Interview mit Dr. Richard Schneebauer über die verschiedenen Rollen des Mannes, Beziehungsprobleme und Geschlechterrollen

“Nur wer sich selbst gut spürt und sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist, kann auch gut führen”

 

Nach vielen Jahren Frauenförderung hat sich die Wahrnehmung durchgesetzt, dass Frauen gefördert werden müssen, damit wir dem Ziel „Mixed Leadership“, also gleichberechtige Teilhabe von Frauen und Männern an Führung näherkommen. Wir haben aber in den letzten Jahren gesehen, dass wir dem Ziel nicht wirklich näherkommen, wenn Männer sich ihrerseits für das Thema nicht einsetzen. Wie gelingt es Männer davon zu überzeugen, dass es sich auch für sie lohnt?

 

Langsam sickert es zu den Männern durch, dass das Mauern und Festhalten am Alten auch an ihnen zerrt. Aber natürlich verunsichern solche Veränderungen, auch wenn das im Alltag kaum ins Bewusstsein durchdringt. Was es braucht ist nicht nur Power und starke Forderungen der Frauen, es braucht zusätzlich auch Angebote, die sich direkt an Männer richten. Sonst haben sie immer das Gefühl, bei Frauenthemen mitmachen und sich selbst aufgeben zu müssen. Welche Vorteile gemischte Teams und veränderte Rollenbilder für uns Männer bringen, müsste auch stärker unter Männern thematisiert werden.

 

Herr Schneebauer, Sie sagen „Frauen haben sich seit Jahren auf den Weg für mehr Gleichberechtigung gemacht. Jetzt sind die Männer dran, gemeinsam zu überlegen, wie sie den Weg gehen wollen“. Wie könnte dieser Weg aus Ihrer Sicht aussehen?

 

Es entsteht gerade in vielen Bereichen, dass Männer sich mehr reflektieren, dass sie in neuer, weniger konkurrenzbehafteten Art zusammenkommen und überlegen, wie sie ihr Leben und ihr Mannsein gestalten wollen. Männerforschung ist nun Teil der Genderforschung. Männerberatung etabliert sich. Unternehmen stehen zwar erst am Anfang, aber auch hier wird vielen PersonalerInnen bewusst, dass es neben Angeboten für Frauen auch solche für Männer geben sollte, um das gute Miteinander zu fördern.

 

 Letztlich, so machen Sie in Ihren Büchern deutlich, haben Frauen und Männer ähnliche Bedürfnisse, Ängste, Unsicherheiten, nur gesteht die Gesellschaft Frauen offenbar eher zu darüber zu sprechen, ohne dass sie dann gleich als schwach abgestempelt werden. Wie können Frauen Männer dazu ermutigen, vielschichtiger zu sein.

 

Indem sie die Männer immer wieder ermutigen und gleichzeitig auch ihr eigenes Denken hinterfragen. Die meisten Frauen haben in Wahrheit noch Probleme damit, wenn ihr Partner, ihr Kollege oder Chef eine „schwächere“ Seite zeigt. Insofern müssen beide Seiten dazulernen. Sehr viele Männer kommen übrigens auf Druck der Partnerin zum ersten Gespräch. Wenn er danach für sich selbst kommt, ist der größte Schritt schon getan, das zeigt, dass „ermutigen“ Sinn machen kann!

 

In Ihrem ersten Buch „Männerabend“ sprechen Sie dieProblematik an, dass Männer sich zwar treffen und Dinge miteinander unternehmen, aber gemeinsam über Schwierigkeiten und eigene Herausforderungen sprechen, eher selten vorkommt. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass Männer gute Freunde haben, mit denen sie reden?

 

Ja, das ist leider tatsächlich immer noch so, vor allem bei denen ab 30. Sie sprechen zwar darüber, was passiert ist, aber selten wie es ihnen dabei gegangen ist. Das fehlt Männern für ihre innere Sicherheit. Denn es entlastet ungemein, zu erkennen, dass doch letztlich alle ihre Themen haben, ihre Sorgen, ihre Probleme, die Momente, wo man sich eben nicht stark und heldenhaft fühlt. Im Kopf wissen das die Männer heute, aber im realen Erleben ist sehr viel Luft nach oben. Ein offenes und wertschätzendes Gespräch unter Männern ist Gold wert. Wenn sie ohne Abwertung oder spontane kumpelhafte Aufmunterung a lá „Andere Mütter haben auch schöne Töchter!“ zusammenkommen können, dann geht das tief, gibt enorm viel Kraft und Lebensfreude.

 

In Ihrem Buch „Männerherz“ steht das Thema „Beziehung“ im Vordergrund. Sie bringen auch persönliche Erfahrungen einer Trennung mit ein. Warum ist es für Männer wichtig, sich stärker mit dem Thema Beziehung zu beschäftigen? Welche Bedeutung hat das auch für das Miteinander von Frauen und Männern im Berufsalltag.

 

Traditionell haben Männer das Thema Beziehung nach der Eroberung eher an die Frau ausgelagert. Das funktioniert heute nicht mehr so gut, Frauen wollen mehr und nehmen abwesende Männer nicht mehr so hin. Wir Männer dürfen nicht einfach zu vieles Recht machen wollen, sondern müssen uns selbst damit beschäftigen, was wir möchten, empfinden, wie wir das gut rüber bringen usw. Was das für die Zusammenarbeit auf allen Fronten bringt, liegt wohl auf der Hand. Nur wer sich selbst gut spürt und sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist, kann auch gut führen.

 

Männer gelten stereotyp als das starke Geschlecht. Der Gehirnforscher Gerald Hüther entlarvt in seinem Buch „Männer“ den dahinterliegenden Mechanismus. So sei das Balzverhalten bei den Menschen letztlich davon geprägt, dass Männer ihre Stärke und ihren beruflichen Erfolg herausstreichen, um damit bei den Frauen punkten zu können. Was passiert aber, wenn Frauen das gar nicht mehr so wichtig ist, da sie selbst erfolgreich sind? Haben Männer Angst, dass Frauen sie dann nicht mehr wollen?

 

Diese Angst kennen wohl beide Geschlechter und ja es verändert sich sehr viel. Das fordert uns alle und bietet unendlich große Chancen. Wir Männer haben da noch einiges aufzuholen! Daher meine Bücher und mein Anliegen, für Männer hier einen Rahmen zu schaffen, der es ihnen in einer wertschätzenden Art ermöglicht, durch echte Begegnungen hier dazuzulernen. Ich selbst habe davon über die Jahre enorm profitiert.

 

Wenn wir schon über Ängste bei Männern sprechen: was sind aus Ihrer Erfahrung aus 20 Jahren Männerberatung die Ängste, die viele Männer umtreiben?

 

Die Angst (erneut) verletzt zu werden. Die Angst vor der eigenen Kraft und damit zu verletzen, was nicht nur körperlich gemeint ist. Die Angst unter Männern nicht zu bestehen, als unmännlich da zu stehen. Das ist aber je nach Arbeits- und Lebensbereich mittlerweile sehr unterschiedlich. Im Kunst- und Kulturbereich ist das natürlich weniger Thema als in männlich geprägten Unternehmen. Letztlich wollen wir alle Anerkennung und Bestätigung – für das, was wir sind und tun. Aber insgeheim spüren viele Männer, dass ihre Art irgendwie aus der Zeit gefallen scheint und einen Aufbruch benötigen würde. Aber zu oft bleiben wir starr stehen oder laufen hektisch davon, bis es in irgendeiner Weise kracht.

 

Wie könnte ein besseres Miteinander von Frauen und Männern aussehen? Was braucht es dafür?

 

Mehr Selbsterkenntnis und Selbstannahme auf beiden Seiten. Verzeihen und Selbstverantwortungsübernahme, kein Wettlauf im Opferstatus. Ich denke, dass Frauen sich weiterhin und noch viel mehr stärken sollten und dass Männer mehr Kraft aus herzlichen wertschätzenden Begegnungen unter Männern schöpfen sollten. Wenn wir das lernen, können wir Menschen ganz wunderbar gemeinsam noch viel mehr erreichen. Dann können wir in vielen Bereichen offener und damit diverser werden. Das ist nicht umsonst in aller Munde, schließlich brauchen wir und unsere Welt neue Lösungen.

 

Herr Schneebauer. Ich danke Ihnen für das offene Gespräch.

 

Dr. Richard Schneebauer ist Autor, Dozent, Trainer und Vortragsredner und beschäftigt sich mit verschiedenen Rollen des Mannes, Beziehungsproblemen und Geschlechterrollen. Sein jüngstes Buch: Männerherz.

 

Das Interview führte Dr. Nadja Tschirner, Geschäftsführerin der Cross Consult GbR

„Elternzeit ist kein Karrierehemmnis“

Väter, traut Euch!

 

Nur gut ein Drittel der Väter nimmt Elternzeit, die meisten davon gerade einmal zwei Monate. Warum nicht länger? Männer fürchten durch eine Elternzeit einen Karriereknick. Eine unbegründete Angst, wie jüngste Studien herausfanden. Mehr dazu in der SZ: Erst die Karriere, dann das Kind

 

Hier ein Interview mit einem Vater und Senior Manager bei KPMG, der es gewagt hat:

 

„Ich habe bis 16 Uhr Zeit, dann hole ich meine Tochter aus der Kita ab“, sagt Daniel Jagar, Senior Manager bei KPMG in Frankfurt zu Beginn des Interviews. Der 37-Jährige Vater zweier Mädchen (2,5 Jahre und 7 Monate) profitiert von den flexiblen Arbeitszeiten bei KPMG, einem der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen in Deutschland und zeigt, wie er seine persönliche Life-Balance gestaltet. Ein Interview über seine viermonatige Elternzeit, Vorteile durch weibliche Vorgesetzte und selbstbewusstes Vatersein.


Elternzeit bei Vätern wird immer beliebter, allerdings nehmen die meisten nicht mehr als die gesetzlich festgeschriebenen zwei Monate Elterngeld in Anspruch. Wie kam es, dass Sie länger zu Hause geblieben sind?

Daniel Jagar: Ich habe auch ein bisschen herumgefragt und es hat mich wirklich verblüfft, dass niemand länger als zwei Monate zu Hause geblieben ist. Bei vielen mag das finanzielle Gründe haben. Bei uns war es so, dass meine Frau, die auch bei KPMG arbeitet, gerne im Winter vor Beginn der Busy Season wieder einsteigen wollte, um den Kontakt zu ihren Kunden zu halten – da habe ich die restliche Zeit bis zum Kitastart überbrückt und vier Monate Elternzeit genommen. Und festgestellt, dass ein Projekt auch mal ohne mich funktioniert und meine Teamkollegen diese Monate dankenswerter Weise gut überbrückt haben. Man meint ja immer, man sei in so viele Dinge involviert, dass gar nichts mehr ohne einen gehen würde. Aber klar geht das.

 

Und wie ist es bei Ihnen zu Hause gelaufen?

Ich muss zugeben: Am Anfang war ich schon ein bisschen nervös, plötzlich acht Stunden mit meiner Tochter alleine zu sein. Aber auch herausfordernde Situationen zu meistern, wie ein schreiendes Kind in der Öffentlichkeit zu beruhigen, hat mir total viel Sicherheit gegeben und Routine. Und es ist auch wichtig zu merken, wie anstrengend es ist, einen Tag mit Kind zu organisieren. Bei der Generation meiner Eltern waren Männer noch der Meinung, mit den Kindern zu Hause zu bleiben, sei keine Arbeit. Aber wenn man dann mal mehrere Monate den Haushalt organisiert, einkaufen geht, kocht, das Kind betreut, dann freut man sich wieder auf das Büro. Im Vergleich dazu geht es in der Arbeit ja wirklich ruhig und selbstbestimmt zu.

 

Sie sind nun zurück aus der Elternzeit. Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?

