen in diesem Bereich, in ihre Mitarbeiterführung im Krankenhaus Friedberg einbringen möchte“. Doch die Suche nach Ansprechpartnern in diesem Bereich gestaltete sich für Simone Schönfeld schwerer als gedacht. „Viele Unternehmen – obwohl sie es anders nach außen kommuniziert – befinden sich diesbezüglich noch im Aufbau oder fühlen sich nicht kompetent genug, um in eine Vorbildrolle zu schlüpfen“, erzählt die Unternehmensberaterin.

Lydia Pawlowski, Leiterin Personalentwicklung der Stadtwerke Augsburg, vermittelte die Mentorin und stellt sich der Mentee ebenfalls für Fragen zur Verfügung
Lydia Pawlowski, Leiterin Personalentwicklung der Stadtwerke Augsburg, vermittelte die Mentorin und stellt sich der Mentee ebenfalls für Fragen zur Verfügung

Umso mehr freute sie sich, als die Personalentwicklerin der Stadtwerke Augsburg, Lydia Pawlowski – die regelmäßig Mitarbeiterinnen als Mentees in die Cross Mentoring-Programme von Cross Consult entsendet und selbst schon einige Male bei verschiedenen Programmen als Mentorin teilgenommen hat – ihr von Gerhild Buchwald-Kraus erzählte und dann auch noch deren Bereitschaft signalisierte.

 

 

Voneinander lernen

Gerhild Buchwald-Kraus arbeitet seit 2000 in der Personalabteilung der Stadtwerke Augsburg, hatte sich vor einigen Jahren auch aus persönlichem Interesse dem Bereich Gesundheitsmanagement angenommen und beschäftigt sich seitdem beständig – wenn auch noch nicht systematisch genug, wie sie selbst sagt – mit der Frage: „Wie können wir das Risiko, dass Mitarbeiter erkranken, senken?“ Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Fahrerinnen und Fahrern des öffentlichen Personennahverkehrs der Stadt Augsburg, die täglich im Schichtbetrieb hinterm Steuer sitzen und die Verantwortung für den sicheren Transport von hunderten Menschen im Straßenverkehr tragen. „Welche Angebote können wir als Arbeitgeber machen, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem gesünderen Lebensstil zu motivieren und einen Ausgleich zur körperlich anstrengenden Arbeit zu schaffen – der auch wirklich wahrgenommen wird?“, so ihre zentralen Anliegen.

 

Gerhild Buchwald-Kraus stellt sich als Mentorin im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Verfügung
Gerhild Buchwald-Kraus stellt sich als Mentorin im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement zur Verfügung

 

Diese Fragen stellt sich auch Veronika Köpf beinahe täglich. Als Verantwortliche für 17 Pflegerinnen und Pfleger der Notaufnahme im Krankenhaus Friedberg, sieht sie enormen Nachholbedarf bei Angeboten für die physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Belastungen in der Notaufnahme sind vielfältig und enorm hoch. Hinzu kommt der Schichtdienst. Ich sehe viele Kolleginnen und Kollegen auf dem Zahnfleisch gehen. Es ist bekannt, dass niemand die Notaufnahme bis zur Rente durchhält. Aber nur nach dem Aufarbeitungsprinzip zu arbeiten kann nicht der Maßstab sein – gerade in der Gesundheitsbranche“, sagt Veronika Köpf entschieden. Sie möchte im Verlauf ihrer Mentoring-Beziehung zu Gerhild Buchwald-Kraus von ihren Erfahrungen profitieren, möchte überlegen, was davon sie auf das Krankenhaus übertragen und für welche Herausforderungen sie sich wappnen kann. Auch die Abschlussarbeit ihres berufsbegleitenden Studiums hat sie dabei im Blick und sucht nach Anknüpfungspunkten. „Sie können bestimmt auch von vielem Lernen, das bei uns nicht so gut funktioniert hat und es selbst besser machen“, fügt Gerhild Buchwald-Kraus hinzu – „und ich freue mich wiederum auf neuen Input von Ihnen – zumal Sie durch Ihr Studium auf dem aktuellsten Stand sind.“

Als kleinen Vorgeschmack auf künftige Treffen in inspirierender Atmosphäre führte Gerhild Buchwald-Kraus ihre Mentee noch in das neue Besprechungszentrum der Stadtwerke Zentrale. In diesem können Mitarbeiter Räume verschiedenster Größen für Termine reservieren, es aber auch als Ort zum Verweilen und Nachdenken nutzen – oder fürs Betriebs-Yoga mit traumhafter Aussicht. Wenn im lichtdurchfluteten, nach neuesten technologischen und ökologischen Standards modernisierten Obergeschoss beim Blick auf den Dom und beinahe die gesamte Altstadt nicht der Mentoring-Funke zwischen den beiden überspringt, wo dann?

 

Gerhild Buchwald-Kraus (rechts) zeigt Veronika Köpf (links) den Ausblick des neuen Besprechungszentrums
Gerhild Buchwald-Kraus (rechts) zeigt Veronika Köpf (links) den Ausblick des neuen Besprechungszentrums

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Autorin: Julia Schmid

Leistungssport und Führungsposition? Petra Stöckmann beweist, dass das zusammenpasst!

