Karriere-Talk mit Stephanie Vischer, LBS Bayern

Vor fünf Jahren haben wir Stephanie Vischer zum ersten Mal für das Memorandum für Frauen in Führung interviewt. Es ging um das Thema „Dual Career“ – wie sie und ihr Mann es schaffen, zwei Karrieren und die Familie miteinander zu vereinbaren (Interview mit Stephanie Vischer 2012). Sie ist Abteilungsleiterin Objektmanagement bei der Bayerischen Landesbausparkasse (LBS Bayern), er Abteilungsleiter in der Baustoffindustrie. Auf das Powerpaar wurden wir 2009 aufmerksam, als Stephanie Vischer an unserem Cross-Mentoring Programm für Führungskräfte teilnahm. Ihre Verantwortung im Unternehmen ist seitdem gewachsen, ihr Sohn auch. Jetzt haben wir nachgefragt: Wie hat sich das Familienleben eingespielt? Funktioniert es auf Dauer wirklich, wenn beide Karriere machen wollen? Und was sagt sie rückblickend über ihre schnelle Rückkehr aus der Elternzeit in die Führungsposition? Das erfahrt ihr in unserem Interview.

 

Was hat sich in den letzten fünf Jahren beruflich bei Ihnen getan?

Meine Position hat sich verändert. Mit der Fusionierung zweier Abteilungen verantworte ich nun das gesamte Immobilien Management der LBS Bayern.

 

Ein Aufstieg als junge Mutter – nun wieder in Vollzeit?

Nein, in 80%. Ich habe am Dienstag frei und am Donnerstag arbeite ich im Homeoffice. Wenn es betrieblich nötig ist, tausche ich auch manchmal, aber in der Regel klappt das so ganz gut.

 

Und es bleibt wirklich bei 80%?

Ich gebe zu, ich mache sehr viel! Ich pendle von Augsburg nach München und arbeite häufig im Zug. Konzepte oder Unterlagen lesen sind Themen, die finden außerhalb des Büros statt. Das kommt zu den 80% nochmal on top. Aber eine Führungskraft in Vollzeit arbeitet meistens auch mehr als 100%.

 

Und das funktioniert für die ganze Familie?

Ja, sogar ziemlich gut. Zumal mein Mann viel von zu Hause aus agieren kann. Wir haben uns die Kinderbetreuung aufgeteilt: 2 Tage ist er zuständig, 2 Tage bin ich zuständig, 1 Tag managen wir in Abstimmung. Morgens läuft alles gemeinsam. Mein Mann kann sich seine Termine weitestgehend selbst einteilen und so koordinieren, dass er ebenfalls unseren Sohn vom Kindergarten abholen kann. Wenn wir beide Termine haben dann springen Freunde oder Nachbarn ein.

 

Klingt nach einer mehr als fairen Aufteilung.

Von Anfang an war klar, dass ich gerne im Beruf bleiben möchte – weniger wegen der Karriere, sondern mehr, weil ich die Abwechslung brauche. Und wir haben uns überlegt, wie wir das gemeinsam auf die Beine stellen können. Seitdem sitzen wir einmal in der Woche zusammen und besprechen die Termine der Folgewoche.

 

Eine sehr durch getaktete Woche. Wird Ihnen das nie zu viel?

Man muss aufpassen, das stimmt. Ich komme immer wieder in Situationen, in denen ich unter enormen Druck stehe und mir selbst Grenzen setzen muss. Wenn ich merke, dass ich sehr unter Strom stehe, versuche ich zum Beispiel am Abend oder im Zug nicht zu arbeiten, sondern abzuschalten. Manchmal sagt auch mein Mann: Du pass auf, jetzt ist wieder Familie dran.

 

Was ist die größte Herausforderung für Sie als Mutter mit Karriere?

In jedem Abschnitt um die Kinderbetreuung zu kämpfen. Es war schwierig, einen Krippenplatz zu bekommen. Als ich im 4. Monat schwanger war, habe ich mich bereits um Krippenplätze beworben. Bei den städtischen Krippen habe ich Absagen bekommen und musste eine private Einrichtung nehmen – die zwar sehr gut, aber natürlich auch nicht günstig ist. Einen Kindergartenplatz in der Nähe zu bekommen war auch wieder ein Kampf. Und jetzt der Hortplatz mit Ferienbetreuung für die Schulzeit…

 

Haben Sie sich jemals dafür rechtfertigen müssen, ihr Kind viel extern betreuen zu lassen?

Nein, da in unserem Umfeld viele Familien in der gleichen Situation sind. Eher umgekehrt: manchmal gibt mir die Reaktion von Kollegen das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, wenn ich meinen freien Tag habe oder im Homeoffice bin.

 

Wie ist es um Ihre Work-Life-Balance bestellt?
Vor einem halben Jahr habe ich festgestellt, dass es nicht mehr passt, dass ich an meine belastbare Grenze komme und habe deshalb mit meiner Bereichsleitung gesprochen. Wir haben in vielen Gesprächen Lösungen gefunden und haben unter anderem entschieden, meine Abteilung Umzustrukturieren und mein Team aufgrund der Vielzahl und Komplexität der Themen mit zusätzlichen Mitarbeitern aufzustocken.

