Karriere-Talk mit Stephanie Vischer, LBS Bayern

Vor fünf Jahren haben wir Stephanie Vischer zum ersten Mal für das Memorandum für Frauen in Führung interviewt. Es ging um das Thema „Dual Career“ – wie sie und ihr Mann es schaffen, zwei Karrieren und die Familie miteinander zu vereinbaren (Interview mit Stephanie Vischer 2012). Sie ist Abteilungsleiterin Objektmanagement bei der Bayerischen Landesbausparkasse (LBS Bayern), er Abteilungsleiter in der Baustoffindustrie. Auf das Powerpaar wurden wir 2009 aufmerksam, als Stephanie Vischer an unserem Cross-Mentoring Programm für Führungskräfte teilnahm. Ihre Verantwortung im Unternehmen ist seitdem gewachsen, ihr Sohn auch. Jetzt haben wir nachgefragt: Wie hat sich das Familienleben eingespielt? Funktioniert es auf Dauer wirklich, wenn beide Karriere machen wollen? Und was sagt sie rückblickend über ihre schnelle Rückkehr aus der Elternzeit in die Führungsposition? Das erfahrt ihr in unserem Interview.

 

Was hat sich in den letzten fünf Jahren beruflich bei Ihnen getan?

Meine Position hat sich verändert. Mit der Fusionierung zweier Abteilungen verantworte ich nun das gesamte Immobilien Management der LBS Bayern.

 

Ein Aufstieg als junge Mutter – nun wieder in Vollzeit?

Nein, in 80%. Ich habe am Dienstag frei und am Donnerstag arbeite ich im Homeoffice. Wenn es betrieblich nötig ist, tausche ich auch manchmal, aber in der Regel klappt das so ganz gut.

 

Und es bleibt wirklich bei 80%?

Ich gebe zu, ich mache sehr viel! Ich pendle von Augsburg nach München und arbeite häufig im Zug. Konzepte oder Unterlagen lesen sind Themen, die finden außerhalb des Büros statt. Das kommt zu den 80% nochmal on top. Aber eine Führungskraft in Vollzeit arbeitet meistens auch mehr als 100%.

 

Und das funktioniert für die ganze Familie?

Ja, sogar ziemlich gut. Zumal mein Mann viel von zu Hause aus agieren kann. Wir haben uns die Kinderbetreuung aufgeteilt: 2 Tage ist er zuständig, 2 Tage bin ich zuständig, 1 Tag managen wir in Abstimmung. Morgens läuft alles gemeinsam. Mein Mann kann sich seine Termine weitestgehend selbst einteilen und so koordinieren, dass er ebenfalls unseren Sohn vom Kindergarten abholen kann. Wenn wir beide Termine haben dann springen Freunde oder Nachbarn ein.

 

Klingt nach einer mehr als fairen Aufteilung.

Von Anfang an war klar, dass ich gerne im Beruf bleiben möchte – weniger wegen der Karriere, sondern mehr, weil ich die Abwechslung brauche. Und wir haben uns überlegt, wie wir das gemeinsam auf die Beine stellen können. Seitdem sitzen wir einmal in der Woche zusammen und besprechen die Termine der Folgewoche.

 

Eine sehr durch getaktete Woche. Wird Ihnen das nie zu viel?

Man muss aufpassen, das stimmt. Ich komme immer wieder in Situationen, in denen ich unter enormen Druck stehe und mir selbst Grenzen setzen muss. Wenn ich merke, dass ich sehr unter Strom stehe, versuche ich zum Beispiel am Abend oder im Zug nicht zu arbeiten, sondern abzuschalten. Manchmal sagt auch mein Mann: Du pass auf, jetzt ist wieder Familie dran.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie als Mutter mit Karriere?

In jedem Abschnitt um die Kinderbetreuung zu kämpfen. Es war schwierig, einen Krippenplatz zu bekommen. Als ich im 4. Monat schwanger war, habe ich mich bereits um Krippenplätze beworben. Bei den städtischen Krippen habe ich Absagen bekommen und musste eine private Einrichtung nehmen – die zwar sehr gut, aber natürlich auch nicht günstig ist. Einen Kindergartenplatz in der Nähe zu bekommen war auch wieder ein Kampf. Und jetzt der Hortplatz mit Ferienbetreuung für die Schulzeit…

 

Haben Sie sich jemals dafür rechtfertigen müssen, ihr Kind viel extern betreuen zu lassen?

