Welche Aufgaben hat ein Digital Transformation Manager? – Ein Interview mit Dr. Anna Wawrzinek (MTU)

Der digitale Wandel beeinflusst Unternehmenskulturen stetig. Viele fürchten um ihre Stellen, andere wiederum profitieren von der Digitalisierung. Denn: die digitale Transformation muss begleitet werden. Eine mögliche Lösung für die praktische Umsetzung dieser Begleitung ist der Digital Transformation Manger (DTM). Dr. Anna Wawrzinek ist eine von 20 DTMs bei MTU Aero Engines (MTU) in München. Welche Bedeutung der Digitale Wandel für die MTU hat und wie das Unternehmen den Herausforderungen gegenüber tritt erfahren Sie im Interview.

 

Wie lange sind Sie bereits bei der MTU und wie sind Sie zu Ihrer jetzigen Position gekommen?

Dr. Anna Wawrzinek (AW): Nach meinem Abitur bin ich für mein Studium von Polen nach Berlin gezogen. Ich habe dort an der Freien Universität Mathematik studiert. Nach meiner Promotion habe ich mich deutschlandweit beworben und so kam ich für meine erste Stelle nach München. Das ist natürlich immer eine Entscheidung – gehe ich aus beruflichen Gründen neue Wege und verlasse ich dafür mein gewohntes Umfeld? Da ich jedoch ziemlich genaue Vorstellungen davon hatte, was ich machen möchte, ist mir diese Entscheidung leicht gefallen. Ich habe bei einem Ingenieurs- und IT-Dienstleiter im Innovationsmanagement angefangen, um das Thema meiner Promotion im Bereich der isogeometrischen Analyse in die industrielle Anwendung einzuführen. Ich habe dort an verschiedenen, industrienahen Forschungsprojekten mit Fokus auf Digitalisierung mitgearbeitet. Vor gut einem Jahr bin ich dann zur MTU gewechselt, weil ich nach neuen Herausforderungen gesucht habe und noch mehr zum Thema Digitalisierung machen wollte.

 

Sie arbeiten als Digital Transformation Managerin bei der MTU. Wie würden Sie Ihre Tätigkeit beschreiben?

AW: Als Digital Transformation Managerin (DTM) bin ich die Schnittstelle zwischen dem Bereich Entwicklung und Technologie, in dem ich tätig bin, und der IT. Insgesamt sind wir 20 DTMs, die verschiedenen Bereichen zugeteilt sind. In dem Bereich, in dem ich zuständig bin, arbeiten zirka 900 Mitarbeiter*innen. Digitalisierung an sich ist bei der MTU kein neues Thema. In dem Bereich, in dem ich arbeite, arbeiten die Kolleg*innen beispielsweise schon lange mit Simulationen. Was jetzt im Fokus steht, ist die digitale Transformation, also wie digitale Hilfsmittel nicht nur Ergebnisse verbessern, sondern auch die Aufgaben des Menschen in den Prozessen unterstützen. Zu meinen Aufgaben zählt, die Prozesse in meinem Bereich zu verstehen und diesbezüglich Digitalisierungsbedarfe zu identifizieren, um gemeinsam im DTM-Team Synergien mit anderen Projekten zu finden. Ein Beispiel: Über die Jahre haben sich in jedem Bereich Prozesse oder Tools wie einzelne Datenbanken etabliert. Es passiert auch, dass in zwei Bereichen eine ähnliche Projektidee verfolgt wird, diese jedoch nichts voneinander wissen. Diese zu finden und an einen Tisch zu setzen ist auch eine unserer Aufgaben.

 

Wie schätzen Sie selbst den Stellenwert der digitalen Transformation für Unternehmen, speziell bei der MTU ein?

AW: Zum einen spürt die MTU natürlich den Zugzwang von außen, da das Thema Digitalisierung und digitaler Wandel gerade hochaktuell ist. Zum anderen arbeiten wir jedoch im B2B-Bereich und ich glaube, dass der Digitalisierungsdruck bei uns tatsächlich noch nicht spürbar ist, wie für Unternehmen im B2C-Bereich, die in direkter Beziehung zum Endverbraucher stehen. Bei uns ist das Thema Digitalisierung tatsächlich von innen herausgewachsen und man bereitet sich Schritt für Schritt auf die Transformation vor. Das Entscheidende ist, herauszufinden, was wichtig für die MTU ist. Wovon können wir profitieren? Welche Tools müssen wir tatsächlich neu erfinden und wo können wir Tools einsetzen, die es schon auf dem Markt gibt?

 

Wie sind die Abläufe von der Idee bis zum neuen Tool?

AW: Im Endeffekt ist meine Aufgabe, die Bedarfe der Mitarbeiter*innen zu erfassen. Im DTM-Team tauschen wir uns aus, um ähnliche Bedarfe in den verschiedenen Bereichen zu identifizieren. Im nächsten Schritt beraten wir uns mit der IT, um auf Basis der Anforderungen Projektideen zu definieren und auf den Weg zum Projekt zu bringen. Gemeinsam mit der IT wird dann die Umsetzung geplant. Wenn eine Anwendung halbwegs einsatzbereit ist, wird diese von einem Anwenderkreis getestet. Weitere Anpassungen werden umgesetzt, um eine möglichst fehlerfreie Anwendung in der Produktivumgebung einführen zu können. Im letzten Schritt werden Schulungen durchgeführt, um die Funktionalität der Anwendung vorzustellen und weitere Kenntnisse über die Einsatzmöglichkeiten zu gewinnen.

 

Wie wird die digitale Transformation von den Mitarbeiter*innen der MTU angenommen?

AW: Im Entwurf des Grundgesetzes gab es diesen interessanten Satz: „Der Staat ist um des Menschen Willen da, nicht der Mensch um des Staates willen“. Ich glaube, mit der digitalen Transformation verhält es sich ähnlich. Das Ziel ist, die Mitarbeiter*innen auf dem Weg der digitalen Transformation mitzunehmen und in ihren Aufgaben zu unterstützen. Es muss immer ein Dialog stattfinden. Kommunikation ist in meiner Rolle als DTM sowieso essentiell. Der Austausch mit den Kolleg*innen, die an den Projekten arbeiten oder künftig mit den neuen Tools arbeiten werden, ist das Allerwichtigste, um die Anforderungen in eine gelungene Lösung umzusetzen. Denn letztlich soll die Digitalisierung ja den Arbeitsalltag erleichtern, damit die Mitarbeiter*innen sich auf das Wesentliche konzentrieren können.

 

Agile Arbeitsweisen und die Digitalisierung gehören zusammen – wie wird das bei der MTU umgesetzt und was schätzen Sie selbst an agilen Methoden? Was nicht?

AW: Es haben sich verschiedene Vorgehensmodelle für Projektmanagement bei der MTU etabliert , unter anderem das agile und das hybride Modell, die in manchen Projekten sinnvoll und erwünscht sind. Welches Modell Anwendung in einem Projekt findet, entscheidet der*die Projektleiter*in gemeinsam mit dem Projektteam.

 

Die MTU bietet flexible Arbeitszeitmodelle an. Wie organisieren Sie Ihre Arbeitszeit?

AW: Generell bietet die MTU diese Möglichkeit, es hängt natürlich von den Aufgaben ab, ob man diese wahrnehmen kann oder nicht. Da meine Aufgabe mit vielen Besprechungsterminen verbunden ist, hängt es von meiner Organisation ab, wie ich die Möglichkeit nutze, von zuhause aus zu Arbeiten. Ich persönlich gehe sehr gerne ins Büro, weil das Arbeitsklima einfach sehr angenehm und motivierend ist. Ich mag meine Arbeit, die Aufgaben, die damit verbunden sind, und meine Kolleginnen und Kollegen sehr.

 

Wie muss für Sie ein guter Morgen aussehen, damit Sie motiviert in den Tag starten können?

AW: Ich stehe gerne sehr früh auf, so gegen 5 Uhr, weil ich es genieße, den Arbeitstag mit ein bisschen Vorlauf zu starten und dabei den Sonnenaufgang beobachten zu können. Im Sommer fahre ich gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit. Obwohl ich um die 40 Minuten unterwegs bin, stimmt es mich einfach schon positiv für den Tag. Ich komme und gehe mit einem Lächeln, weil ich mich sehr wohl fühle und ich neue Herausforderungen liebe. Es ist aber auch mein innerer Antrieb, der mich jeden Tag aufs Neue motiviert, diese zu meistern.

 

Was sind Ihre persönlichen Gedanken zum digitalen Wandel?

AW: Ich glaube, das Wichtigste ist, die Mitarbeiter*innen mitzunehmen und Synergien zwischen den Bereichen zu finden. Durch die gute Zusammenarbeit der DTMs konnten bei der MTU schon einige Projektideen identifiziert werden, die bereichsübergreifend angegangen werden sollten. Das bedeutet natürlich Ersparnis von Arbeitszeit und Arbeitsaufwand und eine möglichst einheitliche IT-Landschaft im Unternehmen. Außerdem ist Kommunikation das A&O. Zum einem kann man nur damit herausfinden, ob zum Beispiel eine Abteilung bereits eine Anwendung umgesetzt, die von einer anderen Abteilung genutzt werden kann, bevor man selbst versucht, etwas Neues zu entwickeln. Das sind Kleinigkeiten, passieren aber in jedem Unternehmen. Zum anderen ist es die Fähigkeit, die Menschen und Bereiche einander näher zu bringen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

 

Sie sind auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? Aktuelle Stellenangebote der MTU finden Sie hier.