Wenn ich nicht beim Kunden vor Ort arbeite, bringe ich morgens unsere große Tochter zur KPMG-Kita und bin ab acht Uhr im Büro. Zwischen 15 und 16 Uhr hole ich sie wieder ab. Zu Hause verbringe ich erstmal Zeit mit meiner Familie. Wir kochen und essen zusammen, meine Frau bringt die größere Tochter ins Bett, ich die kleine. Wenn es ideal läuft, sitze ich gegen halb neun wieder am PC, telefoniere mit Kollegen aus den USA, oder arbeite E-Mails ab und lese Berichte. Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass das so funktioniert. Ich erlebe viel von und mit meinen Kindern. Dafür nehme ich gerne in Kauf, mich abends nochmal hinzusetzen, um zu arbeiten. Die Flexibilität, die ich vom Arbeitgeber erhalte, gebe ich auch gerne wieder zurück und beantworte auch mal samstags E-Mails. Klar, Freizeit und Arbeit verschwimmen dadurch etwas mehr, das muss man wollen und können. Aber ich finde es praktisch.

 

Wenn Arbeit und Freizeit verschwimmen, wie organisieren Sie sich im Job?

Bei Unternehmenstransaktionen geht es schon manchmal spontan und zeitkritisch zu. Aber mit deutschlandweit rund 150 Mitarbeitern sind wir eine so große Abteilung, dass wir absolute Flexibilität gewährleisten können. Ich arbeite nicht weniger als andere, ich verteile die Zeit nur anders und hole meine Tochter trotzdem von der Kita ab. Denn ich habe nichts davon, abends lange im Büro zu sitzen, um alles fertig zu machen und dann nach Hause zu kommen und meine Familie nur noch schlafend zu erleben.

 

Das ist nicht das typische Bild, das man von einem Unternehmensberater im Kopf hat. Findet hier ein Mentalitätswandel statt?

Ich habe schon das Gefühl, dass auch in unserer Branche verstärkt darauf geachtet wird, Frauen und Männer, die Elternzeit nehmen oder Teilzeit beantragen, nicht aufs Abstellgleis zu stellen. Das hängt bestimmt auch damit zusammen, dass mehr Frauen in Führungspositionen gekommen sind. Als ich hier angefangen habe, wurde eher noch ein klassischeres Rollenbild gelebt: Jetzt habe ich das Glück eine Chefin zu haben, die ihre Arbeit ebenfalls so verteilt, dass sie mit ihren zwei Töchtern zu Abend essen kann und am späteren Abend wieder weiterarbeitet. Ich hoffe, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen noch weiter steigt, damit wir alle davon profitieren können – nicht nur in dieser Hinsicht.

 

Wie organisiert sich Ihre Frau beruflich?

Bei unserer ersten Tochter ist sie nach acht Monaten in Elternzeit wieder in den Job zurückgekehrt. Jetzt bei der zweiten Tochter hängt es noch von der künftigen Betreuungssituation ab, wie wir uns organisieren. Wir sind wirklich in der glücklichen Lage, dass wir unsere Karrieren selbst in der Hand haben und KPMG uns sehr viel Bewegungsspielraum gibt.

 

Welche Befürchtungen hatten Sie vor Karrierenachteilen durch die Elternzeit?

Ich glaube, die Zeiten sind vorbei. Auch in der Beraterbranche kann man zum Kunden offen sagen: Wir sind ein großes professionelles Team, Ihre Belange werden immer erfüllt und es ist immer jemand für Sie erreichbar – auch wenn das von 16 bis 19 Uhr nicht immer ich sein werde.

 

Wie haben Sie Ihre Elternzeit im Unternehmen und mit Ihren Kunden kommuniziert?

Im Team habe ich ganz offen gesagt, dass ich plane, vier Monate weg zu sein, aber eine ordentliche Übergabe mache und telefonisch erreichbar bleibe. Das wurde durchweg positiv aufgenommen. Kollegen, mit denen ich seltener in Kontakt bin, habe ich proaktiv eine E-Mail geschrieben und meine Kunden habe ich angerufen. Ich wollte nicht, dass sie eine Abwesenheitsnotiz erhalten und nicht wissen, ob ich krank bin, verreist oder ins Ausland versetzt wurde. Die meisten haben sich gefreut, manche waren verblüfft, aber alle fanden es gut.

 

Was raten Sie Vätern, die gerade vor der Entscheidung stehen, ob und wie lange sie Elternzeit nehmen sollen?

Auf jeden Fall machen. Es lohnt sich. Mein Tipp ist, selbstbewusst damit umzugehen und offen kommunizieren, wann und wie lange eine Elternzeit geplant ist. Die Angst vor Karrierenachteilen ist unbegründet. Ich mag nicht ausschließen, dass es im Einzelfall noch so ist, aber bei modernen Arbeitgebern sind diese Zeiten vorbei.

 

„Väter traut euch – mutige Männer tun´s schon länger“. Das Interview wurde 2017 geführt. Daniel Jagar arbeitet erfogreich bei der KPMG.

 

Interview: Julia Schmid

 

Über KPMG: KPMG in Deutschland ist Teil eines weltweiten Netzwerkes rechtlich selbstständiger Firmen mit rund 189.000 Mitarbeitern in über 150 Ländern. In Deutschland gehört KPMG zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen und ist mit rund 10.200 Mitarbeitern an mehr als 20 Standorten präsent. Die Leistungen umfassen die Geschäftsbereiche Audit (Prüfung von Konzern- und Jahresabschlüssen), Tax (steuerberatende Tätigkeit), Consulting und Deal Advisory (bündeln das Know-how zu betriebswirtschaftlichen, regulatorischen und transaktionsorientierten Themen).

KPMG legt Wert auf Diversität im Unternehmen. Sie ist Unterzeichner der Charta der Vielfalt und des Memorandums für Frauen in Führung. Im Rahmen der Förderung von Vielfalt, engagiert sich KPMG mit einem Mitarbeiternetzwerk – Network of Women (KNOW), mit Maßnahmen zur Bindung und Förderung von Frauen im Zuge des Leadership Development Programms REACH und mit einem Mentoring-Programm für Frauen.

 

Einen Beitrag über eine Partnerin bei KPMG, die in Teilzeit ihre Führungsrolle wahrnimmt, findet ihr hier:

So gelingt Karriere in Teilzeit

 

Und wie eine Führungskraft der LBS Bayern über die Elternzeit von Vätern denkt, lest ihr in diesem Beitrag:

„Meine Work-Life-Balance stimmt“

 

EIN LEBEN OHNE PRÄSENZ UND WIRKUNG … IST KEIN GUTES … – Interview mit Karin Krug

„Nur 22 Prozent der deutschen Theater werden von Frauen geleitet – und noch weniger von Frauen gegründet. Karin Krug ist eine davon. Zusammen mit ihrem Kollegen Andreas Wolf aus der Schauspielschule gründete sie 1992 das fastfood theater München, eine der ersten Improvisationsbühnen des Landes, und leitet es seitdem sehr erfolgreich.

 

Studiert hat Karin Krug Theaterwissenschaft. Sie arbeitet als Schauspielerin, ist Deutsche Meisterin im Theatersport, tritt national und international auf und ist als Trainerin in Unternehmen und künstlerischen Bereichen tätig. Darüber hinaus ist sie Mentorin für Künstler*innen und Führungskräfte.

 

Auf der Theaterbühne geht es um Freude am Spiel, Improvisation und Präsenz. Aber auch im Unternehmenskontext ist es extrem wichtig, die „Bühnen“ für die eigene Sichtbarkeit und Präsenz zu nutzen – gerade auch von Frauen. Wie das gehen kann und wie ihre beruflichen Bühnen so aussehen, verrät uns Karin Krug in einem Interview.“

 

 

EIN LEBEN OHNE PRÄSENZ UND WIRKUNG

… IST KEIN GUTES …

Liebe Karin, du bist Schauspielerin und mit Deinem Improvisationstheater fastfood theater im gesamten deutschsprachigen Raum auf den Theaterbühnen und in Unternehmen tätig. Was bedeutet für Dich Präsenz?

Karin Krug (KK): Das ist natürlich ein großer Begriff. Ich definiere ihn in meinen Seminaren aber gerne sehr konkret als der „Moment, in dem Kommunikation stattfindet“. In diesem Moment hat jeder Mensch entweder eine Ausstrahlung, die seinen inhaltlichen und räumlichen Ausdruck unterstützt oder manchmal sogar verhindert. Wir „spüren“ den anderen mehr, als uns bewusst ist. Wir spüren, ob der andere an sich selbst glaubt, ob er gerne da ist, ob er Widerstände in sich trägt. Das „Spüren“ ist dabei eine intuitive Mischung aus Sehen, Hören, Fühlen und Riechen gepaart mit den eigenen schon erlebten Erfahrungen. Darum ist Präsenz auch subjektiv und objektiv wahrnehmbar. Und oft ist es eine bunte Mischung aus beidem. Einer Führungskraft unterstellen wir gerne mehr Präsenz – unabhängig davon, was sie tut oder spricht. Bei einer Frau in der Führungsrolle erwarten wir aber mitunter andere Präsenzmerkmale als bei einem Mann.

Generell ist meine Erfahrung, dass wir im gegenüber eine „angenehme Präsenz“ wahrnehmen, wenn er oder sie mit sich selbst im Reinen ist und unabhängig von den Erwartungen „authentisch“ anwesend ist. Dann nehmen wir den oder die andere als stimmig wahr. Ob uns das gefällt oder nicht, wir unterstellen der Person eine „natürliche“ Präsenz.

 

Was können wir vom Improvisations-Ansatz lernen? Sollen wir alle Theater spielen?

KK: Erst einmal stellt man schnell fest, dass jegliche öffentliche Präsenzsituation ein kleines Theater ist. Wir nehmen unsere Rolle im System ein und wirken durch die Rolle hindurch. Wir ziehen uns bei Präsentationen sehr bewusst an (im Theater ist es das Kostüm). Wir wählen unsere Worte bewusst (im Theater ist das der Text). Und wir sprechen über die Inhalte jenseits unserer ganz persönlichen und intimen Haltungen (im Theater ist das die Rolle). Wir sind nicht privat unterwegs, sondern im professionellen Kontext (im Theater ist das das Stück).

Wenn wir uns nun ansehen, wie Theater funktioniert, dann kann uns das helfen, unseren Handlungsspielraum innerhalb des beruflichen Kontextes zu erweitern. Wir können einen spielerischen Umgang mit unseren beruflichen Situationen finden und damit auch mehr Freude am Erforschen, was denn gerade passend sein könnte. Damit erhalten wir mehr Flexibilität und oft auch mehr Balance im eigenen Ausdruck.

 

Erzähle uns doch bitte ein wenig von Deinem Werdegang!

KK: Ich habe Theaterwissenschaften, englische Literaturwissenschaft und Sozialpsychologie studiert. Allerdings wollte ich immer Schauspielerin werden und immer im Live-Ort Theater. Während des Studiums habe ich das Improvisationstheater für mich entdeckt und mit Andreas Wolf (und 9 anderen Kommilitonen) das fastfood theater gegründet. Das war vor 30 Jahren. Seitdem habe ich nie aufgehört, mich an der Vielfalt, der Kreativität und der Handlungsstärke von Menschen in Teams zu begeistern. Ich habe viel geforscht, viel von meinem Wissen weitergegeben und mich auch selbst sicher oft verändert.

 

Was ist Gender für dich?