Der Job kann noch so stressig sein, von Burn-Out wird Petra Stöckmann nie betroffen sein. Sie läuft dem Stress einfach davon. Petra Stöckmann ist Teamleiterin im Asset Management für Kerngeschäftsimmobilien bei den Stadtwerken München und erfolgreiche Langstreckenläuferin. An ihre Bestzeiten von 2:58h für einen Marathon und 35:50Min für 10.000 Meter kommt sie zwar nach einigen Verletzungen nicht mehr ganz ran, aber das tägliche Lauftraining und die Teilnahme an Altersklassenmeisterschaften im Cross-Lauf stehen auch nächstes Jahr wieder auf ihrer Agenda. In unserem Interview spricht sie über die Vereinbarkeit von Leistungssport und Führungsposition, das Gemeinschaftsgefühl durch Betriebssport und darüber wie aus ihrem Hobby Liebe wurde.

 

Im Bild oben ist Petra Stöckmann mit ihren SWM-Kollegen aus dem Mitarbeiter-Lauftreff nach erfolgreicher Staffel-Teilnahme am München Marathon zu sehen. Von links nach rechts: Christian Kleinert (nicht mehr bei den SWM), Petra Stöckmann, Michael Rademacher, Georg Prechtl.

 

Was werden Sie normalerweise zuerst gefragt: wie läuft’s im Job oder wie läuft’s im Sport?
Das kommt darauf an, mit wem ich rede. Aber natürlich fragen auch Kollegen in der Mittagspause nach, wenn sie wissen, dass ich gerade wieder einen Marathon gelaufen bin oder der B2Run Firmenlauf vor der Tür steht. Ich bin bei den Stadtwerken schon bekannt als die „schnelle Läuferin“.

 

Gehen Sie auch manchmal mit Kolleginnen und Kollegen laufen?
Wir haben einen Mitarbeiter-Lauftreff, den ich leite und einmal pro Woche als Trainingseinheit nutze. Wir sind da wirklich flott unterwegs. Allerdings sind außer mir nur Männer dabei, muss ich gestehen (lacht). Aus dem Lauftreff ist auch eine Staffel entstanden, mit der wir regelmäßig am München Marathon teilnehmen und als Mixed-Team sehr erfolgreich sind. Und die Stadtwerke München bieten ein Zirkeltraining an, das ich einmal die Woche als Ausgleich zum Laufen nutze. Gerade der Sport hat durch das Miteinander eine große Kraft, die Bindung zu den Kollegen und zum Arbeitgeber zu stärken. Ich fühle mich bei den Stadtwerken sehr wohl und habe vielleicht auch deshalb in schwierigeren Zeiten nicht gewechselt.

 

Wie oft und wie viel trainieren Sie neben diesen beiden Einheiten pro Woche?
Ich laufe jeden Tag – am Wochenende stehen auch mal mehrere Einheiten auf dem Programm. Unter der Woche laufe ich meistens nach der Arbeit – ich bin kein Morgensportler. Da ich zum Training z.T. nach Augsburg pendle, versuche ich das Büro um halb fünf zu verlassen und den Zug zu bekommen. Am Freitag bin ich durch Home-Office flexibler.

 

Wie können Sie das mit Ihrer Führungsposition vereinbaren?
Das funktioniert bei einem Arbeitgeber wie den Stadtwerken sehr gut. Wir haben hier relativ geregelte Arbeitszeiten und es erwartet niemand, dass ich um 19 Uhr noch Termine wahrnehme – was ich als sehr angenehm empfinde. Manchmal gehe ich z.B. nach dem Zirkeltraining abends nochmal ins Büro. Aber das liegt in meinem eigenen Ermessen.

 

Ergänzen sich Sport und Karriere zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance oder bringt die Doppelbelastung zusätzlichen Stress mit sich?
Natürlich kostet es mich manchmal Überwindung – gerade bei Wind, Wetter und Dunkelheit – mich nach der Arbeit noch zum Laufen aufzuraffen. Aber danach fühle ich mich immer gut und habe den Kopf wieder frei. Das ist in stressigen Zeiten unbezahlbar. Durch meinen Sport bin ich nie Burn Out gefährdet, weil ich den Stress nicht mit ins Bett nehme. Dazwischen kommt immer noch die Trainingseinheit, die frische Luft, die Laufkollegen und danach sehen Probleme meistens schon viel kleiner aus.

 

Wieso laufen Sie für die TG Viktoria Augsburg und nicht mehr für die LG Stadtwerke München?
Wir hatten eine sehr gute Mannschaft bei den LG Stadtwerken München, haben viele Titel in der Altersklasse bei den Deutschen Meisterschaften geholt. Aber im Laufe der Zeit sind wir immer weniger Sportler geworden und die Mannschaft ist auseinandergebrochen. Da mein Mann Trainer bei der TG Viktoria Augsburg ist und ich diesem Verein seit zwanzig Jahren angehöre, starte ich nun auch wieder für diesen Verein, dem ich viel zu verdanken habe.