Nein, da in unserem Umfeld viele Familien in der gleichen Situation sind. Eher umgekehrt: manchmal gibt mir die Reaktion von Kollegen das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, wenn ich meinen freien Tag habe oder im Homeoffice bin.

 

Wie ist es um Ihre Work-Life-Balance bestellt?
Vor einem halben Jahr habe ich festgestellt, dass es nicht mehr passt, dass ich an meine belastbare Grenze komme und habe deshalb mit meiner Bereichsleitung gesprochen. Wir haben in vielen Gesprächen Lösungen gefunden und haben unter anderem entschieden, meine Abteilung Umzustrukturieren und mein Team aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Themen mit zusätzlichen Mitarbeitern aufzustocken.

 

Sie haben überhaupt keine Angst vor negativen Folgen für die Karriere, wenn Sie offen kommunizieren, dass es Ihnen zu viel wird?

Ich wollte noch nie Karriere um jeden Preis machen, daher hatte ich nie Angst etwas verlieren zu können. Mich reizen spannende Aufgaben. Und die wird es immer geben – egal in welcher Position.

 

Was muss der Arbeitgeber leisten, um Top-Frauen mit Kind wie Sie in einer Führungsposition zu halten?

Flexible Arbeitsmodelle sind wichtig. Aber auch, dass man offen für Gespräche ist und so wie bei mir gemeinsam nach Lösungen sucht. Wenn da keine Führungskraft ist, die einen unterstützt und hinter einem steht, funktioniert es sicher nicht.

 

 Viele denken, Kind und Karriere bei beiden Partnern sei nicht möglich…

Mein Mann und ich sind der beste Gegenbeweis. Aber es ist sicher nicht jeder dafür gemacht. Es gehört eine gewisse Belastbarkeit dazu, extreme Organisation. Und ein Partner auf Augenhöhe, der damit umgehen kann. Der Haushalt ist geteilt, die Kinderbetreuung ist geteilt. Das ist reine Einstellungssache, aber es müssen halt beide mitziehen. Und ja, es ist eine Belastung. Sicher wäre es entspannter, wenn ich nur am Vormittag arbeiten würde. Aber dann wäre ich nicht zufrieden – das weiß auch mein Mann.

 

Ein LBS-Kollege hat in unserem Interview Frauen zu mehr Kalkül in der Lebensplanung geraten. Haben auch Sie sich schon nach dem Studium nach einem familienfreundlichen Arbeitgeber umgesehen?

Wir waren schon sehr lange verheiratet und konnten uns immer noch nicht entscheiden, ob wir ein Kind wollen oder nicht. Von daher war das für mich lange kein Thema. Aber zum Kalkül: ich glaube, es hilft als Frau zielgerichtet an das Thema Elternzeit ran zu gehen und die Rückkehr genau festzulegen. Ich habe schon vor dem Mutterschutz einen Vertrag unterzeichnet, wann und mit wie viel Prozent ich wieder einsteige. Ich finde es immer fatal, zu sagen: ich geh jetzt mal für ein oder zwei Jahre in Elternzeit. Ich beobachte, dass viele den Weg zurück nicht mehr finden bzw. finden wollen oder zumindest nicht mehr in dem Umfang. Frühere Abteilungsleiterinnen oder Mitarbeiterinnen mit Projektverantwortung sind jetzt in einfacheren Aufgaben unterwegs. Das finde ich schade.

 

Wie ging es Ihrem Mann mit der Beantragung von Teilzeit in Elternzeit?

Das ist ein wichtiges Thema. Der Fokus wird immer sehr auf die Frau gelegt, Kind und Karriere vereinbaren zu können. Mein Mann hat damals genau wie ich einen Antrag auf zwei Jahre Teilzeit in Elternzeit gestellt und für seine Firma war es ein komplett neues Thema, dass ein Mann diesen Weg geht. Obwohl es sich um ein großes Unternehmen handelt, das sich ebenfalls mit Leitlinien zu Beruf und Familie befasst. Es besteht generell noch großer Entwicklungsbedarf, dass Männer die gleichen Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Kind und Karriere bekommen wie die Frauen.