KK: Erst einmal ist es etwas, das ich erfahren und gelernt habe. Eine Möglichkeit, die ich nutzen kann und wo ich gut darin bin. Ich weiß z.B., wie Frau auf der Bühne wirkt und wirken kann. Als Schauspielerin weiß ich allerdings auch, dass ich auch gegen den Strom großartige Ausdrucksmöglichkeiten habe. Ich kann männlich und weiblich spielen und erhalte dabei ganz unterschiedliche Reaktionen. Ich weiß aber auch, dass das Geschlecht sich erst nach dem Menschen-Sein formt. Erst einmal sind wir Menschen. Alle haben das gleiche (nicht dasselbe) Handwerkszeug, mit dem sie präsent sein können. Erst dann wirkt das Geschlecht – sei es sozial, real oder virtuell. Und es ist meine Entscheidung, wie sehr ich es in den Vordergrund meiner Ausstrahlung nehme. Menschen mit hoher Wirkkraft gehen sehr souverän mit ihren Mitteln um. Sie entscheiden bewusst, was sie wie einsetzen, um gut in ihre eigene individuelle Wirkung zu kommen. Da ist Gender ein nützliches, nicht zu leugnendes, doch genau zu dosierendes Mittel.

 

Wie kann uns Improvisationstheater helfen, einen flexiblen Umgang mit unserer eigenen Präsenz zu bekommen?

KK: Improvisationstheater ist teamorientiert, humorvoll, agil, spielerisch, ernsthaft, wahr und macht sehr viel Spaß. Es ist also ein fruchtbarer Erfahrungsraum, in dem ich auch mal Scheitern darf und ganz viele Erfahrungen sammeln kann, die sich körperlich einprägen. Präsenz hat sehr viel mit Erfahrung zu tun. Unser Körper lernt nicht durch Denken, sondern durch Tun. Improvisationstheater ist einfach ein tolles Training.für Präsenz in allen Lebenslagen.

 

Warum gerade jetzt dieses Thema?!

KK: Vor 25 Jahren habe ich für meine Magisterprüfung in Sozialpsychologie ein sehr komplexes Genderthema gewählt. Für mich war das eine Offenbarung. Später dachte ich, jetzt haben wir das gesellschaftlich endlich hinter uns und jede und jeder kann spielerisch mit ihren und seinen Geschlechteranteilen umgehen – auch im professionellen Kontext. Ich musste in den letzten Jahren erkennen, dass dem leider immer noch nicht so ist. Frauen und Männer spüren noch immer die Genderthemen als Hürde oder auch als Vorsprung. Doch überall entsteht zur Zeit der Wille nach Veränderung. Sowohl in den Chefetagen der großen Firmen als auch in den Teams. Gerade für uns Frauen öffnen sich große Chancen uns neu zu definieren und zu positionieren. Und das sollten wir nutzen. Und zwar mit Leichtigkeit, Humor und Freude an der Variation.

 

 

Am 27./28.04.2020 startet dazu unser neues Seminar „Professionelle Präsenz – Wirkungsvoll durch Körpersprache und Stimme”.

 

Hier finden Sie mehr Informationen zu diesem Seminar

 

Interview: Dr. Tanja Haupt

 

Weiteres zum Thema Auftreten:

 

Das gewisse Auftreten Interview mit Irene Bärtle

Gute Arbeit in der Welt von morgen – Ein Gespräch.

Gab es in der Entwicklung der Menschheit nicht immer wieder große Schritte, die den jeweiligen Generationen sehr viel abverlangten? Ist es denn nicht bis heute gelungen, diese Herausforderungen dann letztlich doch zu meistern? 

 
Dr. Anne-Sophie Tombeil studierte Politikwissenschaft und Allgemeine Rhetorik in Tübingen und Florenz. Schwerpunkte ihrer Forschungs- und Entwicklungsarbeit am Fraunhofer IAO in Stuttgart liegen in den Themenfeldern Gestaltung von Dienstleistungsprozessen, Dienstleistungsarbeit und Innovationsgeschehen sowie Foresight und Monitoring. Anlässlich des Beginns vom 8. Cross-Mentoring Programm in Augsburg hat sie mit uns über die Herausforderungen gesprochen, die die Arbeit in Zukunft mitbringt – und darüber, wie wir sie meistern können.
 
MFF: Frau Dr. Tombeil, Sie beschäftigen sich mit der Veränderung von Arbeitsprozessen. Auf Ihrem Vortrag zur Auftaktveranstaltung des 8. Crossmentoring-Programms in Augsburg haben Sie uns Mut gemacht, dass wir die Arbeitsmöglichkeiten der Zukunft gestalten und vorteilhaft für uns nutzen können. Aber was macht gute Arbeit denn genau aus?
 
Für gute Arbeit, da ist die Arbeitsforschung ganz klar, gibt es Kriterien. Das sind zum einen die Ausführbarkeit, zum anderen die Zumutbarkeit, die Erträglichkeit und die Persönlichkeitsförderlichkeit von Arbeit.
 
Die Persönlichkeitsförderlichkeit wiederum entfaltet sich an den Elementen Anforderungsvielfalt, Autonomie, Ganzheitlichkeit, soziale Interaktion und Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten.
 
Wichtig ist, mit diesen Anforderungen an oder Merkmalen von guter Arbeit nicht nur den Bereich hochqualifizierter Wissensarbeit zu verbinden. Gute Arbeit gestalten heißt, die gesicherten Kriterien umsichtig und informiert in den verschiedenen Kontexten, Anforderungs- und Qualifikationsniveaus von Arbeit anzuwenden. Dazu gibt es bewährte Instrumentarien der arbeitswissenschaftlichen Analysen, die bis heute nichts an ihrer Relevanz eingebüßt haben. Ergänzt werden diese durch neuere Entwicklungen zur Bemessung von Gefährdungspotenzialen der Digitalisierung. Digitaler Arbeitsschutz ist sicher ein Feld, das sich noch in Entwicklung befindet, aber wenn man Arbeit gut gestalten will, kann man das tun.
 
MFF: Sie haben auch davon gesprochen, dass die klassische Routinearbeit aufgrund der Entwicklung einer schwachen künstlichen Intelligenz immer mehr an Bedeutung verlieren wird. Stattdessen wird es darauf ankommen, Informationen zu filtern und priorisieren zu können, sie innerhalb breiter Netzwerke zielgerichtet vermitteln und bearbeiten zu können – und sie dann dienstleistungsorientiert möglichen Nutzern bereitzustellen. Das klingt danach, als würden wir in Zukunft noch flexibler, noch dynamischer handeln und denken müssen. Lastet da nicht ein enormer Druck auf den Arbeitskräften der Zukunft?
 
Ja und nein. Nach allem, was wir heute wissen können, werden es zunächst routinisierte, eher monotone Tätigkeiten sein, deren Automatisierung durch digitale Lösungen mit und ohne Künstliche Intelligenz wahrscheinlich ist. Aus der Sicht guter Arbeit ist das kein Nachteil für Beschäftigte, eher im Gegenteil. Zu erwarten ist ein höherer Anteil anspruchsvollerer Arbeit. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die stetige Qualifikation von Menschen – und zwar früh, schon in der Schule und auch dabei nicht nur durch die Vermittlung von Fachwissen sondern insbesondere durch die Verankerung von Methodenwissen und der Kompetenz das Lernen zu lernen – mindestens so wichtig genommen wird wie Bemühungen um technologische Innovation. Nur Qualifizierung (und natürlich der umfassende Netzausbau) schützen Unternehmen, unsere Wirtschaft und unsere Gesellschaft vor der Digitalen Spaltung. Wichtig dabei ist, das Digitale als eines von vielen wirksamen Medien bzw. Arbeitsmitteln zu verstehen und souverän zu handhaben. Dann werden wir auch sehen, dass sich neue digitale Routinen herausbilden die, im Sinne guter Arbeit, geeignet sind, die nötige Entlastung innerhalb des Aufgabenspektrums eines Arbeitstages zu bieten. Zudem gilt: digitale Lösungen sind eine Herausforderung, ja, aber auch Teil der Lösung. Denn digitale Lösungen, wenn sie gut gemacht sind, helfen, komplexe, große Aufgaben besser, weil gut und mitlernend unterstützend, zu bewältigen.
 
MFF: Was passiert, wenn nicht jeder die Haltung aufbringen kann oder will, die der zukünftige Arbeitsmarkt erfordert? Werden alle da mithalten können?
 
Gab es in der Entwicklung der Menschheit nicht immer wieder große Schritte, die den jeweiligen Generationen sehr viel abverlangten? Ist es denn nicht bis heute gelungen, diese Herausforderungen dann letztlich doch zu meistern? Vielleicht liegt der gefühlte Unterschied zur Transformation heute darin, dass Transformationen der Vergangenheit kompliziert waren. Das heißt, es war viel zu bewältigen, aber irgendwann konnte man alle Teile beieinander haben. Man war sicher. Heute haben wir es mit Komplexität zu tun. Das heißt, wir können egal in welchem System, nicht mehr alle Teile überblicken. Kontext ist dynamisch. Die Beziehungen der verschiedenen Elemente untereinander können zu jedem Zeitpunkt unerwartete neue Situationen entstehen lassen. Die sogenannte Emergenz. Wir sind unsicher. Und müssen dennoch entscheiden. Digitalisierung schafft Komplexität und trägt zugleich dazu bei, mit dieser Komplexität zurecht zu kommen. Vorausgesetzt man erleidet Veränderung nicht, sondern gestaltet sie.
 
MFF: Ist das Bildungssystem allein in der Lage, uns auf diese mutige Gestaltung einer sich rapide wandelnden Berufswelt vorzubereiten? Oder müssen wir selbst an einer Mentalität der Selbstermächtigung arbeiten?
 
Unter Bedingungen der Komplexität sind alle Teile im System gefordert, Lösungen für Zusammenhalt zu entwickeln. Das Bildungssystem und andere wichtige Politikfelder, Innovation, Gesundheit, Umwelt, Arbeit, um nur einige zu nennen, die in besonders engem Zusammenhang zur Arbeitswelt stehen. Aber auch die Unternehmen, die Familien, jeder, jede Einzelne sind gefragt, die eigene Zukunft und die des Kontextes, in dem wir leben, mit zu gestalten. Selbstermächtigung, Teilhabe, Partizipation sind wichtige Begriffe. Aber auch Umsicht, Rücksicht und Weitsicht. Denn es geht gleichzeitig um jede, um jeden Einzelnen und um Zusammenhalt in einer Gesellschaft.
 
MFF: Es gibt immer wieder Stimmen, die dem Arbeitsmarkt eine düstere Zukunft prognostizieren: Automatisierung und Wegfall von Jobs, Massenarbeitslosigkeit, stärkere Selbstausbeutung, eine kleine Elite von hochspezialisierten Führungskräften und daneben ein Heer von Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern mit zero-hour-contracts. Wird die digitale Revolution, ähnlich wie die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert, die soziale Frage neu aufwerfen?
 
Aus meiner Sicht ist die soziale Frage, allerdings anders als im 19. Jahrhundert, schon neu aufgeworfen. Die Frage nach den Werten, die unsere heutige bunte Gesellschaft zusammenhalten, ist auf der politischen Agenda und findet sich, bescheiden, aber immerhin, in Förderkontexten, die danach forschen, was zusammenhält und künftig zusammenhalten kann. Die Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen wurde intensiver, zurzeit leider nicht mehr so vordringlich wie nötig, geführt. Europa ringt um seine Neupositionierung auf belastbaren Werten. Das alles geht langsam, nicht ohne Konflikt, nicht ohne Opfer. Aber es geht. Vielleicht sind wir, und ich meine damit meine Generation 50 + und die noch Älteren, etwas satt geworden, und bequem, und auch ein wenig borniert. Sie sagen Leiharbeit, zero-hour-contracts, Selbstausbeutung. Ja, das ist schlecht. Aber wieso eigentlich fällt es uns so schwer, positive Worte für mehr Flexibilität, mehr Selbstbestimmung, öfter wechselnde Arbeitsbeziehungen zu finden? Sicher ist es wichtig, die hart erkämpften Errungenschaften einer sozialen Marktwirtschaft, eines Kapitalismus mit menschlichem Gesicht, zu bewahren. Was wir dazu brauchen, ist ein Zukunftsbild davon, was sicher bleiben muss und was flexibel werden darf, und wie beides zusammenpasst. Hier ist geeignete Regulierung und Gestaltung gefragt, auf der Basis von wissenschaftlichem und praktischem Wissen und von Haltung. Dazu beitragen müssen wir alle: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, organisierte Interessen, gesellschaftliche Gruppen und jede, jeder Einzelne.
 