 

 

herCAREER – Das MFF auf der Leitmesse für weibliche Karriereplanung

herCAREER…

…die etwas andere Karrieremesse für Frauen, befasst sich mit allen Aspekten einer weiblichen und familiären Karriereplanung. Vom 10. – 11. Oktober 2019 können Sie uns und viele andere Unternehmen auf der herCAREER Leitmesse für weibliche Karriereplanung besuchen! Weibliche Professionals – sei es mit oder ohne Führungsverantwortung – finden hier attraktive Arbeitgeber, die sich ausdrücklich für Chancengleichheit und Frauen im Management engagieren, sowie zahlreiche Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, zu Weiterbildungsmöglichkeiten und rund um das Thema Existenzgründung. Auch wir sind in diesem Jahr mit einem Stand vertreten und und legen unser Fokus in diesem Jahr auf ein ganz besonderes Thema:

 

 

mutmacher.in – female empowerment

Unser Ziel ist es, Frauen zum Nachdenken anzuregen: Welche Frau hat mich ermutigt? Wen habe ich ermutigt und wie kann ich andere ermutigen? Das sind Fragen, die sich jede Frau stellen sollte. Denn für ein erfolgreiches Netzwerk und Erfolg und Well-Being im Berufsalltag ist Empowerment unter Frauen enorm wichtig. Gerade in männerdominierten Berufsfeldern oder Positionen neigen viele Frauen dazu, sich eher als Konkurrenz denn als Verbündete wahrzunehmen. Aber wieso eigentlich?

Diesen Fragen wollen wir auf der Messe und bei unserer Facebook-Aktion auf den Grund gehen! Dafür suchen wir noch Teilnehmerinnen, die gerne sichtbar werden wollen. Sie fühlen sich angesprochen, sind selbst mutmacher.in oder wurden in Ihrem Berufsleben von einer Frau ermutigt? Melden Sie sich gerne hier bei uns und erzählen Sie uns davon!

 

 

Karriere-Meet Ups


 

Dr. Sabine Hölter-Koch – Karriere in der Wissenschaft

Drei mutmacher.innen konnten wir sogar für unsere Karriere-MeetUps gewinnen. Am Donnerstag, 10. Oktober 2019 von 10:00 – 10:45 Uhr können Sie sich mit Frau Dr. Hölter-Koch vom Helmholtz Zentrum zum Thema wissenschaftliche Karriere austauschen. Die Neurobiologin hat es sich in Ihrer Funktion als Doktorandenbetreuerin schon lange zur Aufgabe gemacht, Nachwuchswissenschaftler*innen zum ermutigen. Eine Perspektive in der Wissenschaft scheint für viele junge Menschen aufgrund hoher Selbstzweifel unmöglich. Dr. Sabine Hölter-Koch ermutigt und informiert über die unterschiedlichen und vielfältigen Wege, eine Karriere in der Wissenschaft zu gestalten.

 

 

 

 

Karoline Pilawa – “Meine Stelle gab es damals noch gar nicht”

Karoline Pilawa startete nach der Schule eine Ausbildung zur Erzieherin – heute ist sie Team Leaderin der Organisationsentwicklung beim ADAC. Die ehemalige Leistungssportlerin liebt Herausforderungen und ging schon immer ihren ganz eigenen Weg. Als Werkstudentin beim ADAC sammelte sie Erfahrungen in der Personalentwicklung, nach dem Masterabschluss verwirklichte sie ihre eigenen Projekte im Unternehmen. Warum New Work für sie das ideale Konzept ist und inwieweit sie im Changemanagement agiert, erzählt Karoline Pilawa im Karriere-MeetUp am 10.10.2019 von 12:00 – 12:45 Uhr.

 

 

 

Corinna Walther – Digitalisierung in der Pflege

Durch den demographischen Wandel wird es in den nächsten Jahren zu Personalmangel und gleichzeitig zu einer Steigerung der pflegebedürftigen Personen kommen. Die Digitalisierung bietet in der Pflege Möglichkeiten, um das daraus entstehende Gap zu schließen, stellt den Bereich Pflege jedoch auch vor neue Herausforderungen. Wie Digitalisierung in der Pflege eingesetzt werden kann und was das für Mitarbeiter*innen bedeutet weiß Corinna Walther, Fachbereichsleiterin für die ambulante Pflege beim Caritasverband e.V. in München. Sie können mit Frau Walther am 11.10.2019 von 15:00 – 15:45 Uhr in den Dialog treten.

 

Tickets für die Messe gibt es hier!

 

herCAREER kompakt

Wann?

Do. 10.10.2019 von 09:00 – 17:30 Uhr und Fr. 11.10.2019 von 09:30 – 16:30 Uhr.

Wo? 

MTC world of fashion – Haus 1 (silver)
Halle 1 – 4
Taunustraße 45 · Ingolstädter Straße 45
80807 München

 

Unsere Karriere Meet Ups:

Do. 10.10.2019 10:00 – 10:45 Uhr  – Dr. Sabine Hölter-Koch, Helmholtz Zentrum München

Do. 10.10.2019 12:00 – 12:45 Uhr – Karoline Pilawa, ADAC

Fr. 11.10.2019 15:00 – 15:45 Uhr – Corinna Walter, Caritasverband e.V.

Sie können sich für Veranstaltungen auf unserer Facebookseite anmelden. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

 

 

Nachgefragt: Topsharing und Elternzeit – kann das funktionieren? Dr. Clara Kronberger und Nicole Gargitter von den Stadtwerken München im Interview

Vor einiger Zeit interviewten wir Frau Dr. Kronberger und Frau Nicole Gargitter schon einmal. Die beiden Frauen leiten zusammen den Bereich “Telekommunikation” bei den Stadtwerken München. Damals war Frau Kronberger bereits Mutter, heute ist Frau Gargitter in Elternzeit. Doch wie funktioniert Topsharing, wenn eine der beiden Führungskräfte plötzlich ausfällt? Welchen Herausforderungen sahen sich die beiden gegenüber? Und wie hat das Unternehmen das Modell weiterhin unterstützt? Diese und weitere Fragen beantworten die beiden Führungsfrauen im Interview mit dem MFF. 

 

Frau Kronberger, zum Zeitpunkt des letzten Interviews war Ihre Tochter drei Jahre alt, weshalb Sie sich bewusst für ein Teilzeitmodell mit 50% entschieden haben. Wie gestaltet sich das nun, da Frau Gargitter in Elternzeit ist? Wie haben sich die Anteile von Frau Gargitter neu verteilt?

Clara Kronberger (CK): Für die Zeit in der Nicole in Elternzeit ist, war klar, dass ich meine Stunden beträchtlich aufstocken werde. Derzeit arbeite 36h, also eher vollzeitnahe Teilzeit. Natürlich kann ich mit 36h nicht den gesamten Workload unserer bisherigen 60h abdecken. Wir haben allerdings einige Neuverteilungen vorgenommen z.B. haben wir zeitaufwendige Projektleitungen an Projektleiterinnen z.T: auch aus anderen Abteilung abgegeben. Außerdem haben wir noch während der Anwesenheit von Nicole Strukturen geschaffen die eine Verteilung der Aufgaben auf mehrere Schultern erlauben und auch nach der Rückkehr von Nicole zur Entlastung des Managements weiter beitragen können.

Nichts desto trotz bleiben natürlich auch ein paar Dinge liegen. Es ist in unserem Unternehmen nicht ungewöhnlich, dass Elternzeiten von Führungskräften durch kommissarische Übernahme der Leitungsposition von bereits vorhandenen Mitarbeitern ausgeglichen werden. Dann legen wir eben mehr Wert auf die Prio A und auf Führungsthemen und verschieben Prio B Themen. Zusätzlich gibt es nun auch eine Vertretung für die TK-Leitung. Bisher konnten wir uns gegenseitig vertreten und so war „die TK-Leitung“ nie im Urlaub. Für die Zeit von Nicoles Abwesenheit vertritt die TK-Leitung bei Abwesenheit (z.B. meinem Urlaub) ganz klassisch eine unserer Teamleitrinnen.

 

 Wie haben sich die Aufgabenbereiche neu verteilt?

CK: Es ist uns wichtig, dass wir weiterhin als Führungstandem gesehen werden, daran ändert auch eine zeitweilige Abwesenheit von Nicole nichts. Wir stehen auch zu strategisch relevanten Themen (und auch privat) weiterhin in engem Kontakt. Für die Zeit ihrer Abwesenheit bedeutet das allerdings, dass ich die Verantwortung für alle Themen der TK-Leitung übernommen habe. Ich delegiere allerdings Projektthemen, Terminteilnahmen und Ausarbeitungen z.T. an unseren technischen Referenten oder die einzelnen Teamleiter. Spezielle Aufgaben die besonders mit Nicoles Person verknüpft waren, hat sie gesondert umverteilt.

 

 Frau Gargitter, war der Schritt für Sie, in Elternzeit zu gehen, von vornherein klar oder haben Sie lange überlegen müssen, wie Sie diese Zeit gestalten?

Nicole Gargitter (NG): Ja, es war für mich klar, dass ich Elternzeit in Anspruch nehmen werde. Allerdings habe ich lange mit meinem Partner überlegt, wie wir diese Zeit gestalten bzw. unter uns aufteilen. Ich konnte mir vor der Geburt meiner Tochter nicht vorstellen, wie ich mich als Mutter fühlen werde bzw. welche Verteilung zwischen der Betreuung meiner Tochter und der Berufstätigkeit ich mir wünsche. Ehrlicherweise weiß ich das auch heute noch nicht so genau. Nach einer schlaflosen Nacht, nach der ich aktuell um ca. 4:30 Uhr die Vöglein zwitschern höre und den Morgen willkommen heiße, kommt es vor, dass ich mir wünsche, mit meinem Partner tauschen zu können und in die Arbeit gehen zu dürfen. J Ich denke, ich hadere wie jede Frau, die gerne in die Arbeit geht, mit der Vereinbarkeit der beiden Rollen – „Mutter“ und „Berufstätige“.