 

Das heißt, Ihr Mann ist gleichzeitig Ihr Trainer – führt das nicht zu Spannungen am Startrand?
Selten. Wir sind seit Jahren ein eingespieltes Team. Mit 14 wurde bei einer Talentsichtung gesagt: dieses Mädchen ist so schnell, die braucht einen Lauftrainer. Den habe ich zwei Jahre später bekommen und irgendwann geheiratet. Er kennt mich besser als jeder andere und bremst mich manchmal eher in meinem Ehrgeiz ein und sagt, dass ich zu viel will und zu wenig Geduld habe.

 

Übertragen Sie Ihren Ehrgeiz auch auf die Arbeit?
Wenn man diesen Ehrgeiz hat, strengt man sich in allen Bereichen an. Ich war in der Schule und im Studium eine der Besten. Und wenn man als Sportler lernt, mit Fleiß und Teamarbeit nach vorne zu kommen, dann stellt man nicht die Laufschuhe in die Ecke sagt: „aber in der Arbeit bin ich ganz anders“.

 

Welche Ziele haben Sie für die nahe Zukunft – sportlich und beruflich?
Wir befinden uns bei den SWM in einem großen Umstrukturierungsprozess. Zwei Teams werden zusammengelegt und ich übernehme dieses dann doppelt so große Team ab 2018. In sportlicher Hinsicht würde ich gerne verletzungsfrei über den Winter kommen und mich für die Bayerischen und Deutschen Altersklassenmeisterschaften im Cross-Lauf – also Schlamm und Wiesen-Rennen – fit machen. Das macht mir eigentlich am meisten Spaß. Aber mit 40 ist das Laufen leider eher ein Kampf gegen den Alterungsprozess, als das Aufstellen von Bestzeiten…

 

Interview: Julia Schmid

 

Petra Stöckmann ist übrigens auch Mitglied im Frauennetzwerk der Stadtwerke München. Mehr über das Frauennetzwerk erfahrt ihr von Gründerin Ines Lindner:

SWM-Frauennetzwerk: „Der Austausch gibt so viel Energie!“

 

Und wie zwei weitere Führungsfrauen der Stadtwerke München Privatleben und Beruf vereinbaren, lest ihr hier:

Topsharing par excellence bei den SWM

Ein Plädoyer für Väter in Teilzeit – von einem Vater in Teilzeit

Viele Väter der neuen Generation wollen neben dem Job mehr Zeit für die Familie haben. Dennoch gehen die wenigsten von Ihnen in Teilzeit. Oft stehen finanzielle Abwägungen im Vordergrund. Hinzu kommt die Angst vor Karriereeinbußen. Und die Tatsache, dass sich Unternehmensangebote für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch überwiegend an Frauen richten. Der Wunsch von jungen Väter in Teilzeit zu gehen, ist für viele Arbeitgeber noch Neuland. Wir sind auf einen Vater gestoßen, der den Schritt gewagt hat und von seinem Unternehmen dabei unterstützt wird.

 

Felix Englberger verantwortet bei OSRAM im Einkauf die Themen rund um „People Excellence“. Das heißt, er entwirft und organisiert Trainings- und Weiterbildungsmodelle, die die systematische Weiterentwicklung von Kolleginnen und Kollegen sowie die Unterstützung einer gewissen „Sichtbarkeit“ von Talenten beim Management jeden Alters und jeder Herkunft in den Blick nehmen. Und das in Teilzeit mit 65%. Warum er in Teilzeit arbeitet, wie er sich mit seiner Frau organisiert und welche Vorteile er daraus zieht, schildert er hier für uns. Denn er möchte seine positiven Erfahrungen mit anderen teilen und zeigen: Väter traut euch – es lohnt sich!

 

“Ich arbeite seit 16 Monaten in Teilzeit. Und zwar NICHT in Elternzeit-Teilzeit, sondern in „normaler“ Teilzeit. Ich betone den Unterschied deshalb, weil ich der Meinung bin, dass sehr viel mehr Väter in Teilzeit arbeiten könnten (und sollten), nicht „nur“ basierend auf rechtlichen Grundlagen und auch nicht nur, wenn die Kinder im Baby- oder Windel-Alter sind. Mein Arbeitgeber OSRAM und auch meine Vorgesetzten unterstützen dies im Übrigen sehr.

Unser Modell sieht so aus, dass ich an drei Tagen die Woche arbeite – also formal 65%. In der Realität wird es etwas mehr sein, was aber für mich völlig in Ordnung ist. Wenn ich arbeite, ist meine Frau für unsere beiden Jungs zu Hause bzw. organisiert das Bringen und Abholen in den Kindergarten, zum Turnen und andere Gruppen. An den beiden Tagen, die ich mit den Kindern zu Hause bin, arbeitet meine Frau wiederum in ihrer eigenen Praxis.

 

Für meine Frau und mich ist dieses Modell ein Geschenk. Jedes Elternteil kann viel Zeit mit den Kindern verbringen und gleichzeitig kann jeder seinem (Teilzeit)-Job nachgehen. Dann noch zwei gemeinsame Wochenend-Tage! Wir denken auch, dass dies ein Arbeit- und Familienmodell ist, welches nachhaltiger glücklich macht und welches wir – zumindest für die Zeit, in der unsere Kinder auch wirklich Lust auf viel Zeit mit uns haben, als das beste ansehen. Bei uns entfallen viele Diskussionen, die andere Familien führen müssen wie z.B.: Kind krank – wer kann heute zu Hause bleiben???

