Wann lohnt sich eine Promotion?

Schon 2013 gab es laut KarriereSPIEGEL 200.000 Doktoranden und Doktorandinnen in Deutschland – seitdem sind die Zahlen noch angestiegen. Brauchen wir so viele Promotionen? Muss ich da mitmachen? Diese Fragen diskutierten am Montagabend, dem 7. Mai, Studentinnen der TU München mit Führungskräften aus Partnerunternehmen im Rahmen unseres MentorING-Programms. Forschungsmentalität und „Promotionszwang“ waren dabei nur einige Aspekte in den lebhaften Gesprächen. Promovierte und nicht-promovierte Mitarbeiterinnen berichteten von ihren Erfahrungen im Unternehmen und  tauschten sich mit den Studentinnen über die Schwierigkeiten aus, für eine Doktorarbeit ein richtig gutes Thema zu finden. Hier lassen wir euch an ihren Überlegungen teilhaben und gehen der Frage nach: Promotion ja oder nein?

 

Das MentorING-Programm wird von der TUM in Kooperation mit Cross Consult durchgeführt und unterstützt Studentinnen bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt sowie der persönlichen und professionellen Entwicklung. Seit dem Programmstart 2002 haben mehr als 60 Unternehmen Mentorinnen und Mentoren entsandt und an der Entstehung eines tragfähigen Netzwerkes mitgewirkt. Gastgeber des diesjährigen Treffens war Knorr-Bremse.

 

Drei Mal wurden die verschiedenen Aspekte der Entscheidungsfindung mit Kleingruppen von Führungskräften und Studentinnen beleuchtet. Und in allen Gesprächsrunden wussten die Teilnehmerinnen bereits: eine Promotion muss nicht der Normalfall sein. Nur ein kleiner Teil von denen, die während der drei Gesprächsrunden miteinander diskutierten, steckten tatsächlich gerade in einer Doktorarbeit oder hatten promoviert. Viele der anwesenden Mentorinnen berichteten, dass sie bewusst auf eine Promotion verzichtet haben und stattdessen Berufserfahrung sammeln konnten. Und gerade diese Praxiserfahrung hat ihnen letztendlich einen Einstieg in die gewünschten Firmenpositionen gebracht.

 

Es stellte sich also schnell heraus, dass zwischen der Promotion und dem Traumjob nicht immer ein zwingender Zusammenhang besteht. So kam auch die Frage auf, ob eine Promotion bei der Jobsuche nicht sogar hinderlich ist. Wie verkaufe ich es, dass ich drei Jahre oder mehr ganz außerhalb von Unternehmensstrukturen gearbeitet habe? Werde ich vielleicht genau deswegen nicht eingestellt, weil ich mich auf ein Thema spezialisiert habe, für das die Unternehmen gar keine Anwendungsbereiche haben?  Bin ich „über-akademisiert“ für die freie Wirtschaft? Diese Bedenken betreffen besonders stark theoretische Disziplinen – wie die Mathematik.

 

Auf die Fachrichtung kommt’s an

 

Tatsächlich fällt auf, dass, sobald man die unterschiedlichen Fachrichtungen ins Auge fasst, der Doktortitel ganz verschiedene Funktionen erfüllt. In vielen Naturwissenschaften, vor allem in der Chemie, ist er eine fast notwendige Anforderung am Arbeitsmarkt. Der Medizin wird sogar vorgeworfen, dass ihr Doktortitel nur ein besserer Master sei – weil kaum ein Patient eine Ärztin nicht als „Frau Doktor“ anredet. In den Ingenieurswissenschaften zählt die Promotion hingegen eher zur Seltenheit. Es kommt also stark auf das jeweilige Umfeld an. Manche müssen promovieren, um in ihrem Bereich ernst genommen zu werden. Einige können promovieren, um sich ein besonderes Detailwissen zu verschaffen, das sie für ausgewählte Stellen in Unternehmen qualifiziert. In solchen Fällen ist die Passung wichtig – zwischen dem thematischen Bezug der Arbeit und der angestrebten Stelle. Wieder andere brauchen die Promotion für die eigene Karriere gar nicht – können es aus Forscherdrang und Idealismus aber trotzdem tun. In solchen Fällen ist natürlich die Identifikation mit dem Thema von besonderer Bedeutung.