 

 

Und dabei geht es nicht nur um die organisatorische Vereinbarkeit; auch emotional bin ich noch dabei dies mit mir zu vereinbaren. Man möchte eine „gute Mutter“ sein und für dieses kleine Wunder, das man auf die Welt gebracht hat, da sein, und gleichzeitig merkt man, dass nur „Muttersein“ einen nicht erfüllt. Die Gesellschaft (Kollegen, Freunde etc.) spiegeln einem mit entsprechenden Aussagen zudem, dass es noch nicht „normal“ ist, dass Mutter und Vater sich gleichermaßen um die Betreuung der Kinder kümmern. Für mich persönlich hat sich in den ersten Wochen nach der Geburt herausgestellt, dass, so sehr ich meine Tochter auch liebe, mir die Arbeit und der Austausch mit den Kollegen sehr fehlen. Deshalb werde ich im August – nach zwei Monaten Mutterschutz und einem Monat Elternzeit – für einen Monat Vollzeit in die Arbeit gehen. In diesem Monat nimmt mein Partner Elternzeit und kümmert sich unter Tags um unsere Tochter. Ab Oktober komme ich Teilzeit in Elternzeit zurück; zunächst für ca. 2 Tage pro Woche und ab nächstem Mai, wenn unsere Tochter 1 Jahr wird und wir einen Kita-Platz gefunden haben, werde ich auf 30 Stunden in der Woche aufstocken. Ich bin sehr dankbar, einen Freund und Eltern an meiner Seite zu haben, die mich dabei unterstützen.

 

Zum Zeitpunkt des letzten Interviews stand ja auch schon im Raum, dass Frau Gargitter vielleicht einmal Kinder bekommen möchte. Haben Sie oft über dieses Szenario miteinander gesprochen und schon im Vorfeld Fragen und Organisatorisches geklärt oder haben Sie erst das Gespräch gesucht, als klar war, dass nun eine Veränderung ansteht?

CK: Ist es ja so, dass sich nicht alles mit Sicherheit vorherplanen lässt. Daher haben wir das Thema nur allgemein im Vorfeld besprochen. So war z.B. immer klar, dass unser Modell auf eine 30h/30h Teilzeit Teilung abzielt. Aber auch, dass dies nur dann wirklich spruchreif wird, wenn sich tatsächlich auch Nachwuchs bei Nicole ankündigt.

NG: Wie Clara sagt, haben wir erst dann ganz konkret über das Szenario gesprochen, als ich schwanger war. Mir erschien es davor nicht richtig, etwas zu planen, das ggf. gar nie eintreten wird. Man ist bei so etwas ja auch etwas vorsichtig. Als es allerdings dann soweit war, haben wir – ähnlich wie vor unserer Bewerbung auf die gemeinsame Führungsposition – ziemlich oft darüber gesprochen, wie wir die Zeit gestalten wollen, wie wir die Themen und Projekte aufteilen und welche Erwartungshaltung bzgl. Kommunikation untereinander in dieser Zeit besteht.

 

 Welchen Herausforderungen standen Sie beide gegenüber, als klar war, dass Frau Gargitter in Elternzeit gehen wird?

NG: Für mich gab es zwei große Herausforderungen. Zum einen musste ich lernen, mir wichtige Projekte und Themen „loszulassen“ und an Kollegen zu übergeben. Dies ist mir spätestens nach der Geburt meiner Tochter gut gelungen – ich hatte schlichtweg keine Zeit mehr, um an den Themen dran zu bleiben oder E-Mails zu lesen. So ein kleines Wesen ist wirklich ein Fulltimejob. J

Zum anderen war mir vor der Geburt meiner Tochter nicht so ganz klar, wieviel Abstand zur Arbeit ich tatsächlich möchte. Deshalb konnte ich auch Clara nicht verbindlich mitteilen, in welchen Abständen ich über die Arbeit und den aktuellen Stand informiert werden möchte. Wir haben uns dann darauf verständigt, dass wir definieren, zu welchen Themen sie mich informiert bzw. bei welchen Themen wir weiter gemeinsam Entscheidungen treffen. Diese Vorgehensweise hat bisher gut funktioniert.

 

CK: In meinem Fall war klar, dass sich meine Aufteilung von Privat- und Berufsleben gravierend ändern würde. Bisher war ich nachmittags nicht mehr für das Tagesgeschäft verantwortlich – ich konnte zwar an meinen Themen weiterarbeiten aber ich musste nicht mehr verfügbar sein. Dies hat sich nun natürlich geändert. Zum einen arbeite ich jetzt einfach mehr Stunden, zum anderen verteile ich sie nach wie vor so, dass ich nachmittags (bis auf einen Wochentag) Zeit für meine Tochter habe. Das heißt aber natürlich, dass ich die Stunden abends dranhängen muss und auch nachmittags für dringende und wichtige Themen erreichbar bin.

Wir haben gerade gegen Ende der Schwangerschaft viele Gespräche geführt um die gegenseitigen Erwartungen und Wünsche zu verstehen und in Einklang zu bringen. Während ich lieber die Dinge plane und mich dann darauf festlege, ist für Nicole Flexibilität ein wichtiger Faktor, daher mussten wir beide viel Fingerspitzengefühl und Empathie aufbringen.

 

 Was ging Ihnen vor und während der Veränderungen durch den Kopf?

NG: Ich habe mich sehr über die Schwangerschaft gefreut und bin nun unglaublich glücklich, eine gesunde Tochter zu haben. Allerdings machen mir die Veränderungen auch heute noch etwas Angst. Man ist mit Kind deutlich fremdbestimmter als ohne. Es war mir klar, dass ich einen Teil meiner Freiheiten, die ich ohne Kind hatte, zunächst aufgeben muss z.B. spontane Treffen mit Freunden, Arbeiten ohne auf die Uhrzeit schauen zu müssen, spontane Urlaube etc. Tatsächlich fällt es mir immer noch etwas schwer, anzunehmen, dass nun Windeln wechseln und Füttern meinen Tagesablauf bestimmen und kaum Zeit für einen selbst oder die Beziehung bleibt. Das mag sehr egoistisch klingen, ist aber das Gefühl, das mich durchaus öfter beschleicht, wenn wir im Rhythmus der Schlafenszeiten unserer Tochter unsere Tage und Nächte verbringe. Auf unser Topsharingmodell bezogen war mir klar, dass ich mich auf Clara verlassen kann und hatte deshalb bezüglich der Führungsaufgabe unseres Bereiches keine Bedenken für meine Abwesenheit. Mir ging eher bereits durch den Kopf, wie es wohl wird, wenn ich in Teilzeit zurückkomme. Es stellen sich plötzlich ganz neue organisatorische Fragen für unser Modell.

CK: Ich habe mich sehr für Nicole gefreut, dass sie diese außergewöhnliche Erfahrung: Mutter zu werden, machen kann. Ich war auch gespannt auf die neue Herausforderung in Teilzeit allein verantwortlich zu sein. Auf der anderen Seite war mir schon klar, dass es ein Kraftakt werden würde und ich den täglichen Austausch mit Nicole sehr vermissen werde.

 

 Wie waren die Reaktionen des Umfelds und welche Unterstützung haben Sie von Seiten des Unternehmens erhalten, um die neue Situation zu gestalten?

CK: Unser Umfeld hat sehr positiv reagiert. Die Kollegen haben mir das Gefühl gegeben, dass sie mir die Erweiterung meiner Aufgaben zutrauen. Und gerade in so einer Situation, in der eine Führungskraft für mehrere Monate ausfällt oder ihre Arbeitszeit reduziert, liegt die Stärke des Topsharing Modells, denn die andere Führungskraft kann ohne große Einschwingphase übernehmen.

Unsere Vorgesetzten haben uns die maximale Unterstützung gewährt: sie haben uns das Thema selbst und eigenverantwortlich ausgestalten lassen und alle unsere Entscheidungen (Zeitdauer der Elternzeit, Themenverteilung, Arbeitszeitverteilung, etc.) so wie wir sie getroffen haben unterstützt. Das Credo war: ihr müsst euch mit euren Entscheidungen wohl fühlen und der Laden muss laufen. Diese Flexibilität rechne ich den Stadtwerken hoch an.

NG: Es haben sich alle sehr für mich gefreut und mir gratuliert. Zudem war es schön, von den Kollegen gespiegelt zu bekommen, dass ich ihnen fehlen werde und sie sich auf meine Rückkehr freuen. Einige Kollegen hatten Sorge, dass ein Teil meiner Aufgaben und Arbeitszeit auf ihre Schultern verteilt wird. Ich denke, diese Sorge konnten Clara und ich ihnen schnell nehmen, als wir ihnen die Verteilung der Themen und Projekte, die bisher bei mir lagen, vorgestellt haben. Wir haben z.B. unsere Teamleiter in diese Entscheidung eingebunden und sie nach ihrer Meinung gefragt. Wie Clara bereits sagte, haben uns unsere Vorgesetzten maximale Freiheit gelassen, diese Situation für uns zu gestalten. Die Offenheit der Führungskräfte – ein Topsharingmodell immer wieder an neue Gegebenheiten anzupassen – hat wesentlichen Einfluss auf den Erfolg solcher Modelle. Unsere Führungskräfte bzw. die SWM haben uns hierbei stets unterstützt.

 

 Was bedeutet die neue Situation für das Topsharing Modell?

NG: Es ist zwar eine neue Situation für uns bzw. das Modell, jedoch denke ich, dass weiterhin die gleichen Dinge wichtig sein werden. Dies ist v.a. der persönliche Austausch, um dem Topsharingpartner die eigenen Erwartungen und Wünsche offen mitzuteilen. Nur so kann dauerhaft ein Modell geschaffen werden, das beiden zusagt und in dem wir uns beide wohl fühlen und das Beste für das Unternehmen leisten können. Jeder muss das Modell an die eigene Situation und die eigenen Bedürfnisse anpassen. Clara und ich schaffen dies durch viele persönliche Gespräche. Organisatorisch werden wir nach meiner Rückkehr natürlich ein paar Änderungen vornehmen müssen. Wir müssen die Aufteilung der Arbeitszeit neu regeln und somit auch der Themen und Projekte.