MFF: In Ihrer Studie zu Arbeitstypen der Zukunft von 2013 zitieren Sie den tschechischen Ökonomen Tomáš Sedláček – „Die Apostel eines ständigen Wirtschaftswachstums und die Propheten einer ökonomischen Katastrophe haben die gleichen Statistiken zur Verfügung. Allerdings leiten die einen […] Hoffnung daraus ab, die anderen aber das genaue Gegenteil.“ Was bringt Sie dazu, hoffnungsvoll zu sein?
 
Seit über zwanzig Jahren gestalte ich am Fraunhofer IAO in kleinen und großen Projekten Veränderung. Mit meinem Mann zusammen ziehe ich drei Kinder groß und begleite alternde Eltern. Ich lese, fachliches und belletristisches, höre zu und gehe mit offenem und selbstkritischem Blick durch mein Stück der Welt. Täglich, im ganz Kleinen und im Mittelgroßen, erlebe ich Scheitern und dass Veränderung gelingen kann. Die Kontexte unserer Gegenwart sind komplex, die Herausforderungen groß. Aber: wir, Menschen, sind gut aufgestellt. Wir wissen viel, wir haben Werkzeuge und eine Historie, die gezeigt hat: Veränderung ist gelungen. Immer. Warum diesmal nicht?
 
MFF: Frau Dr. Tombeil, vielen Dank für das Interview!
 

Interview: Maximilian Priebe

So entsteht ein Frauennetzwerk – am Beispiel der LVM Versicherung

Der Nutzen von Netzwerken ist unbestritten. Kontaktaufbau, Informationsbeschaffung, Weiterempfehlung, gegenseitige Unterstützung – das sind nur ein paar Schlagworte. Doch “Netzwerken ist kontinuierliche Arbeit”, sagen Susanne Flaute und Andrea Patten, Mitbegründerinnen des Frauennetzwerks der LVM Versicherung in Münster und fügen hinzu: “Die Früchte reifen langsam, aber wenn man sie dann ernten kann, ist das umso schöner.” Eingespannt im Balanceakt der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fehlt Frauen oftmals die Zeit für eine intensive Kontaktpflege. Um Ihnen dies zu erleichtern, sie mit ihren individuellen Bedürfnissen abzuholen und auf ihre Verfügbarkeiten eingehen zu können, kristallisieren sich immer mehr unternehmensinterne Frauen-Netzwerke heraus. 

 

Bei der LVM Versicherung entstand der Wunsch, sich als Frauen untereinander zu vernetzen, im Zuge eines Persönlichkeitstrainings für Frauen in Führung. “Unsere damalige Trainerin Susanne Dettling empfahl uns Frauen, uns zu vernetzen, um Vorbilder zu finden, uns auszutauschen und uns gegenseitig zu unterstützen”, erzählen die beiden LVM-Führungsfrauen Susanne Flaute und Andrea Patten. Wie sie daraufhin weiter vorgegangen sind, welche Unterstützung hilfreich war und welchen Nutzen die Teilnehmerinnen daraus ziehen, erzählen sie in unserem MFF-Interview. Vielleicht findet sich darin der ein oder andere Impuls für den Aufbau eines eigenen Unternehmens-Netzwerks…

 

Wie sind Sie von der bloßen Idee sich zu vernetzen, zu einer konkreten Umsetzung gelangt?

Wir Frauen, die an dem Persönlichkeitstraining teilgenommen haben, haben uns zu einem Organisations-Team zusammengeschlossen. Bei einer ersten Auftaktveranstaltung, die sich an Teilnehmerinnen ähnlicher Seminare gewandt hat, haben wir die Erwartungen an das Netzwerk abgefragt sowie Themen gesammelt, die von Interesse sind. Anschließend haben wir die Ergebnisse ausgewertet und einen ersten Fahrplan mit konkreten Terminen und Veranstaltungen erstellt.

 

Welche Unterstützung haben Sie sich dafür vom Unternehmen geholt?

Die Personalabteilung der LVM Versicherung ist für uns ein wichtiger Kontakt. Die enge Zusammenarbeit führt dazu, dass wir uns mit Ideen, Vorschlägen  sowie einem thematischen Austausch unterstützt fühlen.. Darüber hinaus stellt die Personalabteilung für uns Kontakte zu LVM Mitarbeiterinnen her. So vermittelt sie uns beispielsweise den Kontakt zu Kolleginnen, die an frauenspezifischen Veranstaltungen () teilgenommen haben, damit diese anschließend in unserem Netzwerk darüber berichten können. Aktuelle Berichte z.B. aus dem LVM-Projekt „Frauen und berufliche Perspektiven“ und die Möglichkeit externe Referenten wie z.B. Dr. Nadja Tschirner zum Thema „Lieschen, Lillifee und Lilith – wer bin ich und wenn ja wie viele“ runden die Unterstützung ab.

 

Auf welche Projekte oder Veranstaltungen, die aus dem Frauennetzwerk heraus entstanden sind, blicken Sie besonders gern zurück?

Unsere Highlights waren große Vortragsveranstaltungen, die wir bewusst genutzt haben, um neue Teilnehmerinnen zu akquirieren. So konnten wir beispielsweise mit Vorträgen wie „Professionelles Netzwerken für Frauen – Netzwerke erfolgreich nutzen“ von Susanne Hillens oder „Das eigene Potential kommunizieren – ein interaktiver Vortrag“ von Sabine Dankbar viele interessierte Frauen gewinnen, die zuvor noch keinen Kontakt mit unserem Netzwerk hatten.  Mit diesen Vorträgen erreichen wir dann auch Kolleginnen, die im Außendienst  und nicht hier in der Direktion in Münster tätig sind. arbeiten. Ein solcher Austausch ist für alle eine Bereicherung.

 

Wie sind Sie organisiert?

Zum einen sind wir durch einen E-Mail-Verteiler organisiert, über den wir regelmäßig alle Teilnehmerinnen über aktuelle Themen oder Veranstaltungen informieren und den jede für den Info-Austausch nutzen kann.

Um den Zugang für neue Teilnehmerinnen zu erleichtern, sind wir darüber hinaus im Intranet präsent. Dort stellen wir allen LVM-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Frauennetzwerk vor. Exklusiv für Netzwerk-Mitglieder können die Netzwerkteilnehmerinnen sich gegenseitig über Steckbriefe weiter kennenlernen  und themenspezifisch andere Teilnehmerinnen über verschiedene Such- und Filterfunktionen finden. Außerdem kündigen wir dort alle Veranstaltungen an und stellen –  soweit möglich – Unterlagen zu bisherigen Veranstaltungen zur Verfügung.

 

Was erwartet die Teilnehmerinnen?

In der Regel organisieren wir vier größere Veranstaltungen im Jahr. Im Jahr 2017 waren das beispielsweise folgende Termine:

  1. Themensammlung für Informationsaustausch 2017
  2. Vortragsveranstaltung
  3. Kolleginnen stellen sich vor – im Übrigen ein sehr beliebtes Format
  4. Jahresabschluss mit der Personalabteilung (mit gemeinsamem Frühstück)

Daneben finden monatliche Mittags- und Abendstammtische statt, die einen informellen Austausch in lockerer Atmosphäre ermöglichen.

 

Welchen Nutzen haben Teilnehmerinnen vom LVM Frauennetzwerk?

Der Nutzen liegt im gegenseitigen Kennenlernen, dem vertrauensvollen Austausch sowie darin, Vorbilder kennenzulernen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Auch der Austausch mit der Personalabteilung über das Projekt „Frauen und berufliche Perspektiven“ ist effizient, da die Personalabteilung über die Netzwerkerinnen u.a. Einblicke in die Bedarfeder Frauen im Unternehmen gewinnt

Im Einzelfall meldet sich auch mal eine Netzwerkerin, die sich z.B. für ein internes Bewerbungsverfahren Tipps einholt.

 

Warum braucht es überhaupt ein Frauennetzwerk im Unternehmen?

Die Karrierewege von Frauen sind oft individueller als die von Männern und sie verlaufen meist nicht so geradlinig – gerade wenn das Thema „Familie“ hinzukommt. Ein spezielles Frauennetzwerk kann dabei Motivation und Ansporn für Mitarbeiterinnen sein, die vor verschiedenen Herausforderungen stehen. Zu sehen, was andere Frauen schon geschafft haben und was machbar ist, macht Mut für die Bewältigung dieser Herausforderungen – oder gibt den Impuls, sich überhaupt diesen Herausforderungen zu stellen!

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihres Netzwerks?

Wir wünschen uns weiterhin viele aktive Teilnehmerinnen und heißen neue Netzwerkerinnen herzlich willkommen! Unser Ziel ist, dass wir Mitarbeiterinnen uns untereinander immer besser kennenlernen und daraus sowohl für jede Einzelne als auch für die Gemeinschaft im Netzwerk neue Chancen und Möglichkeiten erwachsen!

 

Interview: Julia Schmid

 

Hier erfahrt ihr, wie sich das Frauennetzwerk der Stadtwerke München organisiert:

SWM-Frauennetzwerk: „Der Austausch gibt so viel Energie!“

 

Und hier geht’s zum Interview mit einer weiteren Führungsfrau der LVM-Versicherung, die anderen Frauen Mut machen möchte:

Mutmacher.in für MINT-Berufe

So gelingt Karriere in Teilzeit

Mirjam Giorgini macht vielen Frauen Mut, die daran zweifeln, dass beides möglich ist: Verantwortung im Job UND Zeit für Kinder. Die 37-Jährige hat Karriere im Bereich “Audit” beim Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen KPMG in Köln gemacht, den Aufstieg zur Partnerin direkt nach der Elternzeit gemeistert und arbeitet in Teilzeit – denn: „Ich habe kein Kind bekommen, um keine Zeit mit meiner Tochter zu verbringen“, sagt Mirjam Giorgini. Dem Memorandum für Frauen in Führung, das auch KPMG unterzeichnet hat, gewährt sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag als Führungsfrau mit 80% Arbeitszeit.

 

Teilzeit ist bei Ihnen keine Sackgasse – Sie wurden nach der Babypause sogar befördert, wie kam es dazu?

Mirjam Giorgini: Ich hatte mich schon vor meiner Schwangerschaft für die Position als Partnerin beworben und war für die Beförderung vorgesehen. Dann wurde ich mitten im Auswahlprozess schwanger. Aber KPMG hat Wort gehalten und mich ein Jahr nach meiner Elternzeit zur Partnerin bestellt. Allerdings war es für meinen zukünftigen Verantwortungsbereich erforderlich, dass ich sofort mit mindestens 80 Prozent wieder einsteige. Ich hätte gerne nach der Elternzeit erstmal mit weniger angefangen, allerdings war das bei mir wegen des zu betreuenden Mandantenportfolios leider nicht möglich. Dafür konnte ich aber Arbeitszeit und -ort flexibel gestalten.

 

Wie funktioniert Ihr Arbeitsmodell im Alltag?

Ein Kind funktioniert nicht nach Plan und die eigene Einstellung ändert sich mit Kind auch vollkommen. Nur mit einem guten Netzwerk und viel Kommunikation sind die täglichen Herausforderungen zu meistern. Und die Flexibilität, die ich von KPMG und meinem Team bekomme, ist ein Geben und Nehmen. Wir hatten beispielsweise kürzlich zwei Kollegen, die über eine längere Abwesenheit vertreten werden mussten. Da bin ich auch eingesprungen und habe weit mehr geleistet als es meine Aufgabe gewesen wäre. Vor allem aber überlege ich mir sehr genau, wofür ich welche Zeit aufwende und wie ich den Tag plane. Was mir dabei auch sehr wichtig ist, ist das Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen zwischendurch. Damit ich mich auf mein Team verlassen kann – und anders wären die 80 Prozent nicht möglich – nehme ich mir zwischendurch immer Zeit für einen privaten Plausch.