 

In Kooperation mit Unternehmen – ja oder nein?

 

Bevor man für oder gegen eine Promotion entscheidet, sollte man also genau überlegen, wo man sich selbst verortet. Sind die eigenen Gründe für das Projekt klar, sollte noch die große Vielfalt an Möglichkeiten zur Promotion berücksichtigt werden. Von vielen Teilnehmerinnen wurde auf die Chance aufmerksam gemacht, dies direkt in der Industrie zu tun. In dieser Umgebung wären die Praxisbezüge des Themas offensichtlich – und die Übernahmechancen hoch. Für die Individualpromotion an der Uni spricht jedoch die thematische Freiheit und die Einbettung in den akademischen Kontext, falls diese Laufbahn noch eine Option ist. An diesem Punkt spielt die Frage der finanziellen Vergütung ebenfalls eine Rolle. Dazu hatten die Teilnehmerinnen ganz unterschiedliche Meinungen: ob man als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl oder als Promovend in einem Unternehmen mehr verdient, blieb letztlich unbeantwortet – und sollte im Vorfeld durchaus ermittelt werden. Langsam, aber sicher, erfreuen sich auch Graduiertenkollegs in angelsächsischer Tradition immer größerer Beliebtheit. In Ihnen forschen Promovierende in einem zumeist interdisziplinären Team gemeinsam an einem Thema – und können sich so bereits ein wissenschaftliches Netzwerk aufbauen. Eine Graduiertenschule kann besonders dann in Betracht gezogen werden, wenn man eine Promotion im Ausland erwägt oder innerhalb Deutschlands eine andere Studienkultur kennenlernen möchte.

 

Bei Abschluss des Abends stand fest, dass die Entscheidung für oder gegen die Promotion kaum eine Frage des „lohnenden Investments“ ist. Die Entscheidung hängt von den persönlichen Lebensumständen und den Zielvorstellungen ab, und prägt in jeder Weise die eigene Identität. Wer also Grundlagenforschung betreiben will, der sollte es tun. Wer direkt in den Beruf gehen möchte, der kann sich auch dort verwirklichen. Ohne Leidenschaft, das war allen klar, hätte beide Wege keinen Sinn.

 

Autor: Maximilian Priebe

 

Ob mit oder ohne Promotion, für die Bewältigung der Digitalisierung sind Fachkräfte gefragt – dazu mehr in unserem Interview mit dem Personalleiter der MTU Aero Engines:

Diese Talente sind in Zeiten der Digitalisierung bei MTU gefragt

 

Eine Promotion als Spiegel der Persönlichkeit – individuelle Lebensläufe sind bei Unternehmen gerne gesehen, erzählt der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Versorgungskammer, Daniel Just:

„Erst durch Individualität entsteht ein runder Mensch“ – Vorstandsgespräch mit Daniel Just, BVK

Leistungssport und Führungsposition? Petra Stöckmann beweist, dass das zusammenpasst!

Der Job kann noch so stressig sein, von Burn-Out wird Petra Stöckmann nie betroffen sein. Sie läuft dem Stress einfach davon. Petra Stöckmann ist Teamleiterin im Asset Management für Kerngeschäftsimmobilien bei den Stadtwerken München und erfolgreiche Langstreckenläuferin. An ihre Bestzeiten von 2:58h für einen Marathon und 35:50Min für 10.000 Meter kommt sie zwar nach einigen Verletzungen nicht mehr ganz ran, aber das tägliche Lauftraining und die Teilnahme an Altersklassenmeisterschaften im Cross-Lauf stehen auch nächstes Jahr wieder auf ihrer Agenda. In unserem Interview spricht sie über die Vereinbarkeit von Leistungssport und Führungsposition, das Gemeinschaftsgefühl durch Betriebssport und darüber wie aus ihrem Hobby Liebe wurde.