 

Sie haben überhaupt keine Angst vor negativen Folgen für die Karriere, wenn Sie offen kommunizieren, dass es Ihnen zu viel wird?

Ich wollte noch nie Karriere um jeden Preis machen, daher hatte ich nie Angst etwas verlieren zu können. Mich reizen spannende Aufgaben. Und die wird es immer geben – egal in welcher Position.

 

Was muss der Arbeitgeber leisten, um Top-Frauen mit Kind wie Sie in einer Führungsposition zu halten?

Flexible Arbeitsmodelle sind wichtig. Aber auch, dass man offen für Gespräche ist und so wie bei mir gemeinsam nach Lösungen sucht. Wenn da keine Führungskraft ist, die einen unterstützt und hinter einem steht, funktioniert es sicher nicht.

 

 Viele denken, Kind und Karriere bei beiden Partnern sei nicht möglich…

Mein Mann und ich sind der beste Gegenbeweis. Aber es ist sicher nicht jeder dafür gemacht. Es gehört eine gewisse Belastbarkeit dazu, extreme Organisation. Und ein Partner auf Augenhöhe, der damit umgehen kann. Der Haushalt ist geteilt, die Kinderbetreuung ist geteilt. Das ist reine Einstellungssache, aber es müssen halt beide mitziehen. Und ja, es ist eine Belastung. Sicher wäre es entspannter, wenn ich nur am Vormittag arbeiten würde. Aber dann wäre ich nicht zufrieden – das weiß auch mein Mann.

 

Ein LBS-Kollege hat in unserem Interview Frauen zu mehr Kalkül in der Lebensplanung geraten. Haben auch Sie sich schon nach dem Studium nach einem familienfreundlichen Arbeitgeber umgesehen?

Wir waren schon sehr lange verheiratet und konnten uns immer noch nicht entscheiden, ob wir ein Kind wollen oder nicht. Von daher war das für mich lange kein Thema. Aber zum Kalkül: ich glaube, es hilft als Frau zielgerichtet an das Thema Elternzeit ran zu gehen und die Rückkehr genau festzulegen. Ich habe schon vor dem Mutterschutz einen Vertrag unterzeichnet, wann und mit wie viel Prozent ich wieder einsteige. Ich finde es immer fatal, zu sagen: ich geh jetzt mal für ein oder zwei Jahre in Elternzeit. Ich beobachte, dass viele den Weg zurück nicht mehr finden bzw. finden wollen oder zumindest nicht mehr in dem Umfang. Frühere Abteilungsleiterinnen oder Mitarbeiterinnen mit Projektverantwortung sind jetzt in einfacheren Aufgaben unterwegs. Das finde ich schade.

 

Wie ging es Ihrem Mann mit der Beantragung von Teilzeit in Elternzeit?

Das ist ein wichtiges Thema. Der Fokus wird immer sehr auf die Frau gelegt, Kind und Karriere vereinbaren zu können. Mein Mann hat damals genau wie ich einen Antrag auf zwei Jahre Teilzeit in Elternzeit gestellt und für seine Firma war es ein komplett neues Thema, dass ein Mann diesen Weg geht. Obwohl es sich um ein großes Unternehmen handelt, das sich ebenfalls mit Leitlinien zu Beruf und Familie befasst. Es besteht generell noch großer Entwicklungsbedarf, dass Männer die gleichen Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Kind und Karriere bekommen wie die Frauen.

 

Hatte Ihr Mann dadurch Karriere-Nachteile?

Nein. Aber der Weg dahin war schwer und hat viel Mut gefordert. Wir sind das Risiko eingegangen und haben gesagt: Wenn es nicht klappt, dann bleibt er komplett zu Hause und wir leben von meinen 70%. Und im Endeffekt lief für uns und auch für die Firma meines Mannes alles super. Mein Mann hat sogar nach 2 Jahren wieder auf 100% aufgestockt, weil wir gemerkt haben, dass alles sehr gut funktioniert.

 

Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?

Natürlich fragt man sich, ob man genügend Zeit mit dem Kind verbringt. Darauf habe ich die Antwort noch nicht gefunden – sage ich ganz ehrlich. Ich habe schon das Gefühl, dass ich alles Wichtige in seinem Leben miterlebe, gerade durch meinen freien Tag und Homeoffice. Auch durch meinen Mann, der mir alles im Detail erzählt. Ich sehe es eher so: Ich nutze dafür die Zeit, die ich mit meinem Sohn habe intensiver.

 

Möchten Sie bald wieder auf 100% erhöhen?

Nein – es passt im Moment genauso wie es ist. Mit dem aktuellen Arbeitsmodell können ich und mein Mann Familie und Beruf sehr gut in Einklang bringen.

 

Interview: Julia Schmid

 

Über die LBS Bayern: Die Bayerische Landesbausparkasse verhilft seit über achtzig Jahren breiten Bevölkerungsschichten in Bayern zum Erwerb und Erhalt von Wohneigentum. Als Bausparkasse der Sparkassen ist die LBS Bayern überall im Freistaat präsent und sorgt unter dem Leitmotiv „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause“ dafür, dass jeden Tag neue Grundsteine für die eigenen vier Wände gelegt werden. Die LBS Bayern ist mit 1,6 Millionen Kunden die führende Bausparkasse in Bayern. 716 Mitarbeiter arbeiten im Innendienst, 635 im Außendienst. Mit der Unterzeichnung des “Memorandums für Frauen in Führung” strebt die LBS Bayern eine ausgewogene Beteiligung von Frauen und Männern in Führung an.