 

Uns mag etwas finanzieller Spielraum verlorengehen. Zeit für Familie und eine wunderbare Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind für uns aber auf alle Fälle wichtiger als zwei Winter- und zwei Sommerurlaube pro Jahr.

 

Und ich habe im Umfeld des OSRAM-Managements die Erfahrung gemacht, dass es durchaus gesehen und geschätzt wird, wenn jemand in Teilzeit vollen Einsatz bringt. Zumal man die besten Einfälle sowieso zu Hause hat und nicht hier im Großraumbüro 😉 Lange Rede, kurzer Sinn: Es könnten – meiner Meinung nach – viel mehr Männer (zumindest phasenweise) in Teilzeit arbeiten. Man muss sich eben nur trauen und selbst eingestehen können, dass in der Arbeit auch mal etwas ohne einen geht oder dass „andere Dinge“ vielleicht genauso wichtig sein sollten wie der Job als „Komfortzone“. Zeit zu Hause ist ebenso anstrengend! Und wer im Job viel erreichen kann, der sollte auch diese „Home-Work“ meistern können 😉 Wer sich in erster Linie über seinen Beruf definiert und vor allem dort Bestätigung findet, für den ist mein Modell sicher ungeeignet.”

 

Text: Felix Englberger

 

Hier geht’s zu einem Artikel über einen KPMG-Mitarbeiter, der eine längere Auszeit für seine Tochter genommen hat:

„Elternzeit ist kein Karrierehemmnis“

 

Und hier findet ihr einen Beitrag über ein tolles Modell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Führungspositionen: Topsharing

Topsharing par excellence bei den SWM

 

Und so kann’s funktionieren, wenn sich beide Elternteile auf ihre Karriere konzentrieren wollen:

Mutmacher.in für Dual Career

Topsharing par excellence bei den SWM

Topf und Deckel, Blume und Biene, Bayern und Berge – all diese Vergleiche von perfekter Ergänzung reichen nicht aus, um das Topsharing-Tandem aus Clara Kronberger (rechts auf dem Bild) und Nicole Gargitter (links) bei den Stadtwerken München zu beschreiben. Die eine mit technischem, die andere mit betriebswirtschaftlichem Background – zusammen leiten sie den Bereich “Telekommunikation” mit 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Umsatz von 50 Millionen Euro. Als Kolleginnen über Jahre zusammengewachsen, kamen sie aus familiären Gründen auf die Idee, sich gemeinsam für eine Führungsposition zu bewerben. Sie konnten die Hausspitze durch ihr proaktives Engagement von ihrem Konzept überzeugen – weil sie einzeln spitze und zusammen unschlagbar sind.

 

Im Interview mit dem Memorandum für Frauen in Führung, dem die Stadtwerke München angehören, sprechen sie offen über ihr enges Verhältnis, anfängliche Probleme und wie sehr sie sich gegenseitig bereichern. Eines steht schon nach wenigen Minuten fest: Der Spaß kommt bei den beiden trotz der großen Verantwortung nie zu kurz.

 

Im Vorfeld haben wir Nicole Gargitter und Clara Kronberger einen Fragebogen zugeschickt, den sie unabhängig voneinander ausfüllen sollten. Ihre Antworten fließen in den Beitrag mit ein.

 

Wieso als Tandem?

Clara Kronberger (K.): Wir teilen seit sechs Jahren Büro und Aufgabenbereich, haben viele Projekte gemeinsam durchdacht, uns gegenseitig unterstützt und dabei gesehen, dass sich unsere Kompetenzen sehr gut ergänzen. Dazu kommt, dass ich wegen meiner dreijährigen Tochter nur zu 50% arbeiten möchte und Nicole sich auch irgendwann Kinder wünscht und nicht immer – wie im Moment noch – in Vollzeit arbeiten will. Weil diese Position mit dieser Führungsspanne und Budgetverantwortung für eine alleine in Teilzeit nicht machbar wäre, haben wir gesagt: 0,5+0,5=1.

 

Wie teilen Sie sich die Arbeit auf?

Nicole Gargitter (G.): Durch ein Coaching, das wir uns organisiert haben und Learning by Doing haben wir erkannt, dass es sinnvoll ist, gemeinsame Themen (wie Personalentscheidungen) und eigene Schwerpunkte zu haben – je nach Neigung und Dringlichkeit. Anfangs haben wir versucht alles gemeinsam zu bearbeiten, weil wir dem anderen nichts wegnehmen und stets am Ball bleiben wollten. Das hat aber dazu geführt, dass keiner mehr eine eigene Bühne hatte und ein Thema alleine angehen konnte.

K.: Auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gilt: ich bin vormittags da und eher der Ansprechpartner für die frühen Vögel und langfristen Anliegen. Nicole ist diejenige, die schneller agieren kann und rund um die Uhr greifbar ist. Aber wir halten uns gegenseitig auf dem Laufenden, sodass wir vor Mitarbeitern immer beide sprechfähig sind.

 

Sie sprechen von einem Lernprozess – wo hat es am Anfang gehapert?

K.: Ich würde unser Modell mit einer Beziehung vergleichen. Wir haben uns auf einer völlig anderen Ebene nochmal kennen gelernt – gegenseitig und uns selbst. Was ist dem anderen wichtig? Wo sind die feinen Unterschiede?