CK: Mit jeder größeren Veränderung in so einem Modell muss man sich bewusst sein, dass auch wieder eine Findungsphase zwischen den Tandem Partnern eintritt. Es ist ja nicht so, als ob Nicole nach einigen Monaten wieder Vollzeit zurückkommt und alles wieder so wird wie vorher. Das Modell muss atmen und sich an unsere beiden Bedürfnisse und Notwendigkeiten anpassen. Aber uns ist bewusst, dass diese Anpassung kein Selbstläufer ist, wir lassen uns weiterhin von einem Coach begleiten und gehen sehr viel in persönlichen Austausch – das war immer unsere Stärke und wird es weiter sein.

 

 Hat sich das Verhältnis zu den Mitarbeiter*innen geändert, seit Frau Gargitter in Elternzeit ist und wenn ja, wie?

CK: Ich habe jetzt einen häufigeren Austausch mit den Mitarbeitern zu einer größeren Bandbreite an Themen. Das ist natürlich dem geschuldet, dass ich nun nahezu alle Themen der TK-Leitung selbst verantworte. Wir haben ein tolles Führungsteam bei TK, und ich empfinde die Kollegen als große Stütze, gerade in der jetzt sehr arbeitsintensiven Zeit. Aber ich würde nicht sagen, dass sich unser Umgang oder unser Verhältnis sehr stark verändert haben.

 

Das Interview führte Anna Karger

Interview mit Natascha Hoffner – Gründerin und Geschäftsführerin der messe.rocks GmbH

Die herCAREER ist die Leitmesse für weibliche Karriereplanung in Süddeutschland. In diesem Jahr nehmen rund 220 Aussteller und Partner an der herCAREER teil. 6.000 Besucher*innen aus dem gesamten Bundesgebiet werden erwartet.

Im Fokus stehen Arbeitgeber aus verschiedensten Branchen, spannende Weiterbildungsangebote, aber auch Themen rund um Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Angebote für Gründerinnen und Unternehmerinnen. Ergänzt wird das Angebot um den Themenbereich Finanzen, Geld und Vorsorge. Außerdem stellen Unternehmen bei den Future Talks vor, an welchen Innovationen sie arbeiten und wie sie Digitalisierung und New Work vorantreiben. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, sowohl vom Wissen der Crowd zu profitieren als auch von den Erfahrungen und dem Know-how erfahrener Role Models und Insidern zu lernen. Die Messe ist eine Plattform, die Jobeinsteigerinnen, aber auch Aufsteigerinnen und Gründerinnen Netzwerke erschließen lässt. Und diese Netzwerke sind es, die euch dabei unterstützen, beruflich weiter und schneller voranzukommen.

Wir sind mit dem MFF Kooperationspartner der Messe und freuen uns sehr, die Frau für ein Interview gewonnen zu haben, der wir unter anderem diese tolle Veranstaltung zu verdanken haben.

 

Frau Hoffner, Sie sind Gründerin und Geschäftsführerin der messe.rocks GmbH. Wie sieht denn Ihr Arbeitsalltag aus?

Wenn ich gefragt werde, was wir bei der messe.rocks genau tun, antworte ich gerne: Wir sind eine Vertriebsorganisation. Wir machen Messen und der Vertrieb ist für mich das Herzstück. Wir verkaufen ganz klassisch Standplätze, aber unsere Arbeit geht weit darüber hinaus. Bei uns dreht sich nämlich alles um die Kunden, also die ausstellenden Unternehmen UND die Besucherinnen und Besucher. Wir müssen die Bedürfnisse von beiden Zielgruppen kennen und das geht nur, wenn wir mit ihnen sprechen. Und genau das tun wir tagein und tagaus. Ich liebe den Kontakt zu unseren Zielgruppen und setze mich gerne mit den unterschiedlichen Anforderungen auseinander. Aussteller und Besucher haben gestiegene Erwartungen und denen versuchen wir gerecht zu werden. Mit der herCAREER setzen wir deshalb bewusst auf interaktive Tools, wollen den Messestand zur Begegnungsstätte werden lassen und den Austausch zwischen Ausstellern und Besuchern fördern. Und dazu bedarf es in erster Linie Kommunikation – auch und vor allem von unserer Seite.

 

Die herCAREER ist die größte Karriere- und Netzwerkmesse für Frauen in Deutschland. Für diejenigen, die noch nicht auf der herCAREER waren, was macht die Messe aus?

Wer noch nicht auf der herCAREER war, sollte vorbeikommen und die herCAREER erleben. Am 10. und 11. Oktober 2019 haben Sie in München das nächste Mal die Chance. Wir setzen auf neue und innovative Formate. Es geht darum, von den Erfahrungen anderer zu lernen und Netzwerke über Hierarchien hinweg zu bauen. Mit einem umfassenden Programm, das wir zusammen mit unseren Ausstellern auf die Beine stellen, denken wir das Format Karrieremesse völlig neu und innovativ. Mit der herCAREER denken wir das Messeformat neu, stellen den Austausch nach vorne, geben authentische Einblicke in Unternehmen durch den direkten Kontakt mit Experten*innen, Insidern und Role Models.

 

Was die herCAREER auch von anderen Messen unterscheidet, ist ganz klar der Zielgruppenfokus auf Frauen. Wieso braucht es denn eine Messe nur für Frauen?

Inzwischen wissen wir, dass Frauen andere Bedürfnisse und Fragestellungen haben, auch im Recruiting. Studien bestätigen, dass es einen Confidence Gap gibt, heißt zum Beispiel, dass Frauen sich erst bewerben, wenn Sie mindestens 80 Prozent der Anforderungen einer Stellenausschreibungen erfüllen. Männer bewerben sich in der Regel bei deutlich weniger Übereinstimmungen. Auch wissen wir, wie wichtig Vorbilder sind. Mit der herCAREER wollen wir diese nicht nur sichtbar machen, wir wollen sie vor allen Dingen auch nahbar machen. Wir wollen Frauen dabei unterstützen, Netzwerke aufzubauen, um auch so in Unternehmen empfohlen zu werden. Ich möchte sagen, wir haben dazu beigetragen, den Begriff Female Recruiting zu positionieren.

Aber auch wenn ‚herCAREER‘ über unserer Messe steht: Wir grenzen keinen Mann aus! Ich sage immer: Wissen ist geschlechtsneutral, wir können auch von Männern lernen und für einen Systemwandel brauchen wir Männer.

Wir adressieren auch ganz bewusst Männer schon allein deshalb, weil unser Thema auch ‚Vereinbarkeit‘ ist und das kein reines Frauenthema sein darf.

 

Das Thema des letzten Kompetenzforums des Memorandums für Frauen in Führung war die Angst vor Frauenförderung.  Was meinen Sie, wie kann Frauen und Männern gleichermaßen die Angst vor Frauenförderung genommen werden?

Um ehrlich zu sein, bin ich kein großer Fan des Begriffs ‚Frauenförderung‘. Dieser beinhaltet, dass wir Frauen eine spezielle Förderung brauchen, um genauso gut zu werden wie Männer. Ich plädiere deshalb für den Begriff Gender Equality und damit für die Chancengleichheit. Denn niemand möchte sich doch sagen lassen, dass man ‚nur‘ aufgrund seines Geschlechts be- oder gefördert wurde. Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass Leistung honoriert wird, egal welches Geschlecht man hat. Dafür stehen wir mit unserer Arbeit ein. Notwendig ist ein Zusammenwirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um ein Umdenken zu ermöglichen. Ich bin der Meinung, dass wir die Rahmenbedingungen ändern müssen, um einen Wandel herbeizuführen.

 

Wie sind Sie in die Position der selbstständigen Geschäftsführerin gekommen, in der Sie heute tätig sind? Was waren die entscheidenden Schritte oder Wegmarken?

Die Gründung der messe.rocks GmbH war für mich die logische Konsequenz aus meinem bisherigen Berufsleben. Mit dem zweiten Kind war nämlich klar, dass es keinen Weg zurück in die Geschäftsführung bei meinem bisherigen Arbeitgeber gab. Die Elternzeit hatte ich bereits beim ersten Kind mehrheitlich dem Papa übergeben und auch beim zweiten Kind hat er den Löwenanteil daran übernommen. Also bin ich unmittelbar nach Ablauf meiner Kündigungsfrist mit der eigenen Unternehmung gestartet. Mein Mann ist immer noch eine ganz entscheidende Stütze, da er auch weiterhin mehr als die Hälfte des Familienmanagements übernimmt und mir damit den Freiraum ermöglicht, mich auf meine Unternehmung zu konzentrieren. Wie Sheryl Sandberg sagt: „Die Karriereplanung beginnt mit der Partnerwahl.“

Dass wir dann die erste Messe im Jahr 2015 in nur knapp sechs Monaten auf die Beine gestellt haben, habe ich sicherlich der herausragenden Mitarbeit meiner ehemaligen Projektleiterin zu verdanken – aber auch meinem Einsatz und den Erfahrungen aus meinem bisherigen Berufsweg. Vom Azubi bis in die Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens in nur sieben Jahren: Dafür habe ich sehr viel gearbeitet, habe Verantwortung übernommen, Entscheidungen getroffen und Leistung abgeliefert. Auch da muss ich heute rückblickend sagen: Ich hatte Glück. Mein Chef war toll, hat mich nicht nur gefordert, sondern auch gefördert.