 

Im Bild oben ist Petra Stöckmann mit ihren SWM-Kollegen aus dem Mitarbeiter-Lauftreff nach erfolgreicher Staffel-Teilnahme am München Marathon zu sehen. Von links nach rechts: Christian Kleinert (nicht mehr bei den SWM), Petra Stöckmann, Michael Rademacher, Georg Prechtl.

 

Was werden Sie normalerweise zuerst gefragt: wie läuft’s im Job oder wie läuft’s im Sport?
Das kommt darauf an, mit wem ich rede. Aber natürlich fragen auch Kollegen in der Mittagspause nach, wenn sie wissen, dass ich gerade wieder einen Marathon gelaufen bin oder der B2Run Firmenlauf vor der Tür steht. Ich bin bei den Stadtwerken schon bekannt als die „schnelle Läuferin“.

 

Gehen Sie auch manchmal mit Kolleginnen und Kollegen laufen?
Wir haben einen Mitarbeiter-Lauftreff, den ich leite und einmal pro Woche als Trainingseinheit nutze. Wir sind da wirklich flott unterwegs. Allerdings sind außer mir nur Männer dabei, muss ich gestehen (lacht). Aus dem Lauftreff ist auch eine Staffel entstanden, mit der wir regelmäßig am München Marathon teilnehmen und als Mixed-Team sehr erfolgreich sind. Und die Stadtwerke München bieten ein Zirkeltraining an, das ich einmal die Woche als Ausgleich zum Laufen nutze. Gerade der Sport hat durch das Miteinander eine große Kraft, die Bindung zu den Kollegen und zum Arbeitgeber zu stärken. Ich fühle mich bei den Stadtwerken sehr wohl und habe vielleicht auch deshalb in schwierigeren Zeiten nicht gewechselt.

 

Wie oft und wie viel trainieren Sie neben diesen beiden Einheiten pro Woche?
Ich laufe jeden Tag – am Wochenende stehen auch mal mehrere Einheiten auf dem Programm. Unter der Woche laufe ich meistens nach der Arbeit – ich bin kein Morgensportler. Da ich zum Training z.T. nach Augsburg pendle, versuche ich das Büro um halb fünf zu verlassen und den Zug zu bekommen. Am Freitag bin ich durch Home-Office flexibler.

 

Wie können Sie das mit Ihrer Führungsposition vereinbaren?
Das funktioniert bei einem Arbeitgeber wie den Stadtwerken sehr gut. Wir haben hier relativ geregelte Arbeitszeiten und es erwartet niemand, dass ich um 19 Uhr noch Termine wahrnehme – was ich als sehr angenehm empfinde. Manchmal gehe ich z.B. nach dem Zirkeltraining abends nochmal ins Büro. Aber das liegt in meinem eigenen Ermessen.

 

Ergänzen sich Sport und Karriere zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance oder bringt die Doppelbelastung zusätzlichen Stress mit sich?
Natürlich kostet es mich manchmal Überwindung – gerade bei Wind, Wetter und Dunkelheit – mich nach der Arbeit noch zum Laufen aufzuraffen. Aber danach fühle ich mich immer gut und habe den Kopf wieder frei. Das ist in stressigen Zeiten unbezahlbar. Durch meinen Sport bin ich nie Burn Out gefährdet, weil ich den Stress nicht mit ins Bett nehme. Dazwischen kommt immer noch die Trainingseinheit, die frische Luft, die Laufkollegen und danach sehen Probleme meistens schon viel kleiner aus.

 

Wieso laufen Sie für die TG Viktoria Augsburg und nicht mehr für die LG Stadtwerke München?
Wir hatten eine sehr gute Mannschaft bei den LG Stadtwerken München, haben viele Titel in der Altersklasse bei den Deutschen Meisterschaften geholt. Aber im Laufe der Zeit sind wir immer weniger Sportler geworden und die Mannschaft ist auseinandergebrochen. Da mein Mann Trainer bei der TG Viktoria Augsburg ist und ich diesem Verein seit zwanzig Jahren angehöre, starte ich nun auch wieder für diesen Verein, dem ich viel zu verdanken habe.