 

Ein weiteres Interview mit einem LBS-Mitarbeiter zum Thema “Männer in Elternzeit” findet ihr hier.

Und das ist das Interview mit Stephanie Vischer von vor 5 Jahren: Interview mit Stephanie Vischer 2012

“Meine Work-Life-Balance stimmt”

Ein Interview mit Klaus Hörmannskirchner, Abteilungsleiter für Organisationsentwicklung und -beratung bei der Bayerischen Landesbausparkasse (LBS Bayern).

 

„Es ist alles eine Frage der Organisation“ – nach diesem Motto arbeitet und lebt Klaus Hörmannskirchner und schafft damit einen eleganten Spagat zwischen effizienter Führungskraft bei der LBS Bayern und engagiertem Familienvater, der jeden Abend seine Kinder ins Bett bringt und sich zwei Monate Elternzeit gönnt. In unserem Interview lässt sich der Zweifach-Papa in die „strategisch taktische Planung seines Berufs- und Familienlebens“ schauen und rät vor allem Frauen mit Ambitionen auf Kind und Karriere zu mehr Kalkül in der Lebensplanung.

 

Männer und Elternzeit – bei der LBS Bayern akzeptiert?

Bei der LBS ist das absolut Usus. Einige Kollegen haben schon bei mehreren Kindern Elternzeit genommen. Das ist nur eine Planungsfrage innerhalb der jeweiligen Einheit.

 

Inwiefern?

Ich habe zwei Mal einen Monat genommen. In dieser Zeit hat mein Stellvertreter die Abteilungsfunktionen übernommen. Mit dieser Vertretungsfunktion ist das zu handhaben, denn rein theoretisch könnte ich auch Mal vier Wochen Urlaub haben.

 

Immer mehr Männer nehmen Elternzeit, aber nicht über die Standard-Zwei-Monate hinaus. Warum auch Sie nicht?

Rein gesetzlich hätte ich mehr nehmen können, aber meine Frau wollte jetzt beim zweiten Kind etwas länger zu Hause bleiben, weil unsere ältere Tochter in diesem Jahr eingeschult wird. Daher war das Ganze auch eine Kostenfrage. Durch das  Elterngeld werden zwar grundsätzlich ca. zwei Drittel des entgangenen Einkommens aufgefangen, aber es gibt die Deckelung bei 1.800 Euro. Je nach Einkommen, ist der Unterschied schon deutlich zu spüren. Und das gerade zu einer Zeit, in der die monetären Grundlagen essentiell sind. Nach zwei Monaten fällt dann auch das weg und die Familie müsste alles aus dem Ersparten nehmen. Daher war das für mich keine Option.

 

Hatten Sie auch beim ersten Kind Elternzeit?

Nein, damals habe ich noch für eine andere Firma gearbeitet, da war das etwas schwieriger.

 

Dann ist es vom Unternehmen abhängig, ob Männer sich trauen, Elternzeit zu nehmen?

Das würde ich schon sagen! Und bei Frauen wirken sich die Unterschiede in der Familienfreundlichkeit noch viel extremer aus. Da kann ein Kind bei manchen Unternehmen immer noch einen echten Karriereknick oder sogar das vollständige „Karriere Aus“ bedeuten.
Ich kenne einen Fall: Frau – sehr erfolgreich in einer Leitungsfunktionen  – bekommt ein Kind. Nach der Elternzeit sagt das Unternehmen „klar können Sie wieder anfangen – in Vollzeit“. Teilzeit geht aufgrund der Anforderungen an die Position nicht. Und dann? Entweder karrieretechnisch zurückfallen. Oder – wenn nicht der Mann zurücksteckt – arbeiten beide schnell wieder in Vollzeit, verfolgen ihre Karriere und die Kinder wachsen quasi ohne Eltern auf. Ich kenne Paare, bei denen ist genau das der Fall. Beide gehen weiter den Karriereweg nach dem Motto „I want it all“. Aber wenn das auf die Kosten der Kinder geht, weiß ich nicht, ob das der richtige Weg ist. Das muss aber Jeder für sich selbst entscheiden.

 

Was ist Ihrer Meinung nach der richtige Weg?

Aus meiner Sicht sind Frauen mit einer gewissen strategisch taktischen Planung in Bezug auf das Thema Familie und Beruf gut beraten. Blauäugig da rein zu gehen und sich darauf zu verlassen, dass der Arbeitgeber schon etwas für einen tun wird, kann gewaltig schiefgehen.

 

Und wie sieht diese Taktik aus?