 

Unser Blog heißt „Mutmacherin“ und Sie sind eine der Mutmacher.innen, die dem Blog ein Gesicht geben: Was hat Sie selbst in Ihrem Werdegang am meisten „ermutigt“? Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die ihren eigenen Weg gehen möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?

Jeder Weg ist so individuell wie die Person dahinter. Ich ermutige aber dazu, Netzwerke zu erschließen und auch immer wieder einen Blick über den Tellerrand zuzulassen. Außerdem finde ich es wertvoll, Feedback von außen zu erhalten und anzunehmen. Nicht immer treffen nämlich Eigen- und Fremdeinschätzung zusammen. Deshalb sollte man zulassen, wie andere einen sehen, vor allem auch mit Hinblick auf die eigenen Stärken und Schwächen. Das hilft, seinen Weg besser zu verstehen und vor allem auch bestmöglich auszurichten. Mein Ratschlag: Zeigen Sie Durchhaltevermögen und stehen Sie einmal mehr auf, als sie hingefallen sind.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Hoffner.

 Interview: Veronika Schmid

 

Wie kann Männern die Angst vor Frauenförderung genommen werden? – MFF Kompetenzforum

Diese Frage steht immer dann im Raum, wenn neue Förderprogramme für Frauen entwickelt werden sollen. Um solche in einem Unternehmen zu etablieren, ist immer auch die Zustimmung aus dem Topmanagement erforderlich. Die männliche Führungsriege zeigt sich jedoch häufig desinteressiert oder aber – ängstlich. Woher diese Angst kommt und welche Strategien es gibt, um sie zu überwinden, wurde im Kompetenzforum des MFF diskutiert.

 

Die Angst verstehen

Dass männliche Führungskräfte sich von Frauen in Führung bedroht fühlen klingt zunächst wenig nachvollziehbar. Aktuelle Zahlen bestätigen, dass Männer immer noch den größten Anteil an Führungspositionen im Topmanagement besetzen. Dennoch gibt es immer wieder Aufschreie von Männern, die sich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt fühlen. Formulierungen wie „Frauenförderung“ und „Frauenquote“ lösen Unbehagen aus und Unbehagen führt zu – Ablehnung.

Ein solches Verhalten ist in der Tat ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Identität. Wir definieren uns über die Identifikation mit dem „Ähnlichen“ und „Vertrauten“ aber auch über die Abgrenzung zum „Unbekannten“ und „Fremden.“ Dieser Habitus wird in den Kulturwissenschaften als Otherness bezeichnet: durch die Abgrenzung zum Anderen entwickelt sich unsere Persönlichkeit und auch die Gruppen, in denen wir uns vorwiegend bewegen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass viele Männer sich in einer rein männlichen Führungsgruppe sehr wohl fühlen und sich durch die Nicht-Männliche Seite bedroht fühlen. Die Spielregeln, die ein Mann bereits im Kindesalter erlernt, sind geprägt durch Verhaltensweisen hegemonialer Männlichkeit. Die meisten Frauen kennen diese Spielregeln schlicht und einfach nicht, weil sie anders sozialisiert sind.

Die Kommunikation sowie das Verhalten als Führungskraft unterscheiden sich in vielen Punkten deutlich zwischen den Geschlechtern. Eine solche Differenz löst Angst aus – und führt deshalb zu Ablehnung.

 

Macht und Identität

Die immer lauter werdenden Stimmen, die sich für eine diverse Aufstellung von Vorständen und Führungsebenen einsetzen, werden auch von den Männern gehört, die bereits selbst Söhne in einem Alter haben, in dem die erste Führungsposition nicht mehr weit entfernt ist.

Genau wie für sie selbst – so die Vorstellung – ist der berufliche Erfolg das Lebensziel, sogar der Lebensinhalt. Die männliche Identität konstituiert sich heute maßgeblich aus dem beruflichen Status. Dies ist eine Folge der Machtstrukturen, die hinter dem Konzept der hegemonialen Männlichkeit stehen: Status und Wettkampf sind zwei der Kernprinzipien, die ein Modell beschreiben, von dem der Mann in unserer Gesellschaft stets profitiert.

Mit der Forderung nach Auflösung dieser Machtstrukturen und dem Wunsch nach Veränderung hin zu einer diversen Führungskultur wird also nicht nur ein System in Frage gestellt, sondern die männliche Identität an sich.

 

Männliche Identität und Machtverlust

Genau an dieser Stelle kann man jedoch ansetzen. Während Frauen bereits seit über 100 Jahren mit der Reformation weiblicher Identität konfrontiert sind, gibt es eine vergleichbare Neudefinierung der männlichen Rolle bis heute nicht.

Männer, die heute zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, haben Väter, deren Väter aus der Nachkriegsgeneration stammen und das Konzept der toxischen Männlichkeit inhärent haben. Der berufstätige Vater als Familienoberhaupt und Ernährer der Familie, aber auch der Vater, der nie zuhause war und von dem sich die Mutter irgendwann hat scheiden lassen.

Der Ansatz, den Unternehmen heute verfolgen ist, Männern alternative Arbeits- und sogar Lebensmodelle aufzuzeigen. Damit soll erreicht werden, dass Männer anfangen, ihre Rolle zu hinterfragen und Forderungen zu stellen nach Möglichkeiten, die aktuell hauptsächlich Frauen vorbehalten sind. Das liegt natürlich daran, dass Männer die Möglichkeiten nicht einfordern und deshalb die Frau als Mutter in Teilzeit gehen muss und nicht der Mann – ein Kreislauf, der reflektiert werden sollte.

Männer in Teilzeit oder Elternzeit, die eine Führungsposition nicht als die Erfüllung ihrer Existenz begreifen, die eine gesunde Work-Life-Balance einfordern.

 

Die Macht der Vorbilder

Männer, die diese neuen Konzepte bereits leben, können gezielt als Vorbilder eingesetzt werden. Denn während Frauen bereits Rolemodels haben, die Ihnen vorleben, dass eine Führungsposition auch in Teilzeit funktionieren kann, sieht das auf der männlichen Seite noch ganz anders aus: nur wenige Männer, die Chancen auf flexible Arbeitszeitmodelle nutzen, sind auch bereit, offen darüber zu sprechen und anderen Männern Mut zu machen. Der Grund: Angst vor dem Statusverlust.

 

Auch Frauen haben Angst vor Frauenförderung

Die Angst, Frauenförderung anzubieten, liegt tatsächlich bei den Männern. Die Angst davor, Frauenförderung anzunehmen, jedoch bei den Frauen selbst, weiß Dr. Marie-Claire Tietze von der KPMG. Ein großes Problem sei die Stigmatisierung solcher Programme: „Ich habe doch so hart gearbeitet und möchte jetzt nicht nur soweit kommen, weil ich eine Frau bin.“ „Bekomme ich die Förderung, weil ich gut bin oder weil ich eine Frau bin?“ „Was denken die Anderen?“ – Diese und viele andere Sorgen haben Frauen, die vor der Wahl stehen, gezielte Frauenförderung wahrzunehmen.

 

Power-Mentoring bei der KPMG

Die Kunst liegt wohl darin, Männer- und Frauenförderung zu vereinen. Dr. Tietze stellt in einem spannenden Vortrag das Power-Mentoring der KPMG vor: Männliche und weibliche Mentor*innen betreuen weibliche Mentees und fungieren als Ratgeber*innen. Das Programm bewirkt, dass sowohl die Frauen in ihrer Rolle als Mentee sehr viel über die Spielregeln der männlichen Kollegen lernen können. Gleichzeitig, und das ist vielleicht sogar noch viel wichtiger, erkennen auch die männlichen Mentoren das Potenzial weiblicher Führungskräfte.

Zusätzlich bietet die KPMG außerdem individuelle Coachings an. Viele Männer nehmen diese gerne an, vor allem wenn es um die Gesprächsführung mit weiblichen Kolleginnen geht. Die Devise der KPMG ist an dieser Stelle, männliche Führungskräfte von der Relevanz und den Chancen diverser Führungsebenen zu überzeugen.

 

Frauenförderung und Männerförderung

Die Teilnehmerinnen des Kompetenzforums waren sich nach dem spannenden Input von Frau Dr. Tietze in vielen Punkten einig. Die wichtigste Erkenntnis war jedoch, dass Frauenförderung auf lange Sicht nicht ohne Männerförderung funktionieren kann. Denn ohne, dass männlich geprägte Machtstrukturen sich nach und nach auflösen und männliche Identität neu definiert wird, kann auch Frauenförderung nur bis zu einem gewissen Punkt gelingen. Die Sichtbarmachung von Vorbildern sowohl für Frauen als auch für Männer ist entscheidend für die Gestaltung einer diversen Führungskultur.

 

Autorin: Anna Karger

“Im IT-Bereich oder wo auch immer. Den Ausschlag gibt am Ende das Herzblut, das man mitbringt” Interview mit Dr. Pamela Herget-Wehlitz

Die IT sorgt dafür, dass der Laden läuft. Die MTU Aero Engines ist bei technischen Neuerungen zudem immer eine Nasenspitze voraus, scheint es. Wie machen Sie das?

Wir entwickeln die entsprechenden Softwaretools in vielen Geschäftsbereichen zum Großteil selber. Wir arbeiten hier grundsätzlich sehr eng mit den Fachbereichen zusammen. Die Fachbereiche kennen ihre Arbeitsprozesse und wir steuern die IT-Technologie dazu. Das ist unser Grundverständnis.

Durch den Einsatz von Softwaretools ist es zum Beispiel möglich, frühzeitig die Triebwerksfunktion oder die Funktion der einzelnen Bauteile zu simulieren. Ein großer Teil der IT-Arbeit findet auch im Produktionsumfeld statt. Hier versuchen wir, die Prozesse soweit wie möglich zu automatisieren, also die Maschinenbetreuung sozusagen „mannlos“ zu machen. Es geht aber auch um die Frage, wie man die Daten aus der Maschine nutzen kann, um die Qualität der Bauteile abzusichern. Stichworte sind hier Datenanalyse und Prozessdatenmanagement. Auch im Maintenance-Bereich geht es sehr stark um Automatisierung bzw. um Effizienzsteigerung im Prozess. Im administrativen Bereich gilt das Gleiche. Im Vordergrund steht auch hier, der Versuch die Effizienz der Prozesse zu steigern.