 

Das heißt, Ihr Mann ist gleichzeitig Ihr Trainer – führt das nicht zu Spannungen am Startrand?
Selten. Wir sind seit Jahren ein eingespieltes Team. Mit 14 wurde bei einer Talentsichtung gesagt: dieses Mädchen ist so schnell, die braucht einen Lauftrainer. Den habe ich zwei Jahre später bekommen und irgendwann geheiratet. Er kennt mich besser als jeder andere und bremst mich manchmal eher in meinem Ehrgeiz ein und sagt, dass ich zu viel will und zu wenig Geduld habe.

 

Übertragen Sie Ihren Ehrgeiz auch auf die Arbeit?
Wenn man diesen Ehrgeiz hat, strengt man sich in allen Bereichen an. Ich war in der Schule und im Studium eine der Besten. Und wenn man als Sportler lernt, mit Fleiß und Teamarbeit nach vorne zu kommen, dann stellt man nicht die Laufschuhe in die Ecke sagt: „aber in der Arbeit bin ich ganz anders“.

 

Welche Ziele haben Sie für die nahe Zukunft – sportlich und beruflich?
Wir befinden uns bei den SWM in einem großen Umstrukturierungsprozess. Zwei Teams werden zusammengelegt und ich übernehme dieses dann doppelt so große Team ab 2018. In sportlicher Hinsicht würde ich gerne verletzungsfrei über den Winter kommen und mich für die Bayerischen und Deutschen Altersklassenmeisterschaften im Cross-Lauf – also Schlamm und Wiesen-Rennen – fit machen. Das macht mir eigentlich am meisten Spaß. Aber mit 40 ist das Laufen leider eher ein Kampf gegen den Alterungsprozess, als das Aufstellen von Bestzeiten…

 

Interview: Julia Schmid

 

Petra Stöckmann ist übrigens auch Mitglied im Frauennetzwerk der Stadtwerke München. Mehr über das Frauennetzwerk erfahrt ihr von Gründerin Ines Lindner:

SWM-Frauennetzwerk: „Der Austausch gibt so viel Energie!“

 

Und wie zwei weitere Führungsfrauen der Stadtwerke München Privatleben und Beruf vereinbaren, lest ihr hier:

Topsharing par excellence bei den SWM

Digital Leadership am Beispiel des BR

Die immer schneller voranschreitende und komplexe Digitalisierung stellt viele Organisationen vor große Herausforderungen. Was früher einmal galt, gilt heute nicht mehr. Komplette Strukturen und Prozesse verändern sich. Wie soll in dieser Welt eine moderne Führungskultur aussehen? Was müssen Führungskräfte leisten? Wie können sie ihre Mitarbeiter stabil durch diese Zeiten lenken?

 

Moderator Thorsten Otto im Gespräch mit Prof. Birgit Spanner-Ulmer
Moderator Thorsten Otto im Gespräch mit Prof. Birgit Spanner-Ulmer

Auch der Bayerische Rundfunk stellt sich diesen Fragen und hat für sich schon einige Antworten gefunden. Bei einer Abendveranstaltung unter dem Topic „Digital Leadership“ gewährte Prof. Birgit Spanner-Ulmer, Direktorin der Produktions- und Technikdirektion des BR, unter der Moderation von Thorsten Otto (bekannt aus der Talkshow „Mensch, Otto!“ auf Bayern 3) am 5. Oktober 2017 Einblicke in die interne Praxis und ließ allen am Cross Mentoring München beteiligten Unternehmen an den – oft sehr gleichgearteten – Herausforderungen teilhaben.

 

 

 

Was sind die Herausforderungen?

 

Was genau meint „Digital Leadership“? Worin besteht der Unterschied zum Führen nach alter Schule? Und weshalb liegt das Augenmerk gerade auf dem digitalen Wandel? Prof. Spanner-Ulmer erklärt im Gespräch, dass aufgrund des großen Technik- und Kulturwandels, Führen anspruchsvoller und intensiver geworden ist. Die Aufgaben denen Führungskräfte begegnen sind mannigfaltiger geworden. Es muss immer schneller agiert werden. Viele Projekte unter einen Hut zu bringen, sieht Prof. Spanner-Ulmer als größte Herausforderung des Führens im digitalen Wandel.