 

Sie haben nach dem Studium bei KPMG begonnen und sind auf direktem Weg zur Partnerin durchmarschiert. War das von Anfang an ihr Ziel?

Nein. Ich war damals sehr jung, 24 Jahre, und wollte alles auf mich zukommen lassen. Was ich schon im Blick hatte, war das Steuerberater-Examen. Das hat zum Glück beim ersten Versuch geklappt. Meine Mitstreiter haben damals alle gesagt: „Komm, wir versuchen sofort noch den Wirtschaftsprüfer drauf zu setzen, sonst machen wir das nicht mehr.“ Da habe ich mich angeschlossen. Ich hatte dann das Glück einen Mentor zu finden – er war von Anfang an von meiner Leistung überzeugt und hat mich seit der bestandenen Prüfung zur Wirtschaftsprüferin auf dem Weg zur Partnerin unterstützt und begleitet.

 

Warum gibt es trotz Flexibilitätsangebot immer noch wenige Frauen in der Position?

Die Wirtschaftsprüfungsbranche ist schon noch eine Männerdomäne und es ist nicht immer einfach, sich in diesem Umfeld durchzusetzen. Auch ich bin mit Fragen konfrontiert worden: ‚Wie willst du das schaffen? Beruf und Familie, ist das in der Position überhaupt realisierbar?‘ Da benötigt man ein starkes Rückgrat und ein gut funktionierendes Netzwerk, um zu sagen, ich trau mir das trotzdem zu und stelle mich der Herausforderung. Und zum anderen ist es bis zu den beiden Berufsexamina manchmal ein langer und harter Weg. Wenn man auch nach drei Versuchen nicht erfolgreich war, muss man sich innerhalb der KPMG neu orientieren und Alternativen zur geplanten Karriere finden, da in der Wirtschaftsprüfung das WP-Examen für die Beförderung zum Manager notwendig ist. Das schreckt viele ab. Zudem benötigen Frauen wie Männer für die Akzeptanz flexibler Arbeitsmodelle neben ihrer fachlichen Fähigkeit die Anerkennung und Unterstützung im Management.

 

Was sollte sich ändern, damit noch mehr Frauen Karriere in Teilzeit machen können?

Mehr Frauen in Führungspositionen, die andere Frauen in ihrem Berufsalltag unterstützen, die Möglichkeiten für Beruf und Familie aufzeigen und die selbst nicht kritischer sind als Männer. In unserer Branche wird zudem bereits überlegt, wie man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter früher zu den Examina bewegen kann. Der andere Ansatzpunkt ist die interne Akzeptanz. Ein Beispiel: Telefonkonferenzen für die Besprechung interner Angelegenheiten wurden oft zwischen 17 und 19 Uhr eingestellt. Meetings fanden häufig nachmittags in Düsseldorf statt. Wie soll ich das als Mutter schaffen? Anfangs wusste ich nicht damit umzugehen. Irgendwann habe ich das Thema offen angesprochen und darum gebeten, die Termine zu günstigeren Zeiten zu legen. Und siehe da, es war überhaupt nicht böse gemeint, sondern einfach nicht präsent. Mittlerweile hat sich das wunderbar eingespielt.

 

In Skandinavien ist es üblich, dass ab 16 Uhr keine Termine eingestellt werden. Warum klappt das in Deutschland – der Wirtschaftsnation schlechthin – nicht?

Skandinavien ist zum Beispiel stärker davon geprägt, dass mehr Frauen in verantwortungsvollen Positionen arbeiten und Männer wie Frauen ein Interesse daran haben, beruflich erfolgreich zu sein und gleichzeitig ein intaktes Familienleben zu führen. In Deutschland ist es tatsächlich immer noch so, dass mehrheitlich der Mann im Job den Erfolg hat und die Frau in Teilzeit arbeitet. Zwar ist es in den verschiedenen Bereichen sehr unterschiedlich und auch bei KPMG hat sich der Anteil der Partnerinnen in den letzten drei Jahren um mehr als 40% erhöht, aber auch in meinem direkten Umfeld befinden sich fast nur Partner, die mit den alltäglichen Herausforderungen der Kinderbetreuung kaum konfrontiert sind.

 

Warum haben Sie sich mit Ihrem Mann nicht anders organisiert?

(Mirjam Giorgini lacht bei dieser Fragen und sagt:) Ja, das ist interessant. Wahrscheinlich weil ich schon immer die treibende Kraft war, die Kinder wollte. Hinzu kam der Spagat mit dem Jobangebot. Da habe ich für mich beschlossen: Ich möchte ein Kind und weiter im Beruf bleiben, das heißt aber dann nicht, ich arbeite 100% oder 120% und mein Mann übernimmt in Vollzeit die Erziehung unserer Tochter. Zusätzlich kam bei meinem Mann das Pendeln hinzu. Und ich muss sagen, für mich ist Laura der perfekte Ausgleich. Ich bin eigentlich ein Workaholic, arbeite gerne und viel. Laura erdet mich total. Ich würde das Muttersein auf keinen Fall missen wollen.

 

Hatte ihr Mann Elternzeit?

Nein, dies war leider zu dem Zeitpunkt bei seinem Arbeitgeber nicht zu realisieren.

 

Aber er hat einen gesetzlichen Anspruch darauf!

Der gesetzliche Anspruch ist das eine, die Umsetzung für die Eltern sieht da aber anders aus. Hier sind Abstimmungen mit den jeweiligen Arbeitgebern erforderlich und müssen immer mit dem Job in Einklang zu bringen sein, gerade wenn es um längere Projekte geht. Dafür bleibt er jetzt drei Monate zu Hause und kann die Zeit mit unserer Tochter nutzen.

 

Würden Sie für ein zweites Kind einen Karriererückschritt in Kauf nehmen?

Warum sollte ich das? Ein zweites Kind heißt doch nicht Karriererückschritt, sondern ist eine neue Herausforderung, der ich mich jederzeit stellen würde. Es gibt bei KPMG auch andere Partnerinnen mit mehreren Kindern und ich möchte ein Vorbild sein, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie funktionieren kann, dafür stehe ich.

 

Interview: Julia Schmid

 

Und so sieht ein typischer Arbeitstag von Mirjam Giorgini aus…

 

Als Partnerin im Bereich Audit (Prüfungen von Konzern- und Jahresabschlüssen) stehen gerade in der Busy-Season – das heißt bei mir in der Zeit zwischen Anfang Februar und Ende Juni, in der die meisten Abschlüsse und Aufsichtsratssitzungen stattfinden – viel Arbeit und enge Fristen an. So schaffe ich mein Pensum während dieser Phase in Teilzeit:

 

Zwischen 8:00 – 8:30 Uhr bringe ich auf dem Weg zur Arbeit unsere Tochter Laura in den Kindergarten. Mein Mann musste bisher nach Düsseldorf pendeln, deshalb habe ich das Bringen und Abholen übernommen. Bald arbeitet er in Köln, vielleicht organisieren wir uns dann anders.

 

Ab 9:00 Uhr bin ich im Büro oder beim Kunden. Da meine Arbeitszeit begrenzt ist, starte ich sofort von null auf hundert – einen gemütlichen Start in den Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Wenn Mandantentermine auswärts anstehen, versuche ich sie mir auf die Zeit zwischen 9 Uhr und 16 Uhr zu legen, um Laura am Nachmittag pünktlich wieder abholen zu können. Ich bin überwiegend für den Bereich NRW zuständig, die meisten Mandate kann ich an einem Tag gut abfahren. Ich bin häufig und gerne bei meinen Kunden und Teams vor Ort, vor allem bei Gesprächen mit der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat und selbstverständlich auch bei offenen Fragen oder zur Unterstützung meines Teams.

 

12:30 – 13:00 Uhr: Meine Mittagspause verbringe ich am Arbeitsplatz. Für eine halbe Stunde schließe ich meine Tür, lese und erledige Dinge, für die ich Ruhe brauche.

 

Ab 16:30 Uhr: An drei Tagen in der Woche hole ich Laura zwischen 16:30 Uhr und 17 Uhr vom Kindergarten ab. An den anderen beiden Tagen haben wir eine „Leihoma“ und ich kann an diesen Tagen die Zeiträume flexibel steuern und bei Bedarf etwas länger arbeiten. KPMG hat uns über den Elternservice AWO eine pensionierte Kindergartenleiterin vermittelt, die eine neue Aufgabe gesucht hat. Lauras Großeltern leben leider nicht in Köln, deshalb ist das für uns perfekt. Und Laura mag sie total gerne. Sie gehört mittlerweile zur Familie und ist genau wie die Großeltern bei Geburtstagsfeiern dabei.

 

Manchmal muss ich zwischen 17 Uhr und 19 Uhr zu Hause noch ein wichtiges Telefonat wahrnehmen. Dann kommt es schon mal vor, dass Laura zu unserer Nachbarin zum Spielen geht. Aber das soll die Ausnahme bleiben, denn ich habe kein Kind bekommen, um neben meinem verantwortungsvollen Job überhaupt keine Zeit mehr mit der Kleinen zu verbringen. Unter der Woche ist unsere gemeinsame Zeit zwischen 17 Uhr und 20 Uhr ohnehin kurz.

 

Nach einem gemeinsamen Abendessen bringen mein Mann oder ich Laura um ca. 20 Uhr ins Bett. Danach fahre ich regelmäßig nochmal den Rechner hoch. Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, dass sie mich immer anrufen können, aber oft warten sie bis nach 20 Uhr. Die Arbeitszeit bis ca. 23 Uhr kommt in der Busy-Season zu meiner 80%-Regelung nochmal on top, dafür kann ich mir die Zeit im Sommer wieder frei nehmen. Das schätze ich wirklich sehr an KPMG. Auf das ganze Jahr gesehen, funktioniert das mit der 80%-Regelung gut, vor allem was meine Mandatsverantwortung und mein Team angeht.

 

Hier erzählt Birgit Derks, Referatsleiterin bei der Bayerischen Versorgungskammer, wie sie ihre Führungsposition in Teilzeit mit zwei Kindern vereinbart:

Karriere-Talk mit Birgit Derks, BVK

 

Stephanie Vischer, Mutter und Abteilungsleiterin bei LBS Bayern, möchte genau so Karriere machen können wie ihr Mann:

Karriere-Talk mit Stephanie Vischer, LBS Bayern

 

Daniel Jagar ist Senior Manager bei KPMG und arbeitet flexibel, um möglichst viel Zeit für die Familie zu haben:

„Elternzeit ist kein Karrierehemmnis“

Ihr habt eure mutmacher.in gewählt!

Bis gestern, 12.11.2017, konnten unsere 10 Mutmacherinnen Likes auf Facebook sammeln und so ihre Gewinnchance auf eine Mentorin erhöhen. Nun steht eine Siegerin fest: Veronika Köpf hat mit 141 Likes für ihre Beitrag auf unserer Facebook-Seite (und insgesamt 202 Likes auf geteilte Beiträge) den Wettbewerb für sich entschieden. Wir gratulieren ihr ganz herzlich und haben die Recherche nach einer passenden Mentorin bereits gestartet.

 

Auch bei allen anderen Teilnehmerinnen bedanken wir uns von ganzem Herzen fürs Mitmachen. Ihr habt mit euren Geschichten insgesamt

• 634 „Likes“, 18 „Loves“ und „3 Wows“ gesammelt
11.408 Personen erreicht (!!!)
• eure Beiträge wurden insgesamt 76 Mal geteilt
• und haben 46 ermutigende Kommentare erhalten!