 

Wie sind Sie in die Position gekommen, in der Sie heute tätig sind? Was waren die entscheidenden Schritte bzw. Wegmarken?

Ich bin keine Informatikerin, sondern Quereinsteigerin. Ich habe Luft- und Raumfahrttechnik studiert und damals vor knapp 34 Jahren im Bereich Aerodynamik bei der MTU angefangen. Dort habe ich unter anderem auch Rechenverfahren entwickelt und programmiert. Nach verschiedenen Stationen und zehn Jahren in der Autoindustrie, wo ich mich auch mit Simulationsverfahren beschäftigt habe, bin ich dann vor fast 20 Jahren wieder zur MTU zurückgekommen. In meiner neuen Position habe ich zunächst die Verantwortung für die Konstruktion übernommen. Große Themen waren damals Computer Aided Design und die Datenverwaltung, Stichwort Produktdatenmanagement. Ich habe dann anschließend die Verantwortung für die Einführung des Produktmanagementsystems übernommen und war nach dem Projekt dann sieben Jahre als Qualitätsleiterin tätig. Vor vier Jahren habe ich dann die Leitung des Bereiches IT übernommen.

Ein solcher Lebensweg, der über verschiedene Stationen und Disziplinen in höhere Hierarchieebenen führt, ist heute keineswegs selten

 

Als Quereinsteigerin bringen Sie da noch andere Sachen mit, eben gerade weil Sie nicht den geraden Weg gegangen sind. Gibt es etwas was Sie einbringen gerade, weil Sie woanders herkommen?

In meiner jetzigen Position profitiere ich von meiner Erfahrung im Bereich der Aerodynamik und von meiner Erfahrung in der Entwicklung von Rechenverfahren. Es hilft auch, dass ich auf meinem Weg über mehrere Stationen schon viele Bereiche im Unternehmens kennen gelernt habe. Im Qualitätsbereich haben wir z. B. sehr eng mit der Produktion zusammengearbeitet. Den Engineering-Bereich kenne ich sowieso aus langjähriger Tätigkeit in diesem Bereich. Die Breite der Erfahrung, die ich auch teilweise außerhalb der MTU sammeln konnte, ist natürlich sehr hilfreich.

 

Sie sind sehr gut vernetzt im Unternehmen. Gab es denn spezifische Netzwerke, die Ihnen weitergeholfen haben?

Damals, zu der Zeit als ich in Führung gegangen bin, da waren Netzwerke noch nicht en vogue. Oder anders gesagt, hat man da zumindest nicht Netzwerk dazu gesagt. Was mich schon immer weitergebracht hat,  ist der Kontakt zu den Kollegen. Die MTU ist ja ein noch vergleichsweise übersichtliches Unternehmen verglichen mit Großkonzernen. Ganz viele Kollegen sind schon sehr lange im Unternehmen. So wie ich auch. Da wächst man natürlich über die Jahre zusammen. Bei uns geht ganz viel über einen unkomplizierten Austausch. Auch die Hierarchien sind relativ durchlässig. Das ist charakteristisch bei der MTU.

 

Sie haben sich mehrmals als Mentorin im Cross-Mentoring München engagiert, drei Mal sogar. Gab es in Ihrem Leben Vorbilder, Role Models oder eine Mentor*in, die Sie in Ihrem Berufswunsch oder in Ihrem Werdegang unterstützt haben?

Das gab es. Nur hat man damals nicht von Mentoren gesprochen. Auf meinem Lebensweg gab es einige Personen, die mich beobachtet, unterstützt und gefördert haben. Sozusagen ein wenig die Hand über mich gehalten haben. Das fing in der Schule schon an. Ich hatte einen sehr guten Mathelehrer. Der hat mich aktiv gefördert, als er mitbekommen hat, dass ich Luft- und Raumfahrttechnik studieren will. Das war sein persönlicher unverwirklichter Studientraum. Er hatte sehr viel Freude daran, mit mir diesen Weg zu gehen.

Und im Beruf hatte ich zwei, drei Vorgesetzte, die mich besonders unterstützt haben. Sie haben mich in Situationen gebracht, in denen ich die Komfortzone verlassen musste, haben mir die Gelegenheit gegeben, ein größeres Projekt zu leiten und so „sichtbar“ zu werden, vielleicht auch mal einen wichtigen Vortrag vor größerem Publikum zu machen. Es gab also durchaus Personen, die meine Entwicklung unterstützt haben.

 

Wenn man annimmt, dass sich das Arbeitsleben mit der Digitalisierung verändert und die IT aus fast keinem Beruf mehr wegzudenken ist: bringt die Digitalisierung eine positive Veränderung für Frauen in der Berufswelt? Können Sie da Anzeichen erkennen? Was würden Sie als Prognose wagen, wird sich da etwas verändern, im Verhältnis, oder auch im Interesse von Frauen? Oder darin, dass Frauen sich stärker dem MINT-Bereich zuwenden oder sich für ein Studium entscheiden?

Ich glaube, dass Frauen ihre Studienwahl recht rational betreiben und die Entscheidung tendenziell weniger emotional fällen als Männern. Mit der Digitalisierung überlegen sich kluge Frauen sicher, ob sie nicht den Studiengang Informatik wählen, um damit auf Dauer einen guten Arbeitsplatz und eine gute Perspektiven zu haben. Das könnte ich mir zumindest durchaus vorstellen.

Digitalisierung wird zudem noch ganz andere Dinge verändern. Uns eröffnen sich neue Möglichkeiten mobil , zum Beispiel von zu Hause aus zu arbeiten. Das Stichwort Remote-Arbeiten bzw. mobiles Arbeiten wird immer mehr Raum einnehmen. Das ist natürlich ein Thema, das Frauen, aber durchaus auch Männern, grundsätzlich entgegen kommt. Es ist ein Gewinn für alle, dass man den Arbeitstag nicht von acht bis siebzehn Uhr in der Firma verbringen muss, sondern auch von zuhause arbeiten kann und damit den Anforderungen im privaten Umfeld eher gerecht werden kann. Die IT ist der Enabler dafür, dass sowas überhaupt passieren kann.

 

Welche Maßnahmen ergreift die MTU noch, speziell um mehr Frauen zu gewinnen, in einem Bereich, in dem Fachkräfte ganz dringend gesucht werden? Fahren Sie da auch Kampagnen, um direkt Frauen anzusprechen oder auch zu ermutigen, sei es ein duales Studium bei Ihnen anzufangen oder für eine Ihrer Positionen zu gewinnen?

Wir haben bei MTU über längere Zeit hinweg ein Projekt durchgeführt mit der speziellen Zielsetzung, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Und aus diesem Projekt resultierten eine ganze Menge an Maßnahmen. Es fängt ganz banal damit an, dass wir unsere Stellenanzeigen generell überarbeitet haben. Wir haben das Wording eher so gestaltet, dass sich auch mehr Frauen angesprochen fühlen. Da gibt es Unterschiede. Frauen finden bestimmte Begriffe unattraktiv und bewerben sich dann schlichtweg nicht. Die Idee hier war die Anzahl von Bewerbungen von Frauen zu erhöhen. Das hat auch gut funktioniert.

Darüber hinaus versuchen wir natürlich auch, Frauen gezielt in Richtung Führung zu entwickeln. Zentral sind hier die Mentorings, die wir seit Jahren durchführen. Die MTU engagiert sich natürlich im Cross-Mentoring München. Die Zielgruppe des Programms sind hier ja explizit Frauen. Ergänzend dazu haben wir auch interne Mentorings gemacht, auch speziell für Frauen.

Zudem sind wir dabei, unser internes Frauennetzwerk neu aufzusetzen und mit einer Neuorientierung zu verstetigen. Wir haben auch ein Studiennetzwerk, die Studienstiftung für Frauen. Da fördern wir Absolventinnen, junge Frauen, die die ersten Stationen im Unternehmen schon durchlaufen haben. Das ist auch ein Mentoring-Projekt, wo wir die Frauen weiter begleiten und außerdem noch Fördermöglichkeiten anbieten in Form von bestimmten Weiterbildungen. Wir sagen hier bewusst `das könnte unser Nachwuchs sein`. Wir wollen diese Studentinnen an uns binden, nicht aus dem Auge verlieren und letztendlich für uns gewinnen.

 

Welche Eigenschaften und Kompetenzen sollen Frauen mitbringen, die gerne im Bereich IT und Digitalisierung bei der MTU arbeiten wollen? Was sind die gesuchten Schlüsselqualifikationen?

Wir planen eine neue Recruiting-Kampagne zum Thema IT, weil wir viele Stellen im IT-Bereich zu besetzen haben. Wir suchen vor allem Leute mit Informatik-Hintergrund oder vergleichbarer Qualifikation. Im Prinzip haben wir auch kein Problem mit Quereinsteigern.

Wichtig ist, dass die Kandidaten sehr gut mit dem jeweiligen Fachbereich zusammenarbeiten können. Das müssen alle mitbringen. Die Zielsetzung im IT-Bereich ist, dass wir die Anforderungen der Anwender verstehen und daraus dann Spezifikationen erstellen, die dann wiederum in der Programmierung umgesetzt werden. Wir suchen in erster Linie keine Programmierer, sondern Leute, die diesen Transfer sicher stellen. Das ist natürlich sehr spannend und macht den Kollegen immer viel Freude, da sie damit sehr nah an den Prozessen und damit auch am Produkt dran sind. Am Ende sehen sie den Erfolg ihrer Arbeit und zufriedene Kunden. Insofern braucht man eine gewisse Neugier und ein grundsätzliches Dienstleistungsverständnis, mit den Willen dem Fachbereichen helfen zu wollen, indem man die passende IT für sie baut.