G.: Wir sind anfangs immer mal wieder in Konfliktsituationen gelaufen, die von keinem böse gemeint waren. Als wir beim Coaching über Punkte gesprochen haben, die uns stören, haben wir gemerkt, dass das oft nichts mit dem anderen zu tun hatte, sondern mit der eigenen Bewertung der Situation. Manchmal ist man selbst unsicher oder wünscht sich mehr Sichtbarkeit und projiziert das auf den anderen.

K.: Durch Nicole habe ich gelernt, meine Sichtweisen immer zu reflektieren. Das sind wichtige Selbsterfahrungswerte, die mich auch fachlich enorm weitergebracht haben.

 

Welche Stärken hat aus Ihrer Sicht Ihre Tandem-Partnerin?

Clara Kronberger über Nicole Gargitter: Direktheit, Loyalität, Herzlichkeit, fachliches Verständnis sowohl für wirtschaftlich komplexe Themen als auch für Telekommunikation, Networking Kompetenz, Offenheit, geht auf alle Menschen unvoreingenommen zu, kann gut fokussieren und priorisieren, Engagement, Motivation, Verbindlichkeit, Präzision, Reflexionsfähigkeit, Kommunikativ

Nicole Gargitter über Clara Kronberger: begeisterungsfähig, lustig, emotional, loyal, zuverlässig, ehrlich, entscheidungsstark, durchsetzungsstark, intelligent, strukturiert, strategisch

 

So wie sie die Stärken der jeweils anderen beschreiben, scheinen Sie beide sehr unterschiedliche Persönlichkeiten zu sein. Konnten Sie das von Anfang an produktiv für sich nutzen?

G.: Clara ist eher die Strategin und hat die Richtung im Blick, ich versuche die zwischenmenschlichen Komponenten im Blick zu behalten und sehr stark auf die Zahlen zu schauen. Diese Synergien haben wir sehr früh verstanden zu nutzen.

K.: Nicole ist Herz und Zunge unseres Tandems, aber wir sind beide leidenschaftliche und emotionale Personen. Damit beflügeln wir uns gegenseitig. Meistens. Manchmal kann das auch in den Abgrund führen. Aber Gott sei Dank nur sehr selten und wir finden auch immer wieder raus (beide lachen)….

 

In welcher Sache gehen Ihre Meinungen am weitesten auseinander?

K.: “Wie man mit und in hierarchischen Systemen mit Vorgesetzten und Mitarbeitern umgehen sollte.”

G.: “Bedeutung von Hierarchie”

 

Beim Thema “Hierarchien” sind Sie sich einig, dass Sie sich nicht einig sind. Was hat es damit auf sich?

K.: (Lacht) Wir haben ein etwas unterschiedliches Verständnis dafür, wofür Hierarchien gut sind. Während es mir nicht so schwer fällt zu akzeptieren, dass es Hierarchien und damit einhergehende Regeln gibt, würde Nicole oft lieber den direkten Weg nutzen, wenn er schneller und effizienter ist. Da kommen wir immer mal wieder in lustige Situationen.

 

Also ihre Uneinigkeit sieht dann so aus, dass sie darüber lachen?

G.: Ja, weil es in dieser Hinsicht oft so ist, dass ich in Fettnäpfchen trete und Clara muss mir dann immer erklären warum ich da rein getreten bin.

 

Waren Sie beide schon mal so von Ihrem Standpunkt überzeugt, dass es zu keiner Einigung kam?

G.: Nein, das ist uns noch nie passiert.

K.: Es war uns aber auch von vornherein klar: das darf nicht passieren!

G.: Man ärgert sich vielleicht Mal kurz über etwas, das die andere gemacht hat. Aber ich weiß immer – und das mein ich so zu 100% – dass Clara das nie aus böser Absicht tun würde oder weil sie mir schaden will. Sondern weil’s halt einfach in der Hektik passiert ist. Wir unterstellen uns beide grundsätzlich nur das Positive.

 

Trauen Sie dieses Fingerspitzengefühl auch Männern zu?

K.: (lacht) Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

G.: Männer schaffen das auch, aber wahrscheinlich mit anderen Bewältigungsmechanismen. Wir diskutieren halt abends nochmal zwei Stunden am Telefon, weil wir das beide unbedingt klären möchten. Ich könnte mir vorstellen, dass Männer dieses Bedürfnis vielleicht weniger haben und Uneinigkeiten dann so regeln: Abhaken ohne groß drüber zu reden, oder einfach mal auf ein Bier gehen und dann ist danach wieder alles ok.

 

Die Kehrseite Ihres Ausdiskutierens ist aber auch ein zeitlicher und emotionaler Zusatzaufwand…

G.: Den Abstimmungsaufwand muss jedes Topsharing- oder Jobsharing-Tandem bewältigen. Aber uns hilft das gleichzeitig, in der Führungsaufgabe zu wachsen und voneinander zu lernen. Und wir sehen einen Mehrwert darin, dass wir uns gegenseitig und auch uns selbst besser kennen lernen. Das ist uns beiden der Zeitaufwand wert.

K.: Und wir haben dabei auch ziemlich viel Spaß!