Die Idealvorstellung: Als Frau die studiert hat, müsste man eigentlich so früh wie möglich sagen: ich suche bewusst nach einer Tätigkeit und einem familienfreundlichen Arbeitgeber, der es mir ermöglicht, auch mit Kind in derselben Komplexität mit denselben Herausforderungen aber in dosierter Zeit arbeiten zu können. Vor der Familiengründung versucht man noch so viel wie möglich zu erreichen und eine Position einzunehmen, in die man nach dem Kind wieder zurückkehren kann, ohne nach unten zu fallen. Und nach ein paar Jahren geht’s weiter. Sie können nicht das ganze Leben planen, aber sie können gewisse Rahmenbedingungen beeinflussen. Das entspannt dann die Rückkehr aus der Elternzeit ins Berufsleben enorm, wenn man weiß dass grundsätzlich alles geregelt ist.
Zusätzlich kann es sehr von Vorteil sein, auch während der vollständigen Abwesenheit innerhalb der Elternzeit immer zu versuchen, den Kontakt zur Firma zu halten, z.B. die Kollegen mit dem Kind besuchen, auf Mitarbeiterfeiern gehen, oder einfach mal die Kollegen oder den Chef/die Chefin anrufen. Dadurch ist man nicht aus der Welt und man bekommt mit, was in der Firma läuft.

 

Warum müssen sich nur Frauen darüber Gedanken machen?

Das kann genauso gut für einen Mann gelten. Ich sage es anders: Einer – egal ob Mann oder Frau – sollte sich auf das Thema Karriere konzentrieren und einer – so lange er in der Phase der intensiveren Kinderbetreuung steckt und nicht Vollzeit arbeiten kann – muss Positionswahrung betreiben.

 

Moderne Arbeitsmodellen wie Jobsharing und Topsharing (zwei teilen sich einen Job bzw. eine Führungsposition) sollen aber genau das erleichtern…

Auf der Mitarbeiterebene mag das gut funktionieren. Auf der Führungsebene halte ich das für schwierig. Man muss so ein Konstrukt immer in 360 Grad betrachten – auch die Ebene darunter und darüber. Plötzlich hat das Team zwei Chefs. Z.B., der eine Chef ordnet an einem Tag was an, der andere frägt am nächsten Tag: was machen Sie da eigentlich? Für Mitarbeiter ist es eine zusätzliche Belastung, mit zwei unterschiedlichen Führungsstilen konfrontiert zu werden. Dass sich zwei Führungskräfte in jedem Punkt ähnlich und eins sind, ist sehr unwahrscheinlich.
Für die darüber liegende Ebene bzw. die Personalabteilung bedeuten zwei Führungskräfte auch doppelten Verwaltungsaufwand. Und wenn einer der beiden sagt, ich will wieder mehr arbeiten, dann kann dieses aufwändige Konstrukt evtl. nicht mehr aufrechterhalten werden.
Ich will damit nicht sagen, dass so etwas nicht funktionieren kann, aber die Wahrscheinlichkeit, dass alle diese Faktoren zusammenpassen und auch dauerhaft stabil bleiben, stelle ich mir als gering vor.

 

Hat die LBS Bayern dieses Modell im Einsatz?

Es wird angeboten, allerdings im Moment von keinem Mitarbeiter in Anspruch genommen. Aber wir haben Führungskräfte in Teilzeit. Und hier zeigt sich, dass das Funktionieren stark von der Eigenverantwortlichkeit der Mitarbeiter abhängt und von den eigenen Aufgaben. Wenn man eine Leitungsfunktion bekleidet, in der man für Eskalationen zur Verfügung stehen muss, ist das schwierig, wenn man erst drei Tage nach der Eskalation wieder im Büro ist.

 

Das ließe sich mit Homeoffice abfangen…

Homeoffice ist nicht die Pauschallösung von Teilzeit. Ich kenne auch Beispiele aus dem Bekanntenkreis, bei denen auf dem Papier 80% Arbeitszeit steht, aber zu Hause mit Laptop und Diensthandy kann das unterm Strich schon bis 110% gehen. Das ist aber eigentlich nicht der Sinn. Ich persönlich gehe lieber Vollzeit von 8 bis 17 Uhr in die Arbeit und danach hat die Familie meine volle Aufmerksamkeit.

 

Das funktioniert bei Ihnen immer?

In der Regel komme ich trotz Pendeln jeden Tag um ca. 18 Uhr nach Hause. Natürlich gibt es auch Tage die länger sind. Aber soweit mir das möglich ist, versuche ich das zu steuern. Mir ist bewusst, dass das derzeit eine Luxussituation ist. Wir können gemeinsam Abendessen, ich kann noch mit den Kindern spielen. Dann bring ich eine Tochter ins Bett und meine Frau die andere. Es ist alles eine Frage der Organisation.

Natürlich habe ich dadurch in der Arbeit einen sehr dicht gedrängten 8-Stunden-Zeitplan. Teilweise mit halbstündigen Termine ohne Übergang zum nächsten. Das muss man können und mögen. Ich mach halt viel über die Effizienz, was für die LBS einen deutlichen Mehrwert darstellt, da ich mit dieser Vorgehensweise nur überschaubare Überstunden generiere. Insgesamt ist mein Vorteil, dass meine Work-Life-Balance stimmt und dass ich Privat- und Berufsleben in der wenigen Zeit die ich habe – 24h am Tag – ganz gut darstellen kann.
Auch im Privatleben versuche ich, notwendige Tätigkeiten zu optimieren, um mehr Qualitytime für meine Familie und mich zu haben.

