Karriere-Talk mit Ulrike Kümmerle, BSH

Vier Monate nach der Geburt des Kindes zurück in den Job? Das klingt nach einer großen Herausforderung. Ulrike Kümmerle ist Head of Corporate Finance bei der BSH Hausgeräte GmbH und hat genau diese Herausforderung gleich zwei Mal erfolgreich gemeistert. Unterstützt hat sie dabei unter anderem ein überaus flexibles Teilzeitmodell ihres Arbeitgebers. Wie das genau aussah, erzählt die zweifache Mutter in unserem Karriere-Talk.

 

Frau Kümmerle, würden Sie uns bitte kurz erzählen, wie Sie es schaffen, Familie und Beruf zu vereinbaren?

Nach der Geburt meines ersten Kindes hat es mir das Gleitzeitmodell ermöglicht, relativ schnell und zunächst in geringer Teilzeit wieder auf meine Stelle zurückzukehren. Nach gelungener „Probezeit“ habe ich meine Arbeitszeit in kurzer Zeit sukzessive auf 85 Prozent erhöht.

 

Wie lange haben Sie sich selbst unter „Probezeit“ gestellt und was waren die größten Herausforderungen in Ihrer Wiedereinstiegsphase?

Mir wurde in meiner Anfangsphase mit 15 Stunden pro Woche nach ca. drei Monaten klar, dass ich meine Arbeitszeit erhöhen kann und sollte. In mehreren Schritten – und da war ich der Personalabteilung sehr dankbar für die Flexibilität – habe ich dann auf 30 Stunden in der Elternzeit, später auf 34 Stunden und inzwischen wieder auf Vollzeit erhöht. Die größten Herausforderungen am Anfang waren sicher, das schlechte Gewissen nicht beidem, Familie und Beruf zu 100% gerecht zu werden, das Bewusstsein auf einmal nicht mehr zeitlich flexibel zu sein und natürlich die Müdigkeit…

 

Welche Rolle spielt/e die Mentalität Ihres Arbeitgebers für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie?

Das Vertrauen meines damaligen Vorgesetzten sowie die grundsätzliche Offenheit der BSH zum Thema Führung in Teilzeit haben mich sicher ermutigt. Entscheidend war jedoch der Spaß an meiner Arbeit.

 

Hat sich das Modell auch bei Ihrem zweiten Kind bewährt?

Auf jeden Fall! Mein Vorgesetzter und meine Familie haben mich von Anfang an in meinem Vorhaben unterstützt, rasch in meine Position zurückzukehren. Manche Kollegen mussten sich zunächst an die Machbarkeit des Konzeptes gewöhnen. Es wurde jedoch schnell für alle zur Normalität. Die guten Erfahrungen dieser Jahre in Teilzeit haben es mir ermöglicht, jetzt wieder eine neue Führungsposition in Vollzeit auszuüben.

 

Wie sah Ihr Konzept konkret aus? Haben Sie von zu Hause weitergearbeitet und waren an Nicht-Bürotagen trotzdem erreichbar, oder haben Sie Büro- und Familienzeit strikt getrennt?

Ich habe anfangs zwei Tage im Büro und den Rest zuhause gearbeitet. Als die Kinderbetreuung jedoch eingespielt war, bin ich auf vier Tage Büro und einen Home Office Tag gewechselt. Inzwischen trenne ich Büro und Familienzeit möglichst und weiche nur in Ausnahmen in das Home Office aus. Das funktioniert in meinem Fall am besten. Hier sollte aber jeder flexibel sein dürfen.

 

Nach Ihren Erfahrungen – welche Tipps können Sie Frauen in ähnlichen Situationen geben?

Nach meiner Erfahrung war es wichtig, dass ich schon nach vier bzw. fünf Monaten wieder in meinen alten Job zurückgekehrt bin und von dort meine Karriere ausbauen konnte. Es klingt vielleicht hart, aber eine Auszeit von einem Jahr oder mehr bedeutet im beruflichen Kontext einfach oft einen Rückschritt, den man erst wieder aufholen muss. Deshalb rate ich den Frauen hier mutig zu sein, wenn es sich privat organisieren lässt. Desweiteren sollte mittelfristig eine Teilzeit mit mindestens 25-30 Wochenstunden angestrebt werden, denn nur so qualifiziere ich mich für verantwortungsvolle Jobs.