 

Können Sie sich an eine Entscheidung/berufliche Situation erinnern, bei der Sie vom Wissen/der Kompetenz Ihrer Tandem-Partnerin profitiert haben?

K.: Immer wenn es um wirtschaftlich komplexere Themen geht. Außerdem immer dann wenn es mehr um persönliche Vernetzung und weniger um Standardprozesse geht (also meistens ;-). In jeder Situation als Reflexionspartnerin, um mein eigenes Verhalten aus Ihrer Perspektive zu sehen.

G.: Im Umgang mit hierarchischen Menschen und im Umgang mit meinen eigenen Ängsten und Unzulänglichkeiten.

 

Wollen Sie eigentlich jemals wieder ohneeinander arbeiten?

K.: Mein Lebens- und Familienmodell hängt untrennbar mit diesem Topsharing-Modell zusammen, das merke ich immer wieder wenn Nicole in ihren verdienten Urlaub geht und ich es nicht mehr schaffe, die 50% zu halten. Aber deswegen sind wir nicht für Ewigkeiten aneinander gekettet. Wir wollen uns auch die Freiheit geben, uns zu entwickeln. Aber wir könnten natürlich auch zusammen weiter nach oben gehen – (lacht).

G.: Oh ja, das könnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Aber ich muss ehrlich sein: ich möchte zwar Kinder, aber sollte das nicht klappen, stellt sich bei mir vielleicht irgendwann die Frage, ob ich mich dann verstärkt meiner Karriere zuwende und in eine Richtung gehen möchte, die Clara dann nicht mehr mitgehen will.

Aber wenn das mit den Kindern klappt, könnte ich mir sehr gut vorstellen, mit Clara bis nach oben durchzumarschieren.

 

Beschreiben Sie Ihr Duo mit einem Satz…

K.: Wir können uns auf einander verlassen und ergänzen uns mit unseren jeweiligen Fähigkeiten und Stärken.

G.: Unser Duo profitiert von 100%igem Commitment und Vertrauen zueinander und zur Sache.

Interview: Julia Schmid

 

Hier geht’s zu einer weiteren Führungsfrau der Stadtwerke München, die Lust aufs Nachmachen bereitet:

Mutmacher.in für „einfach ausprobieren“

Eine Analyse zu flexiblen Arbeitsmodelle in Unternehmen nimmt dieser Beitrag vor:

Flexible Arbeitswelten für Frauen und Männer – nur nicht auf den Topetagen

 

Und auch Männer kommen bei uns zu Wort:

„Meine Work-Life-Balance stimmt“

So gelingt Karriere in Teilzeit

Mirjam Giorgini macht vielen Frauen Mut, die daran zweifeln, dass beides möglich ist: Verantwortung im Job UND Zeit für Kinder. Die 37-Jährige hat Karriere im Bereich “Audit” beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG in Köln gemacht, den Aufstieg zur Partnerin direkt nach der Elternzeit gemeistert und arbeitet in Teilzeit – denn: „Ich habe kein Kind bekommen, um keine Zeit mit meiner Tochter zu verbringen“, sagt Mirjam Giorgini. Dem Memorandum für Frauen in Führung, das auch KPMG unterzeichnet hat, gewährt sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag als Führungsfrau mit 80% Arbeitszeit.

 

Teilzeit ist bei Ihnen keine Sackgasse – Sie wurden nach der Babypause sogar befördert, wie kam es dazu?

Mirjam Giorgini: Ich hatte mich schon vor meiner Schwangerschaft für die Position als Partnerin beworben und war für die Beförderung vorgesehen. Dann wurde ich mitten im Auswahlprozess schwanger. Aber KPMG hat Wort gehalten und mich ein Jahr nach meiner Elternzeit zur Partnerin bestellt. Allerdings war es für meinen zukünftigen Verantwortungsbereich erforderlich, dass ich sofort mit mindestens 80 Prozent wieder einsteige. Ich hätte gerne nach der Elternzeit erstmal mit weniger angefangen, allerdings war das bei mir wegen des zu betreuenden Mandantenportfolios leider nicht möglich. Dafür konnte ich aber Arbeitszeit und -ort flexibel gestalten.

 

Wie funktioniert Ihr Arbeitsmodell im Alltag?

Ein Kind funktioniert nicht nach Plan und die eigene Einstellung ändert sich mit Kind auch vollkommen. Nur mit einem guten Netzwerk und viel Kommunikation sind die täglichen Herausforderungen zu meistern. Und die Flexibilität, die ich von KPMG und meinem Team bekomme, ist ein Geben und Nehmen. Wir hatten beispielsweise kürzlich zwei Kollegen, die über eine längere Abwesenheit vertreten werden mussten. Da bin ich auch eingesprungen und habe weit mehr geleistet als es meine Aufgabe gewesen wäre. Vor allem aber überlege ich mir sehr genau, wofür ich welche Zeit aufwende und wie ich den Tag plane. Was mir dabei auch sehr wichtig ist, ist das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen zwischendurch. Damit ich mich auf mein Team verlassen kann – und anders wären die 80 Prozent nicht möglich – nehme ich mir zwischendurch immer Zeit für einen privaten Plausch.