 

Interview: Julia Schmid

 

Über die LBS Bayern: Die Bayerische Landesbausparkasse verhilft seit über achtzig Jahren breiten Bevölkerungsschichten in Bayern zum Erwerb und Erhalt von Wohneigentum. Als Bausparkasse der Sparkassen ist die LBS Bayern überall im Freistaat präsent und sorgt unter dem Leitmotiv „Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause“ dafür, dass jeden Tag neue Grundsteine für die eigenen vier Wände gelegt werden. Die LBS Bayern ist mit 1,6 Millionen Kunden die führende Bausparkasse in Bayern. 716 Mitarbeiter arbeiten für die LBS im Innendienst, 635 im Außendienst. Mit der Unterzeichnung des „Memorandums für Frauen in Führung“ strebt die LBS Bayern eine ausgewogene Beteiligung von Frauen und Männern in Führung an.
 

 

Ein weiteres Interview mit einer LBS-Mitarbeiterin zum Thema “Dual Career” findet ihr übrigens hier:

Mutmacher.in für Dual Career


 

In diesem Beitrag geht’s um ein Elterntraining, das  die LBS-Bayern ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern anbietet:

Elterntraining für LBS-Mitarbeiter

Männer – warum nur 2 Monate Elternzeit?

Im April 2017 wurde in Bayern wieder ein “Vaterzeit”-Rekord gemeldet: So viele Männer wie noch nie beantragten das gesetzlich geförderte Elterngeld in Zusammenhang mit der Elternzeit – in München fast jeder zweite Vater (42%). Deutschlandweit bleibt jeder Dritte zu Hause. Spitzenreiter ist Jena mit einem Anteil von fast 60% an Männern, die sich eine Auszeit für die Familie nehmen. Seit der Einführung der zusätzlichen Elterngeldmonate für Väter im Jahr 2007 geht das Trendbarometer für deren Beliebtheit kontinuierlich nach oben (damals waren es in München beispielsweise nur 17% der Väter).

 

Allerdings geht die Elternzeit der Väter so gut wie nie über die Mindest-Zwei-Monate hinaus. Was berichten Unternehmen aus der Praxis? Was sind die Gründe dafür, dass Männer nach wie vor nur einen kleinen Teil der Elternzeit beanspruchen und Frauen den Großteil tragen? Warum wäre es überhaupt notwenig, dass Männer mehr Verantwortung bei der Kindererziehung übernehmen und wie kann jeder dabei gewinnen? Das erfahrt ihr in unserem Blogbeitrag

 

Das berichten MFF-Unternehmen aus der Praxis

Im Zuge unseres regelmäßigen Erfahrungsaustauschs zwischen den Unternehmen, die das Memorandum für Frauen in Führung unterzeichnet haben, stand kürzlich das Thema “Karriere trotz Elternzeit – neue Ideen und Herangehensweisen” im Fokus. Vertreter der MFF-Unternehmen berichteten aus der Praxis, dass die Inanspruchnahme von zwei Monaten Elternzeit bei Väter mittlerweile zum Standard gehört. Bei Frauen ist zu beobachten, dass sich die früher übliche Elternzeit von mehreren Jahren auf mittlerweile durchschnittliche 12 bis 15 Monate eingependelt hat. Auch wurde rückgemeldet, dass Frauen in höheren Führungsebenen schneller in den Job zurückkehren, als Frauen in niedrigeren Positionen. Entsprechende Ergebnisse ergab auch unser Benchmark der vergangenen Jahre, mit dem wir den MFF-Unternehmen regelmäßig die Möglichkeit bieten, ihre Fortschritte in Bezug auf die Förderung von Frauenkarrieren zu dokumentieren und zu vergleichen. Die Unternehmen berichten darüber hinaus wenig überraschend, dass eine paritätische Verteilung der Elternzeit bei weitem noch nicht gegeben ist. Nur wenige Väter nehmen über die gesetzliche Mindestgrenze von zwei Monaten hinaus Elternmonate.

 

Diese 18 Unternehmen haben das Memorandum für Frauen in Führung unterzeichnet:

Allianz Deutschland AGBayerische LandesbankBayerische VersorgungskammerBSH Hausgeräte GmbHCaritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V.DeloitteGEWOFAGHypoVereinbankKPMG WPGLBS BayernLH MünchenLVM VersicherungMc Donald'sMTU Aero EnginesNOKIASiemensSWMTelefónica Germany

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Angst vor dem Karriereknick – zu Recht?

Tatsächlich weckt die Elternzeit bei Männern immer noch die Angst vor einem Karriereknick. “Wenn Männer Elternzeit nehmen, ist das schädlich für die Karriere”, sagten 44% der Befragten der XING-Umfrage-Klartext. Dabei ergab schon 2009 eine Umfrage von Pfahl & Reuyß, dass diese Sorge meistens unberechtigt ist. 80% der Väter hatten nach der Elternzeit keine Karriereeinbußen. 10% bemerkten Veränderungen am Gehalt. 16% klagten über schlechtere Aufstiegschancen. Mittlerweile müssten sich die Zahlen durch die Etablierung der Vaterzeit weiter verbessert haben. Und dennoch bleibt für Männer ein belegtes Restrisiko, mit einer familienorientierteren Leistungseinstellung Nachteile in ihrer beruflichen Entwicklung zu erfahren. Denn tatsächlich berichten aus der Praxis immer noch Väter, dass ihnen nach dem Antrag auf Arbeitszeitreduzierung oder verlängerter Elternzeit Entwicklungsperspektiven gestrichen oder Bonuszahlungen gekürzt wurden. Oder auf der zwischenmenschlichen Ebene: Dass sie von Kollegen verspottet wurden.