 

Interview: Julia Schmid

Karriere-Talk mit Marianne Both, BSH

Als Marianne Both auf der herCAREER von ihrem Jobwechsel nach der Elternzeit berichtet, bildet sich eine Menschentraube. Marianne Both ist Referentin im Bereich Corporate Innovation and Product Extension bei der BSH Hausgeräte GmbH. Sie begeistert ihre Zuhörerinnen nicht nur mit ihrer Geschichte, sondern auch mit ihrem Mut und ihrer lockeren Art. Am Ende des „KarriereMeetups“ hat sie es geschafft, jede Mutter davon zu überzeugen, dass ein Kind nicht das Ende einer Karriere bedeuten muss. Manchmal kann es sogar der Anfang für Neues sein. Mehr dazu in unserem Karriere-Talk:

 

Frau Both, wie kam es zu der Entscheidung, nach der Elternzeit den Job zu wechseln?

Mein Wohnort war auch schon vor der Elternzeit München. Mir war immer bewusst, dass ich das Pendeln von 121 Kilometern nach Traunreut nur für eine gewisse Zeit machen kann. Zudem wollte ich mich nach sechs Jahren Arbeit auf einer Position auch weiterentwickeln. Also kam die Elternzeit gerade recht, um die Berufspause zur Neuorientierung zu nutzen.

 

Klingt fast so, als wäre das Mutterwerden für Sie zum Karrieresprungbrett geworden… Einfach nur Glück oder viel Eigeninitiative?

Ich würde das Mutterwerden nicht als Karrieresprungbrett bezeichnen, sondern lieber als berufliche und private Weiterentwicklung, zu dem es sehr viel Eigeninitiative bedarf. Wie bei jedem Stellenwechsel half hierbei ein gepflegtes Netzwerk, den Mut über seinen eigenen Schatten zu springen und etwas Neues zu wagen und natürlich auch Glück. Das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem man sucht, eine spannende Stelle zu besetzten ist.

 

Marianne Both BSH

 

Wer hat Sie bei Ihrem Jobwechsel unterstützt?

Vor allem mein Abteilungsleiter hat mich unterstützt – in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Kollegen aus dem Personal. Beide haben mit einem sehr großen Vertrauensvorsprung in meine Person alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine neue Stelle für mich mit 30 Wochenarbeitsstunden zu schaffen.

 

Wie haben Sie die ersten Wochen nach Ihrer Elternzeit erlebt?

Am Anfang hat es ein bisschen gedauert, mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass ein Arbeitstag um Punkt 16:15 Uhr endet. Egal, ob im Telefonat, in einer Besprechung oder mitten in Gedanken zu einem neuen Konzept –  natürlich arbeitet der Kopf auch nachts und auf dem Spielplatz weiter. Aber die Zeit, in der man aktiv mit anderen Kollegen arbeiten kann, ist sehr begrenzt. Ich gehe jeden Tag mit dem Gefühl nach Hause, nicht alles geschafft zu haben, beziehungsweise immer nur 80%-Lösungen zu generieren. Dies hat mich zu Beginn des Wiedereinstiegs sehr gestresst. Mittlerweile habe ich diesen Gefühlszustand akzeptiert und kann besser damit umgehen.

Durch einen freien Tag pro Woche fülle ich meine Energiereserven auf, damit ich noch viele Jahre Freude an meinem Job und meiner Familie haben kann.

 

Würden Sie diesen Schritt anderen Frauen in einer ähnlichen Situation weiterempfehlen?

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber: Ja, ich würde es immer wieder so tun! Natürlich ist es nicht einfach, nach einem Jahr Pause einen neuen Job, womöglich in Teilzeit, in einer neuen Abteilung zu finden. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

 

 

 

Interview: Julia Schmid