 

Sie haben nach dem Studium bei KPMG begonnen und sind auf direktem Weg zur Partnerin durchmarschiert. War das von Anfang an ihr Ziel?

Nein. Ich war damals sehr jung, 24 Jahre, und wollte alles auf mich zukommen lassen. Was ich schon im Blick hatte, war das Steuerberater-Examen. Das hat zum Glück beim ersten Versuch geklappt. Meine Mitstreiter haben damals alle gesagt: „Komm, wir versuchen sofort noch den Wirtschaftsprüfer drauf zu setzen, sonst machen wir das nicht mehr.“ Da habe ich mich angeschlossen. Ich hatte dann das Glück einen Mentor zu finden – er war von Anfang an von meiner Leistung überzeugt und hat mich seit der bestandenen Prüfung zur Wirtschaftsprüferin auf dem Weg zur Partnerin unterstützt und begleitet.

 

Warum gibt es trotz Flexibilitätsangebot immer noch wenige Frauen in der Position?

Die Wirtschaftsprüfungsbranche ist schon noch eine Männerdomäne und es ist nicht immer einfach, sich in diesem Umfeld durchzusetzen. Auch ich bin mit Fragen konfrontiert worden: ‚Wie willst du das schaffen? Beruf und Familie, ist das in der Position überhaupt realisierbar?‘ Da benötigt man ein starkes Rückgrat und ein gut funktionierendes Netzwerk, um zu sagen, ich trau mir das trotzdem zu und stelle mich der Herausforderung. Und zum anderen ist es bis zu den beiden Berufsexamina manchmal ein langer und harter Weg. Wenn man auch nach drei Versuchen nicht erfolgreich war, muss man sich innerhalb der KPMG neu orientieren und Alternativen zur geplanten Karriere finden, da in der Wirtschaftsprüfung das WP-Examen für die Beförderung zum Manager notwendig ist. Das schreckt viele ab. Zudem benötigen Frauen wie Männer für die Akzeptanz flexibler Arbeitsmodelle neben ihrer fachlichen Fähigkeit die Anerkennung und Unterstützung im Management.

 

Was sollte sich ändern, damit noch mehr Frauen Karriere in Teilzeit machen können?

Mehr Frauen in Führungspositionen, die andere Frauen in ihrem Berufsalltag unterstützen, die Möglichkeiten für Beruf und Familie aufzeigen und die selbst nicht kritischer sind als Männer. In unserer Branche wird zudem bereits überlegt, wie man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter früher zu den Examina bewegen kann. Der andere Ansatzpunkt ist die interne Akzeptanz. Ein Beispiel: Telefonkonferenzen für die Besprechung interner Angelegenheiten wurden oft zwischen 17 und 19 Uhr eingestellt. Meetings fanden häufig nachmittags in Düsseldorf statt. Wie soll ich das als Mutter schaffen? Anfangs wusste ich nicht damit umzugehen. Irgendwann habe ich das Thema offen angesprochen und darum gebeten, die Termine zu günstigeren Zeiten zu legen. Und siehe da, es war überhaupt nicht böse gemeint, sondern einfach nicht präsent. Mittlerweile hat sich das wunderbar eingespielt.

 

In Skandinavien ist es üblich, dass ab 16 Uhr keine Termine eingestellt werden. Warum klappt das in Deutschland – der Wirtschaftsnation schlechthin – nicht?

Skandinavien ist zum Beispiel stärker davon geprägt, dass mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen arbeiten und Männer wie Frauen ein Interesse daran haben, beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein intaktes Familienleben zu führen. In Deutschland ist es tatsächlich immer noch so, dass mehrheitlich der Mann im Job den Erfolg hat und die Frau in Teilzeit arbeitet. Zwar ist es in den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich und auch bei KPMG hat sich der Anteil der Partnerinnen in den letzten drei Jahren um mehr als 40% erhöht, aber auch in meinem direkten Umfeld befinden sich fast nur Partner, die mit den alltäglichen Herausforderungen der Kinderbetreuung kaum konfrontiert sind.

 

Warum haben Sie sich mit Ihrem Mann nicht anders organisiert?

(Mirjam Giorgini lacht bei dieser Fragen und sagt:) Ja, das ist interessant. Wahrscheinlich weil ich schon immer die treibende Kraft war, die Kinder wollte. Hinzu kam der Spagat mit dem Jobangebot. Da habe ich für mich beschlossen: Ich möchte ein Kind und weiter im Beruf bleiben, das heißt aber dann nicht, ich arbeite 100% oder 120% und mein Mann übernimmt in Vollzeit die Erziehung unserer Tochter. Zusätzlich kam bei meinem Mann das Pendeln hinzu. Und ich muss sagen, für mich ist Laura der perfekte Ausgleich. Ich bin eigentlich ein Workaholic, arbeite gerne und viel. Laura erdet mich total. Ich würde das Muttersein auf keinen Fall missen wollen.

 

Hatte ihr Mann Elternzeit?

Nein, dies war leider zu dem Zeitpunkt bei seinem Arbeitgeber nicht zu realisieren.

 

Aber er hat einen gesetzlichen Anspruch darauf!