 

Ist da auch ein spezifisches Wissen, eine Nähe zum Fachbereich Voraussetzung?

Wir erwarten nicht, dass jemand ein duales Studium hat und sich in Produktionstechnik UND Informatik auskennt. Ein gewisser technischer Hintergrund oder eine Affinität zu den administrativen Prozessen ist wichtig. Aber die meisten Dinge kann man bei uns lernen, daher sind uns Neugier und Interesse wichtig. Wir suchen vor allem Menschen, die länger bei uns bleiben, denn Kontinuität ist uns sehr wichtig. Wir sind davon überzeugt, dass wir ein toller Arbeitgeber sind und einiges zu bieten haben.

 

Sie sagen, Sie suchen langfristig Leute. Was machen Sie denn um Leute zu entwickeln ? Was gibt es für Entwicklungsmöglichkeiten bei der MTU? Was für Möglichkeiten gibt es speziell für Absolvent*innen?

Wir machen sehr viel interne Weiterbildung. Für jeden, der bei uns an Board kommt, gibt es zunächst ein individuelles Einarbeitungsprogramm. Das sieht zunächst verschiedene interne Kurse vor. Dann natürlich aber auch sehr stark training on the job. Ganz klar. Die Kolleg*innen bekommen am Anfang schon Aufgaben und erste kleine Projekte, die werden dann immer größer, bis sie dann schließlich eigenverantwortlich die größeren Sachen stemmen.

Bei der Einführung neuer Technologien, beispielsweise dem neuen SAP Release, senden wir unsere Mitarbeiter auf externe Weiterbildungen und die einschlägigen Kurse. Das können wir im Haus gar nicht abbilden. Für den Führungsnachwuchs haben wir spezielle Führungstrainings, die dann je nach Ebene verschiedenen ablaufen. Hierbei handelt es sich um Zeitspannen zwischen zwei und drei Wochen, die mit verschiedenen Themenfeldern gefüllt werden.

 

Wir haben viel dazu gehört, was eine Beschäftigung bei der MTU so interessant macht. Wieso haben Sie sich denn für den IT-Bereich entschieden? Sie sind ja erst mal in eine andere Richtung gegangen, haben noch eine Kurve genommen. Was begeistert Sie speziell im IT-Bereich?

Das ganz tolle am IT-Bereich ist, dass wir durch die Digitalisierung unheimlich viel bewegen und gestalten können. Wir hatten, glaube ich, noch nie so viele neue Technologien am Markt: Mobile Geräte, Spracherkennung, Augmented Reality, das ganze Thema Big Data. Wir sind dabei, eine neue Produktionshalle zu bauen und überlegen, die Halle mit 5G ausstatten, also dem neuen Hochgeschwindigkeitsnetz. Da bewegt sich wahnsinnig viel, auch im Consumer-Bereich, was dann überschwappt in die Industrie. Wir haben daher derzeit viele unheimlich spannende Projekte. Wir haben eine riesige Nachfrage durch die Fachbereiche. Die IT hat mittlerweile auch einen höheren Stellenwert. Wir sind nicht nur diejenigen, die fast geräuschlos die Infrastruktur bereit stellen. Wir sind auch der Enabler. Wir helfen den Fachbereichen bei der Umsetzung ihrer Ziele. Man merkt an vielen Stellen, dass wir riesige Sprünge machen durch die neue Technologie. Das macht es einfach irre spannend bei uns.

 

Wie können Sie Ihre persönlichen Stärken einbringen, in die Position, in die Aufgaben? Wie konnten Sie dieses Stärken einsetzen, um in diese Position zu kommen? Wie konnten Sie sich durchsetzen?

Ich denke, den wesentlichen Ausschlag gibt, dass mir die Arbeit wirklich immer Spaß macht, dass ich in einem Bereich arbeite, wo ich wirklich Freude habe. Wenn man Freude hat an der Arbeit, dann geht man auch die Extrameile. Ich war immer von Neugier angetrieben. Ich wollte immer mehr lernen und habe dann immer noch  ein weiteres Projekt übernommen. Es war immer mein Antrieb mich breit aufzustellen. Und jetzt, wenn ich als Vorgesetzte merke, dass junge Menschen sich interessieren und auch sichtbar werden wollen und am Ende auch bereit sind mehr Verantwortung zu übernehmen, dann ist das eine richtig tolle Sache.

 

Unser Blog heißt „Mutmacher.in“ und Sie eine der Mutmacher.innen, die dem Blog ein Gesicht geben. Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die in die gleiche Branche möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?

Im Lauf der Karriere muss sich jeder die Frage beantworten: was will ich denn eigentlich? Will ich eine Expertenfunktion einnehmen und eine Fachlaufbahn anstreben oder ist mir Führung wichtig. Diesen Weg muss man dann auch konsequent gehen. Es ist auch sehr wichtig, eine positive Einstellung und gewisse Flexibilität zu haben, denn es läuft meistens nicht alles geradlinig. Das heißt man muss manchmal ein paar Niederlagen einstecken können, und dann eine gewisse Standfestigkeit haben und sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. Und immer mit Überzeugung dabei sein, ich glaube, das ist das Wichtigste. Wenn man keine Freude an dem hat, was man tut, dann macht man es eben auch nicht gut. Das strahlt dann sofort in die Umgebung ab.

Man muss einfach eine Liebe zu seinen Aufgaben mitbringen. Sagen können, `es interessiert mich und es macht mir Freude mich in diesem Bereich in neue Themen einzugraben`. Im IT-Bereich oder wo auch immer. Den Ausschlag gibt am Ende das Herzblut, das man mitbringt.

Was nicht wirklich förderlich ist, ist Perfektionismus. Insbesondere Frauen tendieren manchmal dazu zu sagen, ´Jetzt muss ich erst noch diesen Kurs machen und jenes noch lernen und den dritten Schein und den fünften, und dann auch noch den Auslandsaufenthalt absolvieren`. Und dann reicht’s aus ihrer Sicht immer noch nicht, sich um eine Stelle zu bewerben. Also haben Sie Mut zur Lücke und das Selbstvertrauen, zu sagen `die schließt sich dann schon`. Niemand bringt von VORNHEREIN 100 Prozent aller Voraussetzungen mit. Denken Sie daran, wenn ein neues Projekt oder die nächste Beförderung ansteht. Stehen Sie zu sich selbst und sagen Sie, `wenn ich das wirklich möchte, ich mir sicher bin, ich habe Freude daran, dann mache ich das. Ich gehe aus der Komfortzone raus und bin bereit dazu‘.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Herget-Wehlitz.

Interview: @Cross Consult

 

Interview mit Dr. Karin Thelen – Leitung der Qualitätssicherung der Stadtwerke München

Jeder Münchner Bürger ist in seinem Alltag schon direkt oder indirekt mit den Stadtwerken in Berührung gekommen. Sei es der Strom aus der Steckdose oder das nächstgelegene Freibad. Dr. Karin Thelen leitet die Qualitätssicherung der Stadtwerke München. Zur Qualitätssicherung gehört eine Material- und Schweißprüfungsabteilung, ein Trinkwasserlabor und ein Labor, das die chemischen Prozesse in den Kraftwerken der SWM überwacht. Karin Thelen und ihr Team leisten somit Tag für Tag einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich die Infrastruktur in München reibungslos bewegt. Und auch intern bei den Stadtwerken engagiert sich die gebürtige Münchnerin aktiv.

 

Frau Dr. Thelen, Sie sind im Vorstand des Frauennetzwerk der Stadtwerke. Was macht denn ein Frauennetzwerk?

Das Ziel des Frauennetzwerkes ist es die Frauen im Unternehmen zu vernetzen, Frauen zu fördern, sie sichtbar zu machen und zu empowern. Zentral sind alle Themen, die die Frauen bei uns im Unternehmen bewegen.

Ein wichtiges Thema ist hier z.B. das Aufzeigen von Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen, aber auch zu wissen welche Möglichkeiten bieten die SWM als Arbeitgeber um Beruf und Familie zu verbinden. Denn unser Unternehmen tut hier sehr viel und schafft durch flexible Arbeitszeitmodelle, eine Kita, Hortplätze und Unterstützung durch Familien- und Pflegedienste, mobile Arbeitsmöglichkeiten viele Optionen die genutzt werden können. Über dieses Angebot Bescheid zu wissen ist gerade für Frauen wichtig, denn oftmals müssen sie den Spagat zwischen der Pflege von kranken Kindern oder Angehörigen und den Herausforderungen im Job meistern. Das Netzwerk bietet hierfür eine sehr gute Möglichkeit zur Vernetzung und zum Austausch. Mittlerweile sind mehr als 200 Frauen aktiv dabei und setzen verschiedenste Projekte um und tragen so zur übergreifenden Vernetzung des Unternehmens bei.

 

Sie engagieren sich zu diesem Thema nicht nur bei den Stadtwerken München. Im Herbst letzten Jahres haben Sie als Role Model bei einem Karriere-Meet-Up des Memorandums für Frauen in Führung von Ihrem Karriereweg berichtet. Was war Ihre Motivation sich bei der Karrieremesse herCAREER zu engagieren?