 

Hatte Ihr Mann dadurch Karriere-Nachteile?

Nein. Aber der Weg dahin war schwer und hat viel Mut gefordert. Wir sind das Risiko eingegangen und haben gesagt: Wenn es nicht klappt, dann bleibt er komplett zu Hause und wir leben von meinen 70%. Und im Endeffekt lief für uns und auch für die Firma meines Mannes alles super. Mein Mann hat sogar nach 2 Jahren wieder auf 100% aufgestockt, weil wir gemerkt haben, dass alles sehr gut funktioniert.

 

Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?

Natürlich fragt man sich, ob man genügend Zeit mit dem Kind verbringt. Darauf habe ich die Antwort noch nicht gefunden – sage ich ganz ehrlich. Ich habe schon das Gefühl, dass ich alles Wichtige in seinem Leben miterlebe, gerade durch meinen freien Tag und Homeoffice. Auch durch meinen Mann, der mir alles im Detail erzählt. Ich sehe es eher so: Ich nutze dafür die Zeit, die ich mit meinem Sohn habe intensiver.

 

Möchten Sie bald wieder auf 100% erhöhen?

Nein – es passt im Moment genauso wie es ist. Mit dem aktuellen Arbeitsmodell können ich und mein Mann Familie und Beruf sehr gut in Einklang bringen.

 

Interview: Julia Schmid

 

Über die LBS Bayern: Die Bayerische Landesbausparkasse verhilft seit über achtzig Jahren breiten Bevölkerungsschichten in Bayern zum Erwerb und Erhalt von Wohneigentum. Als Bausparkasse der Sparkassen ist die LBS Bayern überall im Freistaat präsent und sorgt unter dem Leitmotiv „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause“ dafür, dass jeden Tag neue Grundsteine für die eigenen vier Wände gelegt werden. Die LBS Bayern ist mit 1,6 Millionen Kunden die führende Bausparkasse in Bayern. 716 Mitarbeiter arbeiten im Innendienst, 635 im Außendienst. Mit der Unterzeichnung des “Memorandums für Frauen in Führung” strebt die LBS Bayern eine ausgewogene Beteiligung von Frauen und Männern in Führung an.

 

Ein weiteres Interview mit einem LBS-Mitarbeiter zum Thema “Männer in Elternzeit” findet ihr hier.

Und das ist das Interview mit Stephanie Vischer von vor 5 Jahren: Interview mit Stephanie Vischer 2012

Karriere-Talk mit Marianne Both, BSH

Als Marianne Both auf der herCAREER von ihrem Jobwechsel nach der Elternzeit berichtet, bildet sich eine Menschentraube. Marianne Both ist Referentin im Bereich Corporate Innovation and Product Extension bei der BSH Hausgeräte GmbH. Sie begeistert ihre Zuhörerinnen nicht nur mit ihrer Geschichte, sondern auch mit ihrem Mut und ihrer lockeren Art. Am Ende des „KarriereMeetups“ hat sie es geschafft, jede Mutter davon zu überzeugen, dass ein Kind nicht das Ende einer Karriere bedeuten muss. Manchmal kann es sogar der Anfang für Neues sein. Mehr dazu in unserem Karriere-Talk:

 

Frau Both, wie kam es zu der Entscheidung, nach der Elternzeit den Job zu wechseln?

Mein Wohnort war auch schon vor der Elternzeit München. Mir war immer bewusst, dass ich das Pendeln von 121 Kilometern nach Traunreut nur für eine gewisse Zeit machen kann. Zudem wollte ich mich nach sechs Jahren Arbeit auf einer Position auch weiterentwickeln. Also kam die Elternzeit gerade recht, um die Berufspause zur Neuorientierung zu nutzen.

 

Klingt fast so, als wäre das Mutterwerden für Sie zum Karrieresprungbrett geworden… Einfach nur Glück oder viel Eigeninitiative?