—>>>> HIER GEHT’S ZUM ALBUM MIT ALLEN MUTMACHER.INNEN <<<<—

 

Die Kampagne richtete sich an alle Frauen, die mit ihrer Geschichte Anderen MUT machen wollten, den nächsten Schritt zu gehen, den Sprung ins Ungewisse zu wagen oder neue Wege einzuschlagen. Vom 12. – 31. Oktober konnten sie uns ihren mutigsten Moment im Ausbildungs-, Studenten- oder Berufsleben zusammen mit einem Foto zuschicken. Wir haben diese Geschichten daraufhin auf unserer Facebook-Seite in einem Sammelalbum veröffentlicht. Ab diesem Moment hatten unsere mutmacher.innen bis zum 12. November Zeit, Likes für ihre Beiträge zu sammeln und damit eine Mentorin zu gewinnen.

 

Das ist der Siegerbeitrag von Veronika Köpf:

 

Diese Erfahrungen haben wir mit unserer Kampagne gesammelt
Mit viel Hoffnung und Mut starteten wir unsere mutmacher.in-Kampagne auf der diesjährigen Karrieremesse herCAREER in München. Unser Ziel? Alltagstaugliche Vorbilder finden, die MUT machen. Dadurch sind wir mit vielen verschiedenen Frauen ins Gespräch gekommen. Die Reaktionen und das Feedback auf unsere Idee waren durchweg positiv. Viele zeigten sich begeistert davon, endlich alltagstaugliche Vorbilder zu sehen, die nicht das stereotype Bild von Frauen mit Karriere und Familie verkörpern und vorgeführt zu bekommen, dass es oft kleine Schritte sind, die am Ende den Unterschied machen.

 

Und dennoch war es schwierig, Frauen zum Mitmachen zu bewegen. Die Überwindung, selbst im Mittelpunkt zu stehen und sich öffentlich mit einer mutmachenden Geschichte zu präsentieren, war wohl doch größer als die Begeisterung. Oft kam als Reaktion: „Ich bin doch nicht mutig!“ Bei genauerem Nachfragen konnte dann doch Jede etwas erzählen, das wir durchaus als mutig empfanden, sie selbst aber noch gar nicht so wahrgenommen und für sich kategorisiert hatte.

 

Unternehmensberaterin und Expertin für Frauenförderung, Simone Schönfeld erklärt dieses Phänomen:

„Frauen sind tatsächlich oft mutig. Dies passiert aber oft ohne, dass wir es überhaupt wahrnehmen würden. Alltägliche Sprüche wie „die traut sich was“ zeigen, dass es für Frauen noch außergewöhnlich ist, mutige Entscheidungen zu treffen und über diese in der Öffentlichkeit zu sprechen. Das Bewusstsein für den eigenen Mut ist aber eine wichtige Quelle für mehr Selbstbewusstsein und eine starke Motivation für zukünftige Pläne und Entscheidungen.“

 

Unser Fazit: Viele Frauen brauchen zunächst einen kleinen Anstupser, um sich selbst mit mehr Selbstbewusstsein zu reflektieren. Dieser Erkenntnis folgt der AHA-Effekt und eine Portion positives Selbstwertgefühl.

 

Von denen, die sich zum Mitmachen entschlossen haben, wollten wir wissen, was sie letztendlich dazu bewegt hat:

• Sophia Schmid: „Weil „etwas mutig“ sein auf meiner täglichen to do Liste steht und euer Aufruf eine passende Gelegenheit dafür geboten hat. Unerwartet viele Freunde und Bekannte haben mich auf das Foto und die Story dazu angesprochen. Viele waren überrascht davon und haben mir bestätigt, dass sie das auch mutig finden.“

• Angie Stifter: „Ich stehe einfach zu dem Schritt, dass ich mein Studium aufgegeben habe und möchte damit andere ermutigen, auf ihren Bauch zu hören und ihre Träume zu verwirklichen. Ich hoffe, durch meine Teilnahme weitere mutmacher.innen zum Mitmachen zu bewegen.“

• Melanie Kinzer: „Weil ich im Laufe meines beruflichen Werdegangs gelernt habe, eigene Leistungen zu erkennen und wie notwendig es ist, diese Fähigkeit weiterzugeben. Meiner Erfahrung nach haben gerade viele Frauen Schwierigkeiten damit, sich in den Vordergrund zu stellen und ihre Errungenschaften entsprechend zu vermarkten. Ich würde es jederzeit wieder tun und hoffe, der/dem einen oder anderen damit tatsächlich Mut gemacht zu haben.“

• Veronika Köpf: „Ich hatte einfach Lust auf die Kampange und keinerlei Angst gehabt. Warum auch? Es ist doch was Schönes anderen Mut zu machen! Im Nachhinein finde ich die Kampange als sehr positiv! Auch ich persönlich habe viel positives Feedback erhalten was mich sehr gefreut hat! Schade finde ich, dass nur so wenige daran teilgenommen haben. Was der Grund dafür ist weiß ich nicht.“

• Birgit Heß: Es begann damit, dass ich tatsächlich den Kaffeebecher gerne haben wollte, weil ich so einen noch nicht besaß (nur einen zu großen Thermobecher). Ich finde es immernoch gut, mitgemacht zu haben und war auch überrascht, wie viele meiner FB-Freunde mich unterstützt haben.“

Sarah Tschachtli:Ich habe mich getraut, weil es etwas zu gewinnen gab, dass ich gut gebrauchen hätte können. Ich habe nicht gewonnen (schade), aber schön wenn dadurch mehr Leute auf das Projekt aufmerksam geworden sind.“

 

Wir haben von einer Teilnehmerin auch negatives Feedback erhalten und sind für ihre Verbesserungsvorschläge sehr dankbar. „Die Grundidee finde ich sehr gut, sonst hätte ich nicht teilgenommen. Leider war die Umsetzung mangelhaft. […] Es gibt keinen Call to Action, keinen Aufruf, was überhaupt ihre Intention ist und was zu tun ist – weder für die Teilnehmerinnen noch für die „Fans“. […] Sie verlinken die Teilnehmer nicht. Das ist schade. […] Sie hätten die Präsentation der TN anders umsetzen müssen. […] Alles in allem also eine gute Idee, aber keine sehr durchdachte Umsetzung. “

 

Welches Fazit ziehen wir aus unserer Kampagne?
Wir sind sehr stolz auf unsere Mutmacherinnen und freuen uns, dass ihre Geschichten in die Welt getragen wurden. Die persönlichen Erfolgserlebnisse von 10 Teilnehmerinnen haben über 11.000 Personen erreicht!!! Und bei der ein oder anderen vielleicht auch zum Nachdenken über eigene Leistungen beigetragen! Daran wollen wir festhalten und damit wollen wir weitermachen! Bleibt über unseren Blog und unsere Facebook-Seite als Teil unserer mutigen Community mit dabei und seid gespannt, zu welchem mutigen Schritt wir euch das nächste Mal ermuntern wollen. 😉

 

Autorin: Sarah Brehmer

 

Ihr wollt noch mehr Beiträge über Frauen lesen, die Mut machen? Hier geht’s zu einem Interview mit einer Mutmacher.in für Frauen in MINT-Berufen:

Mutmacher.in für MINT-Berufe

 

Und hier zu einem Beitrag über eine Mutmacher.in für Vorreiterrollen:

Mutmacher.in für Vorreiterrollen

Wir waren gemeinsam mutig!

Vergangene Woche waren wir mit dem Memorandum für Frauen in Führung auf der herCAREER-Messe mit einer großen Mission unterwegs: Frauen MUT zu machen und Frauen zu ermutigen, mutig zu sein! Was es dafür braucht? Vorbilder! Die fanden Messebesucherinnen an unserem MFF-Stand, in unseren drei KarriereMeetUps und in der MFF-Borschüre. Das Interesse und der Andrang waren groß – was vielleicht auch an den Coffee-to-Go-Becher als Giveaway gelegen haben könnte. 😉 Hier gibt’s eine Zusammenfassung unserer Aktivitäten:

 

Der Messestand des Memorandums für Frauen in Führung auf der HerCareer 2017 - prominent auf der Rückwand vertreten: unsere Kampagne "mutmacher.in"
Der Messestand des Memorandums für Frauen in Führung auf der HerCareer 2017 – prominent auf der Rückwand vertreten: Unsere Kampagne “mutmacher.in”.
Auf der HerCareer stellten wir nicht nur mutmacher.innen vor, sondern motivierten auch Messebesucherinnern dazu, selbst eine zu werden.
Auf der HerCareer stellten wir nicht nur mutmacher.innen vor, sondern motivierten auch Messebesucherinnern dazu, selbst eine zu werden.
KarriereMeetUp mit Dr. Maike Kolbeck, Referatsleiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin der Bayerischen Versorgungskammer, zum Thema „Augen auf bei der Arbeitgeber- und Partnerwahl“
KarriereMeetUp mit Dr. Maike Kolbeck, Referatsleiterin Bayerische Versorgungskammer, zum Thema „Augen auf bei der Arbeitgeber- und Partnerwahl“.
Dr. Maike Kolbeck, Referatsleiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin der Bayerischen Versorgungskammer, im Austausch mit interessierten KarriereMeetUp-Teilnehmerinnen.
Dr. Maike Kolbeck ist Referatsleiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin der Bayerischen Versorgungskammer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Simone Schönfeld (l.), Geschäftsführerin von Cross Consult, moderierte das KarriereMeetUp mit Dr. Maike Kolbeck (r.).
Simone Schönfeld (l.), Geschäftsführerin von Cross Consult, moderierte das KarriereMeetUp mit Dr. Maike Kolbeck (r.).
Heiß begehrt: Unsere Coffee-to-Go-Becher als Giveaway auf der HerCareer 2017.
Heiß begehrt: Unsere Coffee-to-Go-Becher als Giveaway auf der HerCareer 2017.
Der Messestand des Memorandums für Frauen in Führung auf der HerCareer 2017 - prominent auf der Rückwand vertreten: unsere Kampagne "mutmacher.in"
Prominent auf der Rückwand unseres Messestands vertreten: Unsere Kampagne “mutmacher.in”.
KarriereMeetUp mit Katharina Heininger, Sachgebietsleitung SAP-Anwendungen der GEWOFAG Holding GmbH, zum Thema: „Wir brauchen Mutmacherinnen – Ein Beispiel zum Nachmachen!“
KarriereMeetUp mit Katharina Heininger, GEWOFAG Holding GmbH, zum Thema: „Wir brauchen Mutmacherinnen – Ein Beispiel zum Nachmachen!“
Interessierte Nachfragen an Katharina Heininger, Führungsfrau bei GEWOFAG.
Interessierte Nachfragen an Katharina Heininger. Sie ist Sachgebietsleiterin SAP-Anwendungen bei GEWOFAG.
Julia Schmid, Kommunikationsbeauftragte des Memorandums für Frauen in Führung, moderierte das KarriereMeetUp mit Katharina Heininger, Sachgebietsleitung GEWOFAG. In unseren drei KarriereMeetUps wurde auch viel gelacht.
Julia Schmid, Kommunikationsbeauftragte des Memorandums für Frauen in Führung, moderierte das KarriereMeetUp mit Katharina Heininger.
Persönlicher Austausch stand an unserem Messestand auf der HerCareer 2017 im Mittelpunkt
Persönlicher Austausch stand an unserem Messestand auf der HerCareer 2017 im Mittelpunkt.
KarriereMeetUp mit Andrea Kemmer, Partnerin im Bereich Consulting Financial Services bei KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, zum Thema: „Erfolg im Job – Karrieretipps für junge Frauen in der Beraterbranche“
KarriereMeetUp mit Andrea Kemmer, Partnerin bei KPMG, zum Thema: „Erfolg im Job – Karrieretipps für junge Frauen in der Beraterbranche“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im KarriereMeetUp mit Andrea Kemmer, Partnerin im Bereich Consulting Financial Services bei KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, erhielten die Zuhörerinnen Tipps für den Berufseinstieg und die weitere Laufbahn.
Andrea Kemmer ist Partnerin im Bereich Consulting Financial Services bei KPMG und gab Zuhörerinnen Tipps für den Berufseinstieg und die weitere Laufbahn.
Sandra Szczesniak (l.), Consultant bei Cross Consult, moderierte das KarriereMeetUp mit Andrea Kemmer (r.), Partnerin bei KPMG.
Sandra Szczesniak (l.), Consultant bei Cross Consult, moderierte das KarriereMeetUp mit Andrea Kemmer (r.), Partnerin bei KPMG.
Simone Schönfeld, MFF-Initiatorin und Cross Consult-Geschäftsführerin, bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Cross Mentoring – das Beste für ihre Karriere?!"
Simone Schönfeld, MFF-Initiatorin und Cross Consult-Geschäftsführerin, bei der Podiumsdiskussion zum Thema “Cross Mentoring – das Beste für ihre Karriere?!”
Simone Schönfeld, MFF-Initiatorin und Cross Consult-Geschäftsführerin, bei der Podiumsdiskussion zum Thema "Cross Mentoring – das Beste für ihre Karriere?!"
Simone Schönfeld, MFF-Initiatorin und Cross Consult-Geschäftsführerin, bei der Podiumsdiskussion zum Thema “Cross Mentoring – das Beste für ihre Karriere?!”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die herCAREER ist eine zweitägige Messe in München für Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen. Sie hat sich das Ziel gesetzt, alle Aspekte einer weiblichen und familiären Karriereplanung zu berücksichtigen. Zum dritten Mal in Folge waren wir mit dem MFF als Kooperationspartner der Messe mit einem Stand, sowie mit einigen KarriereMeetUps vertreten.