Und schon gewusst? Im Gegensatz zu Müttern genießen Väter während der Elternzeit keinen Kündigungsschutz. Das führt dazu, dass Männer aus Angst vor negativen Konsequenzen spät in die Kommunikation mit ihrem Arbeitgeber gehen. Dabei trägt gerade eine frühzeitige Ankündigung zur positiven Einstellung des Arbeitgebers gegenüber der Elternzeit bei, da mehr Planungssicherheit besteht – im Übrigen spielt auch die Bereitschaft in Notfällen erreichbar zu sein eine Rolle für den “Unternehmensfrieden” mit der Elternzeit.

 

Vaterzeit in der Stereotypen-Falle

Manchmal haben es junge Väter schon auch nicht leicht – oder nicht mehr so leicht wie früher, als ihre Rolle als Familienoberhaupt, Alleinernährer und Patriarch noch klar definiert war. Die Erwartungen an sie sind gewachsen – von allen Seiten – und damit auch die stereotypen Klischees. Zum einen werden sie durch Aussagen wie “der Moderne Mann nimmt Elternzeit” gesellschaftlich quasi dazu genötigt, mindestens zwei Monate Familienauszeit zu nehmen. Andererseits werden sie als “Zweimonatsväter” für ihr neues Engagement belächelt. Und wenn Väter versuchen das Beste aus ihrer zusätzlich gewonnen Family-Time zu machen, wird ihnen vorgeworfen, die Elternzeit nur als verlängerten Urlaub zu nutzen (wie in diesem heiß diskutierten Kommentar einer SZ-Autorin). Und selbst wenn Mann gerne länger als zwei Monate zu Hause bleiben würde – nicht jede Frau möchte Abstriche bei ihren gesetzlich gesicherten 12 Monaten machen und kommuniziert dies offen nach außen.

 

Elternzeit – die minderwertigere Auszeit?

Ein weiterer Grund für die geringe Nachfrage an verlängerter Elternzeit könnte darin bestehen, dass ein Jahr Sabbatical höhere Anerkennung genießt, als ein Jahr Elternzeit. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Elternzeit im Gegensatz zum Sabbatical häufig nicht mit einem Zuwachs an Kompetenz assoziiert wird. Ein Sabbatical wird von manchen auch zum Kompetenzaufbau, wie z. B. der Ablegung des Wirtschaftsprüfer- bzw. Steuerberaterexamens oder für eine Weiterbildung genutzt. Auch eine Weltreise oder die Verwirklichung eines langen Traums sind Beweggründe für ein Sabbatical und Erfahrungen, um die einen Kollegen beneiden und Vorgesetzte respektieren. Dabei kann mit Sicherheit auch jede Mutter und jeder Vater von sich behaupten, seit der Geburt des Kindes in vielen Bereichen wichtige Erfahrungen gesammelt und damit Kompetenzen hinzugewonnen zu haben – sei es Geduld, Zeitmanagement oder Verantwortungsbewusstsein. Im Rahmen eines Rückkehrgespräches nach der Elternzeit könnten Unternehmen beispielsweise evaluieren, in welchen Bereichen ein Mitarbeiter/ eine Mitarbeiterin einen Kompetenzzuwachs verzeichnen konnte.

 

Das Dilemma mit den Finanzen

Natürlich muss auch der finanzielle Aspekt betrachtet werden – denn der überwiegt wahrscheinlich am häufigsten, wenn es um die strategische Aufteilung von Elternmonaten geht. Fakt ist: Frauen tragen in Deutschland unterdurchschnittlich zum Familieneinkommen bei. Und meist ist die logische Konsequenz, dass derjenige zur Arbeit geht, der im Job mehr Geld mit nach Hause bringt – also überwiegend die Männer. Das ist ein Teufelskreis, denn Frauen können in Sachen beruflicher Gleichstellung und “gleicher Lohn für gleiche Arbeit” nur aufholen, wenn sie bei der Vereinbarkeitsproblematik von Familie und Karriere nicht immer den Kürzeren ziehen. Es zeigt sich auch: In Familien, in denen Frauen maßgeblich zum Einkommen beitragen, gehen Männer eher in Elternzeit und reduzieren auch hinterher auf Teilzeit.