Ich würde das Mutterwerden nicht als Karrieresprungbrett bezeichnen, sondern lieber als berufliche und private Weiterentwicklung, zu dem es sehr viel Eigeninitiative bedarf. Wie bei jedem Stellenwechsel half hierbei ein gepflegtes Netzwerk, den Mut über seinen eigenen Schatten zu springen und etwas Neues zu wagen und natürlich auch Glück. Das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem man sucht, eine spannende Stelle zu besetzten ist.

 

Marianne Both BSH

 

Wer hat Sie bei Ihrem Jobwechsel unterstützt?

Vor allem mein Abteilungsleiter hat mich unterstützt – in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Kollegen aus dem Personal. Beide haben mit einem sehr großen Vertrauensvorsprung in meine Person alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine neue Stelle für mich mit 30 Wochenarbeitsstunden zu schaffen.

 

Wie haben Sie die ersten Wochen nach Ihrer Elternzeit erlebt?

Am Anfang hat es ein bisschen gedauert, mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass ein Arbeitstag um Punkt 16:15 Uhr endet. Egal, ob im Telefonat, in einer Besprechung oder mitten in Gedanken zu einem neuen Konzept –  natürlich arbeitet der Kopf auch nachts und auf dem Spielplatz weiter. Aber die Zeit, in der man aktiv mit anderen Kollegen arbeiten kann, ist sehr begrenzt. Ich gehe jeden Tag mit dem Gefühl nach Hause, nicht alles geschafft zu haben, beziehungsweise immer nur 80%-Lösungen zu generieren. Dies hat mich zu Beginn des Wiedereinstiegs sehr gestresst. Mittlerweile habe ich diesen Gefühlszustand akzeptiert und kann besser damit umgehen.

Durch einen freien Tag pro Woche fülle ich meine Energiereserven auf, damit ich noch viele Jahre Freude an meinem Job und meiner Familie haben kann.

 

Würden Sie diesen Schritt anderen Frauen in einer ähnlichen Situation weiterempfehlen?

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber: Ja, ich würde es immer wieder so tun! Natürlich ist es nicht einfach, nach einem Jahr Pause einen neuen Job, womöglich in Teilzeit, in einer neuen Abteilung zu finden. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

 

 

 

Interview: Julia Schmid

Karriere-Talk mit Birgit Derks, BVK

„Im Nachhinein betrachtet, habe ich mir vor jedem Karriereschritt zu viele Gedanken gemacht“, gesteht Birgit Derks, Referatsleiterin Zentrales Controlling bei der Bayerischen Versorgungskammer. Doch mit der Erfahrung kam die Gelassenheit: „Das läuft schon“. Nun möchte sie allen Frauen Mut machen, sich mehr zuzutrauen. Ihre Botschaft: Wenn du deinen Vorsätzen treu bleibst, kann alles funktionieren – auch mit zwei Kindern, auch in Teilzeit! Wie das genau bei Birgit Derks funktioniert hat und warum die Führungsfrau jetzt auch einer anderen Mutter die Chance gibt in Teilzeit aufzusteigen, erzählt sie in unserem Karriere-Talk.

 

Sie sind seit diesem Jahr Referatsleiterin – in Teilzeit. Geht das überhaupt?

Zugegeben, im Moment arbeite ich Vollzeit mit einem Tag Homeoffice. Das liegt daran, dass noch eine Stelle nachbesetzt werden muss und ich das Referat so aufbauen möchte, dass ich in absehbarer Zeit wieder auf 32 Stunden reduzieren kann.

 

Warum Teilzeit und wie genau sieht das bei Ihnen aus?

Meine beiden Jungs sind mit 15 und 17 zwar schon etwas älter, aber deswegen fällt daheim nicht weniger Arbeit an. Es ist ja nicht so, als würden Kinder bereitwillig mithelfen. Weil ich als Sachgebietsleiterin und Stellvertreterin der Referatsleitung mit den Themen schon sehr vertraut war, habe ich mich auf die freiwerdende Stelle beworben, aber im Vorfeld klar gesagt: ich kann und will diese Aufgabe nur in Teilzeit machen – ein freier Nachmittag, ein Tag Homeoffice. Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn dann jemand anderes den Posten bekommen hätte, denn es bringt niemand etwas, wenn ich mich übernehme. Da war ich mit mir absolut im Reinen.