               

Großer Druck entsteht durch äußere Einflussfaktoren. Im BR zeichnen sich diese durch sinkende Zuschauer- und Zuhörerzahlen in Fernsehen und Hörfunk aus sowie einer Entfremdung der jüngeren Zielgruppe. Konkurrenz droht durch Netflix, Amazon und Co. Bei gleichen Ressourcen muss ein größeres Online-Angebot geschaffen werden, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Der BR setzt zunehmend auf Trimedialität.

 

Eine weitere Veränderung, die die Digitalisierung mit sich bringt, ist dass immer mehr Aufgabenbereiche durch Roboter übernommen werden – auch im Rundschaustudio des BR. Diese Automatisierung darf aber nicht negativ als Ersatz für den Menschen betrachtet werden, Menschen wird man immer brauchen, sondern als Entlastung und als wichtige Chance um dem demografischen Wandel und Fachkräftemangel Herr zu werden.

 

Großes Publikum bei der Abendveranstaltung im Bayerischen Rundfunk
Großes Publikum bei der Abendveranstaltung im Bayerischen Rundfunk

Aufgrund der raschen technischen Entwicklungen, wird es immer schwieriger langfristig zu planen – das macht auch Führen schwierig. In Zeiten unklarer Zukunftsvisionen rät Prof. Spanner-Ulmer, agil zu agieren und das Ziel immer Stück für Stück zu fokussieren. Agiles Führen beinhaltet, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine vollkommene Planungssicherheit vermitteln zu müssen. Gleichzeitig werden Führungskräfte aber mit dem Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach vollkommener Sicherheit und Planbarkeit konfrontiert. Es bestehen viele Zukunftsängste und Unsicherheiten, insbesondere bei den immer größer werdenden Aufgabenanforderungen und damit einhergehenden veränderten Berufsbeschreibungen. Ein Kameramann beispielsweise ist heute nicht lediglich für das Bild verantwortlich, sondern auch für Ton und Schnitt. Frau Prof. Spanner-Ulmer erläutert, dass die Schwierigkeit darin besteht, alle Beschäftigten gleichermaßen in diesem Prozess mitzunehmen.

 

Wie kann den Herausforderungen  begegnet werden?

 

Dies kann beispielsweise in Mitarbeiterbeteiligungsrunden geschehen, die wie eine Art World-Café funktionieren. Man erfährt direkt was die eigenen Mitarbeiter beschäftigt, kann umgehend darauf reagieren geben und Präsenz zeigen. Durch technische Neuerungen können sich gesamte Work-Flows verändern und neue Zusammenarbeitsräume entstehen.

 

Gleichzeitig betont sie, dass auch Mitarbeiter sich verändern müssen. Diese Veränderung ist einerseits eine Herausforderung, kann andererseits auch als Chance betrachtet werden. Mitarbeitern, die mit Veränderungsprozessen hadern, muss dafür Zeit gelassen werden und sie brauchen positive Erfahrungen, die ihnen zeigen, dass sie nicht überflüssig werden, sondern im Gegenteil ihre Stärken in Zukunft noch effizienter einbringen können. Um Entwicklung und Innovation voranzutreiben, ist es maßgebend, eine gesunde Fehlerkultur zu schaffen. So fühlen sich Mitarbeiter eher animiert etwas auszuprobieren.

 

Digitalisierung ist mit jungen Menschen einfacher gestaltbar, weil sie mit der rasanten technischen Entwicklung aufgewachsen sind und eher offen für Neuerung sind. Daher betont Prof. Spanner-Ulmer, dass es weiterhin essentiell ist in Ausbildung zu investieren. Um junge Leute zu gewinnen, müssen Anreize gesetzt werden, die ihren Bedürfnissen stärker entsprechen – bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch flexiblere Arbeitszeiten oder einen Betriebskindergarten.