Der gesetzliche Anspruch ist das eine, die Umsetzung für die Eltern sieht da aber anders aus. Hier sind Abstimmungen mit den jeweiligen Arbeitgebern erforderlich und müssen immer mit dem Job in Einklang zu bringen sein, gerade wenn es um längere Projekte geht. Dafür bleibt er jetzt drei Monate zu Hause und kann die Zeit mit unserer Tochter nutzen.

 

Würden Sie für ein zweites Kind einen Karriererückschritt in Kauf nehmen?

Warum sollte ich das? Ein zweites Kind heißt doch nicht Karriererückschritt, sondern ist eine neue Herausforderung, der ich mich jederzeit stellen würde. Es gibt bei KPMG auch andere Partnerinnen mit mehreren Kindern und ich möchte ein Vorbild sein, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktionieren kann, dafür stehe ich.

 

Interview: Julia Schmid

 

Und so sieht ein typischer Arbeitstag von Mirjam Giorgini aus…

 

Als Partnerin im Bereich Audit (Prüfungen von Konzern- und Jahresabschlüssen) stehen gerade in der Busy-Season – das heißt bei mir in der Zeit zwischen Anfang Februar und Ende Juni, in der die meisten Abschlüsse und Aufsichtsratssitzungen stattfinden – viel Arbeit und enge Fristen an. So schaffe ich mein Pensum während dieser Phase in Teilzeit:

 

Zwischen 8:00 – 8:30 Uhr bringe ich auf dem Weg zur Arbeit unsere Tochter Laura in den Kindergarten. Mein Mann musste bisher nach Düsseldorf pendeln, deshalb habe ich das Bringen und Abholen übernommen. Bald arbeitet er in Köln, vielleicht organisieren wir uns dann anders.

 

Ab 9:00 Uhr bin ich im Büro oder beim Kunden. Da meine Arbeitszeit begrenzt ist, starte ich sofort von null auf hundert – einen gemütlichen Start in den Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Wenn Mandantentermine auswärts anstehen, versuche ich sie mir auf die Zeit zwischen 9 Uhr und 16 Uhr zu legen, um Laura am Nachmittag pünktlich wieder abholen zu können. Ich bin überwiegend für den Bereich NRW zuständig, die meisten Mandate kann ich an einem Tag gut abfahren. Ich bin häufig und gerne bei meinen Kunden und Teams vor Ort, vor allem bei Gesprächen mit der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und selbstverständlich auch bei offenen Fragen oder zur Unterstützung meines Teams.

 

12:30 – 13:00 Uhr: Meine Mittagspause verbringe ich am Arbeitsplatz. Für eine halbe Stunde schließe ich meine Tür, lese und erledige Dinge, für die ich Ruhe brauche.

 

Ab 16:30 Uhr: An drei Tagen in der Woche hole ich Laura zwischen 16:30 Uhr und 17 Uhr vom Kindergarten ab. An den anderen beiden Tagen haben wir eine „Leihoma“ und ich kann an diesen Tagen die Zeiträume flexibel steuern und bei Bedarf etwas länger arbeiten. KPMG hat uns über den Elternservice AWO eine pensionierte Kindergartenleiterin vermittelt, die eine neue Aufgabe gesucht hat. Lauras Großeltern leben leider nicht in Köln, deshalb ist das für uns perfekt. Und Laura mag sie total gerne. Sie gehört mittlerweile zur Familie und ist genau wie die Großeltern bei Geburtstagsfeiern dabei.

 

Manchmal muss ich zwischen 17 Uhr und 19 Uhr zu Hause noch ein wichtiges Telefonat wahrnehmen. Dann kommt es schon mal vor, dass Laura zu unserer Nachbarin zum Spielen geht. Aber das soll die Ausnahme bleiben, denn ich habe kein Kind bekommen, um neben meinem verantwortungsvollen Job überhaupt keine Zeit mehr mit der Kleinen zu verbringen. Unter der Woche ist unsere gemeinsame Zeit zwischen 17 Uhr und 20 Uhr ohnehin kurz.

 

Nach einem gemeinsamen Abendessen bringen mein Mann oder ich Laura um ca. 20 Uhr ins Bett. Danach fahre ich regelmäßig nochmal den Rechner hoch. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass sie mich immer anrufen können, aber oft warten sie bis nach 20 Uhr. Die Arbeitszeit bis ca. 23 Uhr kommt in der Busy-Season zu meiner 80%-Regelung nochmal on top, dafür kann ich mir die Zeit im Sommer wieder frei nehmen. Das schätze ich wirklich sehr an KPMG. Auf das ganze Jahr gesehen, funktioniert das mit der 80%-Regelung gut, vor allem was meine Mandatsverantwortung und mein Team angeht.

 

Hier erzählt Birgit Derks, Referatsleiterin bei der Bayerischen Versorgungskammer, wie sie ihre Führungsposition in Teilzeit mit zwei Kindern vereinbart:

Karriere-Talk mit Birgit Derks, BVK

 

Stephanie Vischer, Mutter und Abteilungsleiterin bei LBS Bayern, möchte genau so Karriere machen können wie ihr Mann:

Karriere-Talk mit Stephanie Vischer, LBS Bayern

 

Daniel Jagar ist Senior Manager bei KPMG und arbeitet flexibel, um möglichst viel Zeit für die Familie zu haben:

„Elternzeit ist kein Karrierehemmnis“