 

Dieses Jahr nahmen wir die Messe zum Anlass, um unsere mutmacher.inKampagne zu starten. Ziel der Kampagne ist, alltagstaugliche Vorbilder aufzuzeigen, die Lust aufs Nachmachen bereiten. Denn meist sind es nicht die taffen Karrierefrauen, die kein Privatleben außerhalb des Jobs führen, an denen sich junge Frauen orientieren wollen, sondern Frauen, die zeigen, dass man beides haben kann: Eine Karriere und ein erfülltes Leben (sei es mit Familie, Hobbies oder einfach Zeit für sich).

 

Acht dieser Frauen haben wir bereits im Vorfeld der Messe für unseren Blog interviewt. So findet sich dort beispielsweise ein Interview Dr. Ann-Christine Hamisch, die direkt nach der Elternzeit mit Zwillingen eine Führungsposition bei den Stadtwerken München übernahm. Und mit Bianca Nunnemann, die sich als Frau in einem männerdominierten Umfeld zur Bereichsleiterin für DV-Infrastruktur bei der LVM Versicherung hochgearbeitete. Außerdem mit Ursula Beck, die sich bewusst dafür entschied, fünf Jahre bei den Kindern zu Hause zu bleiben und danach bei der BayernLB voll durchzustarten.

 

Und drei dieser Frauen konnten Messenbesucherinnen auf der herCAREER sogar live erleben.

  • Am Donnerstagvormittag machte Dr. Maike Kolbeck, Referatsleiterin Unternehmenskommunikation und Pressesprecherin der Bayerischen Versorgungskammer, im KarriereMeetUp „Augen auf bei der Arbeitgeber- und Partnerwahl!“ Mut für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Ihr Thema stieß auf so großes Interesse, dass die ausgeschriebene KarriereMeetUp-Fläche für weitere Zuhörerinnen gesperrt werden musste. Dr. Maike Kolbeck riet dazu, sich frühzeitig über einen Karriereweg Gedanken zu machen, in den sich die Familienplanung gut integrieren lässt. Aufgepasst vor befristeten Verträgen und Branchen, mit tradierten Arbeitsmodellen. Für die Vereinbarkeit ihrer Führungsposition mit zwei Kindern war darüber hinaus ihr Mann ein wichtiger Faktor, mit dem sie sich die familären Aufgaben gleichberechtigt teilt. Durch die ein oder andere private Annekdote lockerte Dr. Maike Kolbeck die Runde spürbar auf und ermutigte viele Interessentinnen zu Nachfragen.
  • Katharina Heiniger, Sachgebietsleiterin für SAP-Anwendungen bei der GEWOFAG Holding GmbH, durften wir Donnerstagnachmittag begrüßen. Ihr KarriereMeetUp: „Wir brauchen Mutmacherinnen – Karrierefrauen, die keine Superheldinnen sind, sondern alltagstaugliche (Role-)Models! Ein Beispiel zum Nachmachen…“. Katharina Heininger erzählte auf sehr sympathische Art und Weise, von ihren Vorreiterrollen, in die sie meist ganz unverhofft geriet und was sie daraus machte. Sei es beim Thema Homeoffice, bei der Kinderbetreuung oder bei Weiterbildungsmaßnahmen. Ihre Beispiele ermutigten Zuhörerinnen dazu, sich nicht mit einem “geht nicht” zufrieden zu geben, sondern nach neuen Wegen zu suchen – auch wenn diese vorher noch niemand beschritten hat – und einfach selbst anzupacken anstatt sich darauf zu verlassen, dass einen schon irgendjemand hilft.
  • Abgerundet wurden unsere MeetUps am Freitagmittag durch Andrea Kemmers Auftritt zum Thema „Erfolg im Job – Karrieretipps für junge Frauen in der Beraterbranche mit Do’s and Don’ts auf dem Weg nach oben“. Die Partnerin bei KPMG im Bereich Financial Services, schilderte unter anderem eine exemplarische Woche aus ihrem Berufsalltag und trug mit sehr konkreten Beispielen dazu bei, dass sich Zuhörerinnen einen Eindruck von einer Karriere in der Beraterbranche verschaffen konnten. Dass sie es mit ihren praxisnahen Tipps für Dos and Dont’s auf dem Weg nach oben schaffte, die Mehrheit des Publikums für einen ähnlichen Weg zu begeistern, war an den vielfachen und detaillierten Nachfragen zu spüren – und an den schnell vergriffen Visitenkarten.

 

Als großes Gesprächsthema der Messe kristallisierte sich auch das Thema “Mentoring” heraus. Die Expertise dazu lieferte Simone Schönfeld, MFF-Initiatorin und Cross Consult-Geschäftsführerin, bei der Podiumsdiskussion „Cross Mentoring – das Beste für ihre Karriere?!“ Im Gespräch mit Josephine Leber, Leiterin Personalpolitik, MTU Aero Engines AG, erläuerte sie die besonderen Chancen durch Cross Mentoring und zeigte anhand einiger Praxisbeispiele die Möglichkeiten auf. Josephine Leber, selbst ehemalige Mentee beim Cross Mentoring München, konnte sowohl aus der Persepktive einer Teilnehmerinnen als auch aus der Sicht einer Personalleiterin das Programm beleuchten. “Wir melden jedes Jahr wieder neue Mentees an – und das obwohl wir den Bedarf immer wieder aufs neue prüfen und rechtfertigen müssen”, erzählte sie und fügte hinzu: “Das alleine spricht schon für den Erfolg des Programms.”

 

Mit hochkarätigen Gästen, einer langen Programmliste und vielen interessanten Begegnungen verging die herCAREER für uns wie im Flug. Wir haben mit vielen Frauen gesprochen, Ihre Geschichten angehört und erlebt wie schön und spannend Mutmachen sein kann! Wie oft bekamen wir dabei zu hören: „ich habe nichts Mutiges getan“. Aber bei genauerem Nachfragen, hatte jede eine persönliche mutige Geschichte zu erzählen. Einige davon trauen sich nun sogar, dies über unsere Facebook-Seite mit allen zu teilen. Ihr könnt sie mit euren Likes unterstützen – und gerne auch selbst mitmachen! Wie das geht, erfahrt ihr hier: http://mff-memorandum.de/mutmacherin-werden/

 

Wir haben uns sehr über das rege Interesse an unserer Arbeit und unseren Mutmacherinnen gefreut. Ein herzliches Dankeschön geht an die mutigen Frauen, die wir bereits im Vorfeld für unseren Blog portraitieren durften sowie im Besonderen an unsere Mutmacherinnen, die sich auf der herCAREER für KarriereMeetUps zur Verfügung gestellt und ihre Erfahrungen mit den Messebesucherinnen geteilt haben. Wenn sich nur eine Frau bei der nächsten Karriereentscheidung ein bisschen mehr zutraut und über ihren Schatten springt, dann hat sich der Aufwand doch schon gelohnt!

 

Autorinnen: Sarah Brehmer und Julia Schmid

 

 

Hier geht’s zu weiteren Mutmacherinnen:

Mutmacher.in für Dual Career

 

Mutmacher.in für „einfach ausprobieren“

 

Mutmacher.in für „Kids First“

mutmacher.in werden und mentor.in gewinnen

Manchmal fehlt uns einfach etwas Mut für den nächsten Schritt im Berufsleben. Wir haben Angst Neues zu Wagen oder trauen uns die Herausforderung nicht zu. Mit diesen Bedenken sind wir nicht alleine! Wahrscheinlich sind schon viele vor uns diesen Weg gegangen, haben wertvolle Erfahrungen gesammelt und teilen diese gerne mit uns. Wir brauchen Vorbilder, die uns Mut und Lust aufs Nachahmen machen. Dafür steht unsere Kampagne “mutmacher.in“. Denn wir möchten mit unserem Memorandum für Frauen in Führung, dem bereits 18 Unternehmen beigetreten sind, nicht nur innerhalb der Firmen etwas bewirken, sondern auch außerhalb.

 

Unter unserer Blog-Rubrik “mutmacher.in” sowie über die URL www.mutmacher.in findet ihr bereits einige Beiträge über Frauen, die inspirieren und uns animieren neue Wege einzuschlagen, die nächsten Schritte zu gehen oder vielleicht auch den Sprung ins Ungewisse zu wagen! Mutige Frauen, die etwas gewagt, sich erkämpft oder einfach nur zugetraut haben und mit Erfolg gekrönt wurden. Erfolg ist natürlich nicht alles, wenn dabei das Lebensglück auf der Strecke bleibt. Daher haben wir bewusst mutmacher.innen ausgewählt, die Lust aufs Nachmachen bereiten, weil sie trotz Karriere auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance blicken und / oder ein erfülltes Familienleben führen.

 

Und es geht weiter: Wir sammeln große aber auch kleine mutige Momente aus dem Berufs- und Ausbildungsalltag. Dazu brauchen wir dich! Werde mutmacher.in!

 

So einfach geht’s:

  1. Ein Selfie mit gaaanz mutigem Gesicht machen.
  2. Unsere Facebook-Seite mutmacher.in über www.facebook.com/mutmacher.in.mff aufrufen und liken.
  3. Die Frage beantworten „Was war dein mutigster Moment (im Ausbildungs-, Studenten- oder Berufsleben)?“ und uns zusammen mit dem Selfie über Facebook schicken.
  4. Wir veröffentlichen den Beitrag bis zum 31.10. in unserer mutmacher.in-Galerie auf Facebook und schicken dir eine Nachricht, wenn dein mutigster Moment online ist. Dann hast du bis zum 12.11. Zeit, so viele Likes wie möglich für deine Geschichte zu sammeln.

 

Der Beitrag mit den meisten Likes erhält den Hauptgewinn (bei Gleichstand wird ausgelost): Eine eigene Mentorin / einen eigenen Mentor, die / den wir passend zu deinem bisherigen Werdegang, deinen beruflichen Zielen und deinem Wohnort für dich auswählen. Hier kannst du mehr übers Thema “Mentoring” erfahren.

 

Autorin: Sarah Brehmer

 

 

Wir freuen uns auf zahlreiche mutige Geschichten!