 

Das A und O bleibt Qualität

 

Auch mit den vielen Veränderungen im Zuge der Digitalisierung, steht die Qualität im Mittelpunkt – so Prof. Spanner-Ulmer. Der BR hat beispielsweise eine eigene Einheit für die Verifikation von Inhalten zur Bekämpfung von Fake News gebildet. Gleichzeitig betonte sie, dass die Qualitätsansprüche individuell angepasst werden müssen. Für eine Schnellberichterstattung reicht beispielsweise oft auch eine iPhone -Kamera aus.

 

All diesen komplexen Anforderungen gleichermaßen gerecht zu werden, ist eine große Herausforderung. Es gilt eine Balance zu finden, zwischen vorne mit dabei sein und die eigenen Mitarbeiter nicht zu überfordern. Die Technik treibt jeden vor sich her, da sie immer ein paar Schritte voraus ist. Als wahre Triebfeder dient der Anspruch auch in Zukunft relevant zu sein. Ein effizienteres Arbeiten und eine Bündelung von Know-How sind essentiell in stürmischen Zeiten wie diesen. Wie Frau Prof. Spanner-Ulmers persönliches Geheimrezept um die eigene Energie in diesen stürmischen Zeiten hochzuhalten lautet? Viel Schlaf, Essen, Spaß an der Arbeit und ein tolles Team.

 

Autorin: Sarah Brehmer

 

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit moderner Führungskultur:

Was heisst führen heute?

 

Und in diesem Interview geht’s um die besondere Situation, in der sich Frauen in exponierten Positionen wiederfinden:

Das Token-Phänomen: Führungsfrauen unter Beobachtung

„Es liegt nicht an den Frauen“

Die Süddeutsche Zeitung setzt auf unsere Expertise! Am 19.08.2017 ist in der Wochenendeausgabe einer der renommiertesten Tageszeitungen Deutschlands ein  substantielles Interview erschienen, das SZ-Autorin Gunda Achterhold mit MFF-Initiatorin Simone Schönfeld geführt hat. Darin geht es um die besondere Sichtbarkeit von Frauen in Führungspositionen, den daraus resultierenden Druck und darum, wie Unternehmen in Zukunft Führungspositionen gestalten müssen, damit sie für die nachfolgenden Generationen überhaupt noch attraktiv sind – sowohl für Männer als auch für Frauen.

 

Zum Nachlesen folgt hier noch einmal der Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung:

 

„ES LIEGT NICHT AN DEN FRAUEN“- Wie Unternehmen weibliche Führungskräfte fördern können

 

Simone Schönfeld ist Mitbegründerin der Unternehmensberatung Cross Consult. 2010 initiierte sie zusammen mit dem Referat für Wirtschaft und Arbeit der Landeshauptstadt München ein “Memorandum für Frauen in Führung“. Namhafte Unternehmen haben sich daran beteiligt und sich verpflichtet, mehr “Mixed Leadership” in ihren Firmen zu verankern. Das Buch “Clever aus der Abseitsfalle. Wie Unternehmen den Wandel zu mehr Frauen in Führung gestalten wollen” von Schönfeld und Nadja Tschirner ist gerade im Verlag Springer Gabler erschienen.

 

SZ: Frau Schönfeld, was zeichnet Unternehmen aus, in denen besonders viele Frauen in Führung sind?

Simone Schönfeld: Wer Frauen Zugänge eröffnen will, muss alle bestehenden Strukturen in den Blick nehmen. Mentoring, Trainings oder interne Netzwerke zur gegenseitigen Unterstützung sind wichtige Maßnahmen auf persönlicher Ebene. Aber es liegt eben nicht an den Frauen allein. Arbeitszeitmodelle, Präsenzzeiten, Beurteilungsverfahren – auf allen Ebenen müssen die Rahmenbedingungen überprüft werden. So sind zum Beispiel Auslandsaufenthalte als Muss-Kriterium im Talentmanagement oft schwierig für Frauen mit Partner oder Familie. Sie sehen das eher als Hürde.