 

Waren Sie vor jedem Karriereschritt so mit sich im Reinen?

Ich kenne diese Zweifel natürlich auch: Schaffe ich das? Funktioniert das? Werde ich meinen Kindern noch gerecht? Aber wenn ich zurückblicke weiß ich jetzt, dass alle Sorgen umsonst waren. Auch wenn es mit den Kindern manchmal nicht so einfach ist, die machen ihren Weg schon. Zwei Dinge haben mir geholfen. Erstens: Mir immer im Vorfeld klar zu machen, wo meine Grenzen liegen und mich davon auch nicht abbringen zu lassen. Zweitens: In der Familie nicht immer alles alleine regeln zu wollen. Ich habe zum Beispiel Unterstützung im Haushalt und nehme das Abendessen für die Kinder mittags aus der Kantine mit – übrigens ein tolles Angebot der BVK, das einige nutzen. Manchmal sind es die kleinen Dinge, die das Leben leichter machen und die sollte man auch in Anspruch nehmen.

 

Teilen Sie sich das Family-Management mit Ihrem Mann?

Mein Mann hat ebenfalls einen sehr verantwortungsvollen und zeitintensiven Job, daher bin ich anfangs schon in die klassische Teilzeit-Rolle gerutscht, der Großteil der Hausarbeit blieb an mir hängen. Davor warne ich jetzt meine jungen Mütter: Alles, was ihr an Aufgaben übernehmt, bekommt ihr nicht mehr so schnell los. Ich muss aber auch sagen, dass mein Mann mich immer ermutigt hat, mehr Verantwortung im Beruf zu übernehmen. Nun wird seine Unterstützung im Familienalltag immer größer, je mehr ich arbeite. Mein Mann und ich finden gerade einen guten Weg zurück.

 

Haben sie eine Karriere von Anfang an fokussiert?

Ich hatte nie einen Karriereplan, aber war immer neugierig auf neue Aufgaben und habe gemerkt, dass ich gerne Verantwortung übernehme. Das hätte nicht unbedingt in einer Führungsposition sein müssen. Trotz Kindern war es mir einfach wichtig, mich beruflich weiterzuentwickeln. Ich liebe meine Kinder über alles, aber die Mutterrolle alleine hat mich nie ausgefüllt. Ein paar Stunden bei einer Tagesmutter haben ihnen sicher nicht geschadet. Im Gegenteil, es war wahrscheinlich besser für sie, als wenn ich unleidig zu Hause gesessen hätte.

 

Und jetzt geben Sie einer weiteren Mutter die Chance auf eine Führungsposition in Teilzeit…

Auf meine frühere Stelle als Sachgebietsleiterin hat sich eine Mitarbeiterin in Elternzeit beworben, die fachlich sehr gut passt. Auch wenn beide Seiten Kompromisse eingehen mussten, bin ich zuversichtlich, dass es funktionieren wird. Sie kommt im Juni zurück.

 

Wie gehen ihre Mitarbeiter damit um?

Wir sind gerade dabei, ein Konzept zu finden, das die Kapazitäten im Team ausgleicht und die Last gerecht verteilt. Wir werden es schaffen, dass jeder zufrieden ist.

 

Hatten Sie je das Gefühl als Mutter einen Nachteil im Job zu haben?

Ich habe meinen früheren Arbeitgeber verlassen, weil mir mit zwei Kindern die Entwicklungsmöglichkeiten gefehlt haben. Bei der BVK herrscht ein anderes Selbstverständnis. Da hatte ich nie das Gefühl, mit Kindern benachteiligt zu sein. Klar musste ich bei Sprüchen von Kollegen manchmal weghören, wenn ich mittags nach Hause gegangen bin und gewitzelt wurde, ich würde mich auf die Terrasse legen – während ich genau wusste, dass ein Berg von Arbeit wartet. Dann habe ich immer geantwortet: wir können gern Gehalt tauschen.

 

Können Sie sich noch erinnern, was sie als Kind werden wollten?