 

Mit deiner Teilnahme stimmst du automatisch unseren Teilnahmebedingungen zu. Diese sind:

Ausrichter des Gewinnspiels ist die Unternehmensberatung Cross Consult. Die beiden Geschäftsführerinnen von Cross Consult sind Simone Schönfeld und Dr. Nadja Tschirner. Es gelten folgende Teilnahmebedingungen und Datenschutzhinweise:

  1. Das Gewinnspiel startet am 12.10.2017 endet am 31.10.2017 um 24 Uhr für alle Teilnehmer, bzw. am 12.11. um 24 Uhr für alle Stimmabgaben.
  2. Für die meisten Likes auf den jeweiligen Facebook-Beitrag gibt es eine Mentorin zu gewinnen. Haben mehrere Beiträge gleich viele Likes gesammelt, wird unter diesen Beiträgen der Gewinner per Losentscheid ermittelt. Die Auslosung erfolgt per verschlossener, von außen anonymisierter Briefumschläge.
  3. Die Teilnahme am Gewinnspiel ist gegeben, wenn die oben genannten Bedingungen erfüllt wurden.
  4. Beiträge die gegen unsere Netiquette (siehe unten) sowie die Facebook Richtlinien, deutsches Recht und oder das Copyright verstoßen, werden nicht veröffentlicht. Der Teilnehmer ist damit vom Gewinn ausgeschlossen.
  5. Teilnahmeberechtigt sind volljährige Personen aus Deutschland.
  6. Der Gewinner wird innerhalb von 7 Tagen nach dem 12.11. über einen Kommentar unter den jeweiligen Facebook-Post kontaktiert.
  7. Jeder Gewinner wird gebeten, sich innerhalb von 10 Werktagen per E-Mail an info@crossconsult.de oder über eine private Nachricht an die Frauen in Führung-Facebook Seite mit seinen Kontaktdaten zu melden. Meldet sich ein Gewinner nicht innerhalb dieser Frist, wird er über seinen Facebook-Account angeschrieben. Meldet sich der Gewinner wiederum nicht innerhalb von 10 Werktagen, verfällt der Gewinn.
  8. Es werden alle Facebook-Namen der Teilnehmer erfasst und zur Gewinnermittlung gespeichert. Alle Daten werden spätestens 30 Tage nach Ende des Gewinnspiels gelöscht. Adressdaten werden nur vom Gewinnern erfasst und nur zur Vermittlung des Gewinns genutzt. Es werden keine Daten an Dritte weitergeben. Den Teilnehmern stehen gesetzliche Auskunfts-, Änderungs- und Widerrufsrechte zu.

Für unsere Kommunikation auf Facebook gelten folgende Grundsätze: Wir freuen uns über rege Diskussionen auf unserer Facebook-Seite, zumal unsere Themen noch jeder Menge Diskussion bedürfen. Allerdings bitten wir um einen respektvollen Umgang in der Kommentar- und Bewertungsfunktion. Beiträge, die gegen die Netiquette verstoßen werden gelöscht. Es wird gebeten Folgendes zu unterlassen: Beleidigung, Diskriminierung, Diffamierung, Verleumdung, nicht prüfbare Unterstellung und Verdächtigung oder andere strafrechtlich relevante Inhalte. Außerdem können gelöscht werden: personenbezogene Daten, Spam, Werbung und andere kommerzielle Inhalte oder Links zu Seiten, die gegen die aufgeführten Regeln verstoßen.

 

Ihr sucht noch Inspiration für eure mutmacher.in-Geschichte:

 

Mutmacher.in für „einfach ausprobieren“

Mutmacher.in für MINT-Berufe

Mutmacher.in für Vorreiterrollen

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Mutmacher.in für MINT-Berufe

Frauen in MINT-Berufen – immer noch eine große Baustelle. Zu Wenige können sich für die Inhalte begeistern, die nach wie vor auf männliches Publikum zugeschnitten sind. Zu Wenige finden weibliche Vorbilder, an denen sie sich orientieren können. Wir haben eine Führungsfrau in der IT gefunden, die große Lust aufs Nachahmen macht: unsere mutmacher.in Bianca Nunnemann, Bereichsleiterin DV-Infrastruktur bei der LVM Versicherung. In ihren beinahe 25 Dienstjahren ist die ehemalige Systemprogrammiererin die Karriereleiter kontinuierlich emporgestiegen, hat dabei auch mal eine Stufe übersprungen, verantwortet heute diverse Aufgabenbereiche für unterschiedliche Server-Plattformen und leitet zwei Teams. Bianca Nunnemann hat zwei Kinder im Jugendalter und inspiriert uns mit den Worten Walt Disneys: „Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.“

 

Sie arbeiten in einem noch sehr männlich dominierten Bereich – warum haben Sie sich für die IT entschieden?

Mathematik und Naturwissenschaften waren schon in der Oberstufe meine Lieblingsfächer und ich hatte zusätzlich einen Kurs Programmierung, der mir sehr viel Spaß gemacht hat. Logisches Denken und Zusammenhänge erkennen, finde ich interessant und spannend.

 

Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen, sichtbar zu werden und in Führungspositionen zu kommen?

Meine Eigenschaften wie Zielstrebigkeit, Eigenständigkeit und Verbindlichkeit und die Bereitschaft neue Themen anzugehen haben mir geholfen innerhalb der IT sichtbar zu werden. Mut und der Wille gehören für mich zum Aufzeigen dazu und eine gewisse Flexibilität und Anpassungsfähigkeit ohne den Verlust der eigenen Identität.

 

Hatten Sie auf Ihrem beruflichen Weg ein Vorbild, an dem Sie sich orientieren konnten oder jemanden, der Ihnen Mut gemacht hat?

Ein wirkliches Vorbild gab es nicht. Ich hatte einige sehr freundliche und kompetente Kollegen, die mich gefordert und gefördert haben, indem sie mir auch das Vertrauen und die Verantwortung für Aufgabenbereiche, Projekte und neue Themengebiete gegeben haben.

 

Gab es in Ihrer Kindheit Helden?

Bewundert habe ich als Kind eher Schornsteinfeger, die auf Dächern rumlaufen konnten, ohne herunterzufallen 🙂

 

Sie haben zwei Kinder im Jugendalter – was raten Sie Ihnen für den weiteren Weg?

Eine schwierige Frage, denn viele Erfahrungen müssen Kinder selbst machen um sie wirklich zu verstehen. Dafür gebe ich ihnen mein Vertrauen. Und gerade Kinder im Jugendalter hören nicht immer auf Worte von Eltern, die man jetzt sagt, sondern erinnern sich hoffentlich später daran. Wichtig finde ich, dass gerade in der heutigen Zeit meine Kinder die Grundwerte Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung nicht vergessen. Für die eigene Person nicht und nicht im Zusammenleben mit anderen. Und dem Smartphone sollte man nicht so viel Bedeutung geben, da durch die Benutzung die soziale Kompetenz nicht gerade gefördert wird. Auch die Digitalisierung erfordert Regeln.

 

Was muss geschehen, dass sich mehr Frauen für Ihren Bereich begeistern?

Der Mangel von Frauen in der IT ist ja ein generelles Problem. In der FAZ von März 2017 gibt es einen Artikel, der besagt, dass es ein Projekt gibt, wie Studieninhalte der Informatik besser dar- oder herausgestellt werden sollten, um sie für Frauen ansprechender und interessanter zu machen. Möglicherweise hilft das. Allerdings wird der Veränderungsprozess in der Gesellschaft noch andauern, wo Technik oder Informatik nach dem traditionellen Rollenbild nur mit Männern verbunden wird. Meine Erfahrung ist, dass Frauen genauso leistungsfähig in IT-Themen sein können wie Männer und manchmal nur unterschätzt werden. Tatsächlich ist der Frauenanteil mit ca. 20% in meinem Bereich im Verhältnis zu den anderen Bereichen in unserer Abteilung sehr hoch.

 

Welche Art von Vorbild möchten Sie gerne für junge Frauen darstellen?

Mutig zu sein, sich etwas zu trauen und auch mal Angst vor der eigenen Courage zu haben. Frauen neigen dazu, sich selbst zu hinterfragen – das kann man mal, aber nicht so oft. Einfach mal „machen“ – und dabei an sich zu glauben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen besser sein mussten als männliche Kollegen, um aufzufallen oder wirklich ernst und wahrgenommen zu werden.

Natürlich wollen wir Frauen durch unsere Leistungen weiterkommen und nicht nur weil wir Frauen sind, dennoch stehen Frauen mehr oder anders unter Beobachtung als Männer. Darauf sollten junge Frauen sich einlassen. Wichtig ist authentisch zu bleiben, sich nicht verstellen zu wollen. Wenn man mit Freude an die Aufgaben herangeht und andere begeistern kann – läuft das eine oder andere allein. Geduld und eine gewisse Robustheit schadet nicht. Besser ist es auch, manches gelassener anzugehen – aber vielleicht ist das auch eine Tugend, die kommt, wenn man älter wird 🙂

 

Was waren die größten Herausforderungen auf Ihrem Weg?

Eine Herausforderung war, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Familie zu halten, als die Kinder noch klein waren. Perfektionismus abzulegen und auch mal Abstriche machen zu müssen, ist etwas, was durchaus herausfordernd ist.

 

Wie haben Sie es dennoch geschafft, Job und Familie zu vereinbaren und sich stetig weiterzuentwickeln?

Grundlegend mochte ich immer schon meinen Beruf und ich arbeite gern. Außerdem wollte ich immer unabhängig sein, auch finanziell. Auf Kinder wollte ich aber auch nicht verzichten. Leider waren keine Großeltern in unmittelbarer Nähe, so dass ich auf Ganztagsbetreuungen angewiesen war. Organisationsgeschick ist da gefragt und der Spaß an der Arbeit erleichtert es, wenn man sich weiter entwickeln möchte. Es war nicht immer einfach und ich denke, es gehört eine Menge Disziplin und Improvisationsfähigkeit dazu. Die Zeit mit meinen Kindern habe ich immer genossen und ich habe diese, da ich sie nicht immer um mich hatte, auch intensiv erlebt.

 

Einige Frauen scheitern nach wie vor an der Vereinbarkeitsproblematik – was kann aus Ihrer Sicht das Unternehmen leisten, um Frauen in dieser Hinsicht zu unterstützen und zu halten?

Naja, zuerst einmal stellt sich die Frage, warum das meistens ein Problem der Frauen ist. Da könnte sich neben dem Unternehmen auch noch anderes ändern. Mittlerweile gibt es eine eigene LVM Kindertageseinrichtung, was ich sehr gut finde. Leider war sie zu der Zeit, als ich sie benötigt habe, noch nicht vorhanden. Außerdem bieten wir als Unternehmen für einige Altersstufen Kinderbetreuung in den Ferien an, was für Mütter und Väter hilfreich ist. Da der Tagesablauf mit Kindern nicht immer vorhersehbar ist, hätten hochflexible Arbeitszeiten Vorteile, wenn man sich aussuchen kann, zu welchen Tageszeiten die Tätigkeiten erledigt werden.

In der IT, wo es viele Besprechungstermine mit anderen Kollegen gibt, ist das allerdings schwierig. Ad-hock Betreuung für kranke Kinder wäre dann gut, die Stundenweise einspringen könnten, um wichtige Termine wahrnehmen zu können.

 

Würden Sie rückblickend alles wieder genauso machen? Oder gibt es etwas, das Sie bereuen?

Ja, ich würde den Weg ähnlich gehen – genauso vielleicht nicht, da ich weiß, welche Dinge nicht so gut gelaufen sind, aber generell gibt es nichts, was ich bereue. Denn neben dem eingangs erwähnten Zitat von Walt Disney, passt auch dieser Satz von Henry Ford gut zu mir: „Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“

 

Interview: Julia Schmid

 

Hier geht’s zu einer anderen mutmacher.in, die in einem männlich dominierten Umfeld arbeitet:

Mutmacher.in für Erfolg im Job