 

Etliche Top-Managerinnen sind in den letzten Jahren gescheitert. Woran liegt das?

Minderheiten fallen stärker auf, wir sprechen von dem “Token-Phänomen“. Frauen an der Spitze sind extrem sichtbar, sie erfahren viel mehr Aufmerksamkeit als ihre männlichen Kollegen. So entsteht Druck. Niemandem, selbst in so hohen Positionen, wird immer alles gelingen. Der Unterschied liegt darin, wie es diskutiert und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.

 

Gilt das auch auf anderen Ebenen?

Überall dort, wo sich Frauen in einem sehr männerlastigen Umfeld bewegen, etwa auch im Mint-Bereich. Grundsätzlich beobachten wir im unteren und mittleren Management jedoch deutliche Fortschritte. Die Quote der Frauen in Teamleitungspositionen hat sich stark erhöht – sie schließen schon fast gleich auf. Dieser positive Trend setzt sich allerdings auf exponierteren Positionen nicht durch.

 

Und warum geht es dann einfach nicht weiter?

Führungspositionen sind ein rares Gut. Und damit natürlich auch umkämpft. Diejenigen, die nach 18 Uhr noch da sind, setzen die Standards. Daran hat sich in vielen Unternehmen noch nichts geändert. Wer eher geht, fällt heraus aus der Zielgruppe jener, die als ambitionierte Nachwuchskräfte gehandelt werden.

 

Sehen Sie positive Entwicklungen?

Es ist schon einiges in Bewegung. Beispielsweise dort, wo Mitarbeiter in globalen Teams arbeiten. Über Länder und Zeitzonen hinweg entstehen andere Freiräume und damit mehr Flexibilität. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten können hier das Management von Teams, in denen Vollzeit und Teilzeit gearbeitet wird, vereinfachen. Damit werden Kriterien wie die Präsenz vor Ort oder auch das Geschlecht zweitrangig. Dafür werden Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit immer wichtiger – traditionelle Stärken von Frauen.

 

Diese zeitliche Flexibilität schätzen zunehmend auch junge Männer. Ist das nicht eine Generationenfrage?

Der Bruch kommt mit dem ersten Kind, das zeigen Studien ganz klar. Während Frauen Arbeitszeit reduzieren, zeigen Männer ein traditionelles Ernährerverhalten und arbeiten mehr – auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollen. Dieses Dilemma können Unternehmen individuell nicht lösen. Wenn das oberste Management ein partnerschaftliches Miteinander vorlebt und vielleicht selbst in Elternzeit geht, ist das jedoch ein starker Treiber für kulturelle Veränderungsprozesse.

 

Aber genau diese partnerschaftlich orientierten Kräfte wollen gar nicht mehr an die Spitze, Frauen wie Männer.

Tatsächlich bewerben sich intern immer weniger Mitarbeiter um Führungspositionen – das gilt für beide Geschlechter. Für die Unternehmen ist das eine riesige Herausforderung, gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel. In den nächsten Jahren werden im Management viele Stellen frei. Da sehe ich allerdings auch ein enormes Potenzial. Wie lässt sich Führung so gestalten, dass sie für die nachwachsenden Generationen wieder attraktiv ist? Unternehmen werden gezwungen sein, darüber nachzudenken. Und damit eröffnen sich auch für Frauen neue Perspektiven.

 

Interview: Gunda Achterhold, Süddeutsche Zeitung

SZ-Artikel “Es liegt nicht an den Frauen” als PDF

 

Hier geht’s zu einem Interview mit euer Führungsfrau der BVK, die vom Token-Phänomen berichtet:

Das Token-Phänomen: Führungsfrauen unter Beobachtung

 

Einen weiteren Beitrag von Simone Schönfeld zum Thema Frauenförderung gibt’s hier:

Frauenförderung endet nicht bei den Frauen!

 

Und was eine gute Führungskraft im Zeitalter der Digitalisierung ausmacht, lest ihr in diesem Beitrag:

Was heisst führen heute?