 

Vaterzeit – ein Gewinn für alle

Eine OECD-Studie von 2017 zeigt: Väter, die Zeit mit ihren Kindern verbringen, haben ein geringeres Scheidungsrisiko und sind subjektiver zufriedener mit ihrem Leben sowie physisch und psychisch gesünder als weniger engagierte Väter. Auch zeigt die Studie, dass sich Väter nach der Elternzeit stärker an der Erziehung der Kinder beteiligen sowie, dass durch die Elternzeit eine enge kognitive und emotionale Bindung zwischen Vater und Kind entsteht. Von ausgeglichenen Mitarbeitern profitieren wiederum auch Unternehmen. Maßnahmen für eine bessere Work-Life-Balance stehen seit Jahren auf der Agenda attraktiver Arbeitgeber. Die Elternzeit von Männern bildet in diesem Zusammenhang aber noch keinen Schwerpunkt und müsste stärker in den Blick genommen werden. Der positive Effekt für Frauen liegt natürlich auf der Hand: eine frühere Rückkehr in den Beruf fördert die Chancengleichheit zu den männlichen Kollegen und die eigene berufliche Entwicklung. Nur die Etablierung von einer ausgeglicheneren Aufteilung der Elternmonate zwischen Mutter und Vater kann langfristig die Gesellschaft verändern. Kinder, deren Mütter berufstätig waren und sind, erwarten von der Gesellschaft eher, dass die Frauen auf dem Arbeitsmarkt die gleichen Chancen bietet wie Männern – so das Ergebnis einer OECD-Studie von 2016. Außerdem verbringen Söhne, die von berufstätigen Müttern erzogen wurden, später selbst mehr Zeit mit der Kinderbetreuung.

 

Fazit

Es hat sich in den letzten Jahren einiges bewegt und es ist wichtig, nicht immer nur das noch nicht Erreichte und die damit einhergehenden Defizite in den Blick zu nehmen, sondern explizit die positiv wahrnehmbare Entwicklung stetig zu kommunizieren. Und dennoch muss man festhalten, dass es für die berufliche Chancengleichheit von Frauen und Männern – bzw. Müttern und Vätern –  positiv wäre, wenn sich mehr Männer trauen würden, eine längere Auszeit für die Familie zu nehmen. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass Elternzeit nicht als eine Zeit des Kompetenzabbaus, sondern des Kompetenzaufbaus gesehen wird. Hierbei würde es helfen, wenn zum einen gesellschaftlich verankerte Stereotype überdacht werden und Unternehmen der Vaterzeit mit mehr Anerkennung für die persönliche Entwicklung zollen würden. Darüber hinaus ist ein simpler Baustein, Männern noch stärker über ihre Möglichkeiten zu informieren. Auch in der Diskussion mit den MFF-Unternehmen hat sich gezeigt, dass viele Männer nach wie vor nichts von ihrem gesetzlichen Anspruch auf mehr als zwei Monate Elternzeit wissen. Grundsätzlich kann die Entwicklung damit befördert werden, dass positive Erfahrungen der Männer, aber auch die negativen Reaktionen, die sie im beruflichen Kontext erleben, in den Dialog und die offene Kommunikation gebracht sowie die Gewinne für alle Beteiligten immer wieder betont werden.

 

Autorin: Julia Schmid

Karriere-Talk mit Marianne Both, BSH

Als Marianne Both auf der herCAREER von ihrem Jobwechsel nach der Elternzeit berichtet, bildet sich eine Menschentraube. Marianne Both ist Referentin im Bereich Corporate Innovation and Product Extension bei der BSH Hausgeräte GmbH. Sie begeistert ihre Zuhörerinnen nicht nur mit ihrer Geschichte, sondern auch mit ihrem Mut und ihrer lockeren Art. Am Ende des „KarriereMeetups“ hat sie es geschafft, jede Mutter davon zu überzeugen, dass ein Kind nicht das Ende einer Karriere bedeuten muss. Manchmal kann es sogar der Anfang für Neues sein. Mehr dazu in unserem Karriere-Talk:

 

Frau Both, wie kam es zu der Entscheidung, nach der Elternzeit den Job zu wechseln?

Mein Wohnort war auch schon vor der Elternzeit München. Mir war immer bewusst, dass ich das Pendeln von 121 Kilometern nach Traunreut nur für eine gewisse Zeit machen kann. Zudem wollte ich mich nach sechs Jahren Arbeit auf einer Position auch weiterentwickeln. Also kam die Elternzeit gerade recht, um die Berufspause zur Neuorientierung zu nutzen.

 

Klingt fast so, als wäre das Mutterwerden für Sie zum Karrieresprungbrett geworden… Einfach nur Glück oder viel Eigeninitiative?

Ich würde das Mutterwerden nicht als Karrieresprungbrett bezeichnen, sondern lieber als berufliche und private Weiterentwicklung, zu dem es sehr viel Eigeninitiative bedarf. Wie bei jedem Stellenwechsel half hierbei ein gepflegtes Netzwerk, den Mut über seinen eigenen Schatten zu springen und etwas Neues zu wagen und natürlich auch Glück. Das Glück, dass genau zu dem Zeitpunkt, an dem man sucht, eine spannende Stelle zu besetzten ist.

 

Marianne Both BSH

 

Wer hat Sie bei Ihrem Jobwechsel unterstützt?

Vor allem mein Abteilungsleiter hat mich unterstützt – in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Kollegen aus dem Personal. Beide haben mit einem sehr großen Vertrauensvorsprung in meine Person alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine neue Stelle für mich mit 30 Wochenarbeitsstunden zu schaffen.

 

Wie haben Sie die ersten Wochen nach Ihrer Elternzeit erlebt?