Modedesignerin, weil ich gern genäht habe. Aber ich musste feststellen, dass ich nicht zeichnen kann. Dafür konnte ich schon immer gut mit Zahlen, habe eine betriebswirtschaftliche Ausbildung gemacht über den zweiten Bildungsweg das Fachabitur. Im Studium habe ich den Schwerpunkt auf Controlling gelegt und habe jetzt wirklich Spaß an meiner Arbeit.

 

Zur Bayerischen Versorgungskammer: Als größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands ist die Bayerische Versorgungskammer ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für berufsständische und kommunale Altersversorgung. Sie führt die Geschäfte von zwölf rechtlich selbständigen berufsständischen und kommunalen Altersversorgungseinrichtungen mit insgesamt über 2,2 Mio. Versicherten und Versorgungsempfängern, ca. 4,4 Mrd. € jährlichen Beitrags- und Umlageeinnahmen und ca. 3,2 Mrd. € jährlichen Rentenzahlungen. Sie managt für alle Einrichtungen zusammen ein Kapitalanlagevolumen von derzeit ca. 69 Mrd. € (Buchwert). Die Bayerische Versorgungskammer beschäftigt über 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist seit 2010 Unterzeichner der Charta der Vielfalt, seit 2011 Unterzeichner der UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investment (PRI) und seit Februar 2017 Unterzeichner des Memorandums für Frauen in Führung.

Interview: Julia Schmid

Hier geht’s zu einem weiteren Beitrag über die höchste Führungsfrau der Bayerischen Versorgungskammer:

Das Token-Phänomen: Führungsfrauen unter Beobachtung

 

Und wie Karriere in Teilzeit bei der KPMG gelingt, erfahrt ihr hier:

So gelingt Karriere in Teilzeit

Karriere-Talk mit Birgit Königsheim, Nokia

Im Altern von sieben Jahren wollte Birgit Königsheim Ballerina oder Prinzessin werden – “Mir war nicht so klar dass das kein Beruf ist” – wahlweise auch gerne Handwerkerin. Doch wie heißt es so schön? Es kommt oft anders im Leben, als man denkt. Heute ist Birgit Königsheim Geschäftsführerin der Nokia Solutions und Networks Deutschland GmbH sowie Head of Care Advanced Services. Für MFF hat sie sich Zeit genommen und ein paar Fragen zu Ihrem Werdegang beantwortet – mit überraschenden Antworten…

 

MFF: War Führung schon immer Ihr Ziel?

K.: Eigentlich nein, aber ich war schon immer “a bisserl ehrgeizig” und sehr neugierig. Der Wunsch nach Führung kam im Laufe der Schul- und Studienzeit, vor allem im Rahmen diverser Industriepraktika: mir war schnell klar das die richtig interessanten Aufgaben immer mit Führung verbunden sind.

 

MFF: Was waren Ihre wichtigesten Schritte auf dem Weg zum Erfolg?

K.: Am wichtigsten denke ich ist das breite Spektrum an Tätigkeiten und auch mein Studium (E-Technik). Ich habe einige Stationen durchlaufen: Vertrieb, Management Consulting, Produkt Management, Prozess Management und Corporate Development.

 

MFF: Wer hat sie auf Ihrem Weg nach oben gefördert?

K.: Ich bin überzeugt dass ein oder besser gleich mehrere Mentoren ein Schlüssel zum Erfolg sind. Ob formell oder informell spielte für mich keine Rolle. Zweimal war es auch der Fall, dass ein Förderer mich direkt “mitnehmen” wollte, als diejenige Person selber neue Herausforderungen angenommen hatte.

 

MFF: Was ist das nötige Rüstzeug für den Weg nach oben?

K.: Ein großes Netwerk, sehr gute Kommunikations- und Überzeugungsfähigkeit, aktiv zuhören können, mit Menschen gut umgehen können auch wenn die Zeiten hart sind, weiblich bleiben (don’t become a man). Auch Begeisterung, gute Organisationsfähigkeit und schnelle Auffassungsgabe für das Wesentliche sind sicher hilfreich.

 

MFF: Welchen Mehrwert bringen Sie heute in die Führungslandschaft Ihres Unternehmens?

K.: Integration, Vernetzung, Sachen zu Ende bringen, nachhaltige Ergebnisse liefern, breite Erfahrung, Querdenken.