Am Anfang hat es ein bisschen gedauert, mich an die Tatsache zu gewöhnen, dass ein Arbeitstag um Punkt 16:15 Uhr endet. Egal, ob im Telefonat, in einer Besprechung oder mitten in Gedanken zu einem neuen Konzept –  natürlich arbeitet der Kopf auch nachts und auf dem Spielplatz weiter. Aber die Zeit, in der man aktiv mit anderen Kollegen arbeiten kann, ist sehr begrenzt. Ich gehe jeden Tag mit dem Gefühl nach Hause, nicht alles geschafft zu haben, beziehungsweise immer nur 80%-Lösungen zu generieren. Dies hat mich zu Beginn des Wiedereinstiegs sehr gestresst. Mittlerweile habe ich diesen Gefühlszustand akzeptiert und kann besser damit umgehen.

Durch einen freien Tag pro Woche fülle ich meine Energiereserven auf, damit ich noch viele Jahre Freude an meinem Job und meiner Familie haben kann.

 

Würden Sie diesen Schritt anderen Frauen in einer ähnlichen Situation weiterempfehlen?

Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber: Ja, ich würde es immer wieder so tun! Natürlich ist es nicht einfach, nach einem Jahr Pause einen neuen Job, womöglich in Teilzeit, in einer neuen Abteilung zu finden. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

 

 

 

Interview: Julia Schmid

Karriere-Talk mit Birgit Königsheim, Nokia

Im Altern von sieben Jahren wollte Birgit Königsheim Ballerina oder Prinzessin werden – “Mir war nicht so klar dass das kein Beruf ist” – wahlweise auch gerne Handwerkerin. Doch wie heißt es so schön? Es kommt oft anders im Leben, als man denkt. Heute ist Birgit Königsheim Geschäftsführerin der Nokia Solutions und Networks Deutschland GmbH sowie Head of Care Advanced Services. Für MFF hat sie sich Zeit genommen und ein paar Fragen zu Ihrem Werdegang beantwortet – mit überraschenden Antworten…

 

MFF: War Führung schon immer Ihr Ziel?

K.: Eigentlich nein, aber ich war schon immer “a bisserl ehrgeizig” und sehr neugierig. Der Wunsch nach Führung kam im Laufe der Schul- und Studienzeit, vor allem im Rahmen diverser Industriepraktika: mir war schnell klar das die richtig interessanten Aufgaben immer mit Führung verbunden sind.

 

MFF: Was waren Ihre wichtigesten Schritte auf dem Weg zum Erfolg?

K.: Am wichtigsten denke ich ist das breite Spektrum an Tätigkeiten und auch mein Studium (E-Technik). Ich habe einige Stationen durchlaufen: Vertrieb, Management Consulting, Produkt Management, Prozess Management und Corporate Development.

 

MFF: Wer hat sie auf Ihrem Weg nach oben gefördert?

K.: Ich bin überzeugt dass ein oder besser gleich mehrere Mentoren ein Schlüssel zum Erfolg sind. Ob formell oder informell spielte für mich keine Rolle. Zweimal war es auch der Fall, dass ein Förderer mich direkt “mitnehmen” wollte, als diejenige Person selber neue Herausforderungen angenommen hatte.

 

MFF: Was ist das nötige Rüstzeug für den Weg nach oben?

K.: Ein großes Netwerk, sehr gute Kommunikations- und Überzeugungsfähigkeit, aktiv zuhören können, mit Menschen gut umgehen können auch wenn die Zeiten hart sind, weiblich bleiben (don’t become a man). Auch Begeisterung, gute Organisationsfähigkeit und schnelle Auffassungsgabe für das Wesentliche sind sicher hilfreich.

 

MFF: Welchen Mehrwert bringen Sie heute in die Führungslandschaft Ihres Unternehmens?

K.: Integration, Vernetzung, Sachen zu Ende bringen, nachhaltige Ergebnisse liefern, breite Erfahrung, Querdenken.

 

MFF: Wenn Sie eine jüngere Frau ermutigen wollten, sich auf den Weg in eine Führungsposition zu machen, wie würden Sie sie motivieren?

K.: Einfach Euer eigenes Ding machen und nicht verunsichern lassen. Karriere und Familie lassen sich vereinbaren, aber nur mit einem ganz tollen Partner, der auch seinen Teil beiträgt. Wir haben zwei Kinder und sowohl mein Mann als auch ich haben bei jedem Kind ein halbes Jahr Elternzeit genommen und sind beide beruflich erfolgreich. Und: keine Scheu mehr Geld zu verlangen – das ist der Klassiker bei Frauen, dies nicht zu tun.

 

MFF: Welche Faktoren waren aus Ihrer Sicht für Ihren Erfolg verantwortlich?

K.: Da haben sicher einige Faktoren zusammen gespielt: Ein großes Netzwerk, mehrere Mentoren, mein toller Ehemann. Aber sicher auch mein eigener Ehrgeiz, und dass ich dabei trotzdem ich selbst geblieben bin – verbiegen geht nur sehr kurz. Auch wichtig – und nicht selbstverständlich für Frauen (im Vergleich zu Männern): über eigenen Erfolg reden. Denn Gutes verbreitet sich nicht von allein.

 

Interview: Claudia Vierle

 

Mehr zum Thema Frauennetzwerke erfahrt ihr in diesem Interview:

SWM-Frauennetzwerk: „Der Austausch gibt so viel Energie!“

 

Wie eine Führungsfrau bei KPMG Familie und Karriere meistert lest ihr hier:

So gelingt Karriere in Teilzeit