 

MFF: Wenn Sie eine jüngere Frau ermutigen wollten, sich auf den Weg in eine Führungsposition zu machen, wie würden Sie sie motivieren?

K.: Einfach Euer eigenes Ding machen und nicht verunsichern lassen. Karriere und Familie lassen sich vereinbaren, aber nur mit einem ganz tollen Partner, der auch seinen Teil beiträgt. Wir haben zwei Kinder und sowohl mein Mann als auch ich haben bei jedem Kind ein halbes Jahr Elternzeit genommen und sind beide beruflich erfolgreich. Und: keine Scheu mehr Geld zu verlangen – das ist der Klassiker bei Frauen, dies nicht zu tun.

 

MFF: Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht für Ihren Erfolg verantwortlich?

K.: Da haben sicher einige Faktoren zusammen gespielt: Ein großes Netzwerk, mehrere Mentoren, mein toller Ehemann. Aber sicher auch mein eigener Ehrgeiz, und dass ich dabei trotzdem ich selbst geblieben bin – verbiegen geht nur sehr kurz. Auch wichtig – und nicht selbstverständlich für Frauen (im Vergleich zu Männern): über eigenen Erfolg reden. Denn Gutes verbreitet sich nicht von allein.

 

Interview: Claudia Vierle

 

Mehr zum Thema Frauennetzwerke erfahrt ihr in diesem Interview:

SWM-Frauennetzwerk: „Der Austausch gibt so viel Energie!“

 

Wie eine Führungsfrau bei KPMG Familie und Karriere meistert lest ihr hier:

So gelingt Karriere in Teilzeit

Karriere-Talk mit Kristina Bürdek, GEWOFAG

Mit Mitte 30 Sachgebietsleiterin Personalentwicklung bei der größten städtischen Wohnungsbaugesellschaft der Landeshauptstadt München GEWOFAG – Kristina Bürdek hat es geschafft! Wer sie dabei unterstützt hat und welche Tipps sie gerne weitergibt, erzählt sie im Karriere-Interview.

 

Ihr Berufswunsch mit 7 Jahren?

Ganz klar Tierärztin!

 

Wann entstand der Wunsch Führung zu übernehmen?

Das Ziel ist gewachsen. Berufliche Herausforderungen gepaart mit Gestaltungsmöglichkeit und Verantwortung haben mich schon immer gereizt. Mit wachsenden Fachkenntnissen und Selbstvertrauen wollte ich dann auch Verantwortung übernehmen und selbst etwas “gestalten”.

 

Wer hat Ihnen dabei geholfen?

Ich hatte das Glück an Führungskräfte zu geraten, welche Personalentwicklung als Teil der Führungsaufgabe betrachten. Das weiß ich gerade als Personalentwicklerin zu schätzen. Meine Vorgesetzten haben mich dabei immer unterstützt, vor allem durch ihr Vertrauen, mich selbständig arbeiten zu lassen.

 

Kristina Bürdek, Sachgebietsleiterin Personalentwicklung bei der GEWOFAG
Kristina Bürdek, Sachgebietsleiterin Personalentwicklung bei der GEWOFAG

Welches Rüstzeug haben Sie für den Weg nach oben gebraucht?

Strategisches Denken, Wertschätzung, Delegationsfähigkeit und ein gutes Maß an “Hands-on-Mentalität.”

 

Welchen Mehrwert bringen Sie heute in die Führungslandschaft Ihres Unternehmens?

Hohe Eigenmotivation und die Fähigkeit Mitarbeiter zu motivieren.

 

Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht für Ihren Erfolg verantwortlich?

Veränderungen sind immer eine Chance. Dafür wird eigener Mut gebraucht. Außerdem mein Wissen und klare Vorstellzungen meiner Ziele während meiner Ausbildung, meines Studiums und danach. Aber auch die Unterstützung meiner Vorgesetzten ebenso wie ein wenig Glück zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

 

Ihre Tipps für junge Führungsfrauen:

Ganz wichtig: Präsenz zeigen und Mut! Dann natürlich Durchhaltevermögen gepaart mit Hartnäckigkeit, hohe Motivation und positive Haltung sich selbst und anderen gegenüber.

 

Interview: Julia Schmid