Ich finde es persönlich sehr wichtig, dass man durch Vorbilder Wege aufzeigt, die bereits erfolgreich gegangen wurden. Insbesondere auch für naturwissenschaftlich/technische Bereiche in denen bis jetzt noch nicht so viele Frauen vertreten sind. Dieses soll verdeutlichen, dass Bedarf für Frauen in diesen Bereichen besteht, dass Frauen hier auch Karriere machen können, wenn sie dieses möchten und dass es sehr viele verschiedene Möglichkeiten gibt um diese Wege zu beschreiten. Dazu ist es sehr wichtig persönlich aktiv zu werden und sich Gelegenheiten zu suchen die einen Austausch mit Erfahrungsträgern ermöglichen, z.B. bieten hier die herCAREER oder andere Veranstaltungen und Netzwerke eine sehr gute Plattform.

Denn meine Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass Frauen tendenziell häufiger an sich zweifeln und sich Dinge eher zutrauen wenn sie selbst davon überzeugt sind, diese zu 100 % zu erfüllen können. Zweifel kann man aber leichter reduzieren, indem man mehr Transparenz über die Erwartungen schafft, aufzeigt dass man in Rollen hinein wächst und diese nicht vom ersten Moment ausfüllen muss und kann, aber auch den Mut braucht „ja ich will“ zu sagen, wenn sich eine Möglichkeit ergibt.

Das heißt, in der Quintessenz, dass sich Frauen proaktiv austauschen sollen, sich nach Wegen für die eigene Entwicklung umsehen sollen und Chancen ergreifen sollen.

 

Sie sind Mikro- und Molekularbiologin. Wieso haben Sie sich für diesen Weg entschieden?

Dass ich in die Naturwissenschaften möchte, das war mir schon relativ früh klar. Als Schülerin habe ich mich schon immer sehr für Biologie und Chemie interessiert. Und auch die Vertiefung im Biologie-Leistungskurs und im Chemie-Grundkurs hat mich darin weiter bestärkt.

Während des Studiums war es mir immer wichtig auch praktische Erfahrung in der Industrie zu sammeln und so habe ich sehr früh als studentische Mitarbeiterin in einem StartUp angefangen, welches sich zu einem kleinen mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickelt hat.

Ich war dann tatsächlich auch 15 Jahre dort und bin von der Praktikantin bis zur Leiterin der Forschung und Entwicklung aufgestiegen. Ich konnte in dieser Zeit sehr viel lernen und habe dabei viele verschiedene Industrien sowie deren Bedürfnisse und Herausforderungen kennen lernen. Insbesondere habe ich hierbei auch meine Managementkompetenz weiter ausgebildet, weil ich den kompletten Value-Chain-Prozess kennen gelernt habe, von der Entwicklung, über das Produktdesign und die Produktion, bis hin zur Vermarktung und Vertrieb von innovativen Produkten und Dienstleistungen über alle Industrien hinweg.

 

Wie sind Sie denn vom StartUp zu den Stadtwerken gekommen?

Nach der Erfahrung in einem Start-Up und KMU war es für mich sehr reizvoll die Perspektive zu wechseln und für einen großen Konzern zu arbeiten. Und bei den Stadtwerken hatte ich die Gelegenheit einen Bereich zu modernisieren und über eine umfassende Reorganisation neu auszurichten. Das hat mich sehr gereizt, weil ich hier alle meine Fähigkeiten einbringen konnte und vor allem auch den Freiraum zur Gestaltung hatte.

Dieser Perspektivwechsel war natürlich auch eine Herausforderung, denn Transformationsprozesse sind grundsätzlich kein Selbstläufer – man braucht sehr viel Fingerspitzengefühl, Geduld und Führungskompetenz, um die Stakeholder mitzunehmen und keinen Performanceverlust zu riskieren Zudem sind in einem Konzern die Strukturen gewachsen, die Teams meist sehr heterogen, hinsichtlich der Motivation, der Altersstruktur, der Kenntnisse. Das zu bewegen und dabei die Mitarbeiter zu motivieren, das war nicht ganz einfach. Aber es ist mir sehr gut gelungen.

 

Welche persönlichen Eigenschaften bringen Sie mit, um in Ihrem Bereich erfolgreich zu sein? Was erwarten Sie von Mitarbeiter*innen, die eine Führungslaufbahn einschlagen wollen?

Ich bin Managerin und Naturwissenschaftlerin. Das passt sehr gut zusammen, denn so kann ich das Beste aus beiden Welten verknüpfen. Als Naturwissenschaftlerin denke ich analytisch, komme sehr gute mit komplexen Fragestellungen zu recht und treibe Innovationen voran. Als Managerin setze ich diese in Geschäftsmodelle um und trage damit zum wirtschaftlichen Erfolg bei und gestalte aktiv die Entwicklung meines Unternehmens. Das ist meine Leidenschaft und meine Motivation.

Als Führungskraft ist es zudem sehr wichtig, dass, man gerne mit Mitarbeitern zusammenarbeitet und die Mitarbeiter*innen nach ihren Stärken einsetzt. Dass man die Ziele des Unternehmens für sie herunterbricht und sie damit an der Umsetzung der Unternehmensvision partizipieren lässt. Dass man den Mitarbeiter*innen auch Wissen weitergibt, sie fördert und fordert und dass man das richtige Handwerkszeug hat. Bei meinen Führungskräften, die hier im Bereich agieren, ist mir auch wichtig, dass wir alle das gleiche, dem SWM Führungsleitbild entsprechende Führungsverständnis haben. Das wir uns aufeinander verlassen können und gegenseitig Rückendeckung geben und integer, wertschätzend und verlässlich sind.

 

Was würden sie Frauen raten, die Karriere im MINT-Bereich machen wollen? Wie möchten Sie sie ermutigen?

An erster Stelle sollten Frauen die Berufsbilder wählen für die sie brennen und die ihnen Spaß machen und sie sollten sich nicht davon abschrecken lassen, dass es vielleicht im Moment noch nicht so vielen Frauen in diesen Berufen gibt. Dann würde ich Frauen empfehlen sich auszutauschen, z.B. über Netzwerke und sich auch Erfahrungsträger*innen und Mentoren*innen zu suchen. Wenn man ähnliche Probleme hat oder vor ähnlichen Herausforderungen steht, merkt man, dass es vielleicht jemanden gibt, der diese schon gemeistert hat und der vielleicht sagt „probier`s doch mal so“ und dann platzt der Knoten.

Meine Passion, mein Gestaltungsinteresse und die Lust mich kontinuierlich weiter zu entwickeln waren immer mein persönlicher Antrieb. In meinem beruflichen Werdegang habe ich meine Entwicklung immer sehr aktiv gestaltet. Ich möchte alle anderen Frauen auch ermutigen aktiv zu werden und sich für die Dinge einzusetzen, die sie bewegen möchten. Denn Frauen machen gerne den Fehler, dass sie warten bis jemand kommt und ihre Leistung erkennt. Aus meiner Erfahrung hat sich gezeigt, dass gute Leistung aber auch das konkrete Ansprechen und die Bereitschaft Gelegenheiten zu ergreifen der richtige Weg sind, um sich zu entwickeln.

Auch das Cross-Mentoring Programm, dass Sie firmenübergreifend steuern ist hier eine hervorragende Möglichkeit und viele Münchener Unternehmen, die SWM fast seit Beginn, sind hier schon dabei. Deshalb kann ich nur empfehlen: Vernetzen Sie sich, seien Sie offen, ergreifen Sie die Initiative und gestalten Sie Ihren Weg aktiv.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Dr. Thelen.

Interview: Veronika Schmid, Cross Consult

Das gewisse Auftreten Interview mit Irene Bärtle

Irene Bärtle ist Referatsleiterin Immobilienmanagement – Wohnimmobilien bei der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Nach ihrem Jurastudium hat sie zunächst bei der DB Imm GmbH Bahngrundstücke verkauft und ist so in die Immobilienwirtschaft eingestiegen. Bei der BVK hat sich Frau Bärtle von der Sachbearbeitung in der Gewerberaumvermietung bis zur Referatsleitung in der Regionalverwaltung München in den letzten 16 Jahren konsequent weiterentwickelt.

Privat engagiert sich Irene Bärtle im Monteverdichor München, seit fünf Jahren auch als Vorstandsvorsitzende des Vereins. Ihre musikalische Leidenschaft, ihre Konzerterfahrung und ihr langjähriges Training sind auch Schlüssel ihrer beruflichen Karriere. Im Interview berichtet sie von vermeintlichen Selbstverständlichkeiten und dem gewissen Auftreten.

 

 

Frau Bärtle, Sie sind Referatsleiterin Immobilienmanagement bei der BVK. Wie können wir uns das vorstellen?

Im Referat bin ich heute verantwortlich für insgesamt 31 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die 67 Bestandsimmobilien mit 8040 Wohnungen an 9 Standorten verwalten- hauptsächlich Wohnimmobilien sowie einige gemischt genutzte Objekte und ein kleines Einkaufszentrum. Ebenfalls betreut werden 46 festangestellte Hausmeister*innen und Reinigungskräfte und zehn Hausmeisterfirmen. Das Referat deckt das gesamte Spektrum einer Hausverwaltung ab: Wohnungskündigungen und Vermietungen, Durchführung von Betriebskostenabrechnungen und Mieterhöhungen im laufenden Mietverhältnis, die Sicherstellung der Einhaltung von Verkehrssicherungspflichten sowie die Aufrechterhaltung eines gepflegten Objektzustands. Natürlich können sich darüber hinaus Mieterinnen und Mieter mit ihren unterschiedlichen Belangen auch persönlich an uns wenden.

 

Frauen sind in der Immobilienbranche allgemein unterrepräsentiert. Wie ist es Ihnen ergangen?

Als ich vor zwölf Jahren Führungsverantwortung übernommen habe, war ich im damaligen Bereich Kapitalanlagen eine der beiden ersten Frauen in der Position einer Sachgebietsleiterin. Der Bereich war bis dahin eine Männerdomäne. Auch im Team der Gewerbevermietung waren bis zu meinem Eintritt ausschließlich Männer beschäftigt. Und in der Hierarchie über mir waren und sind bis heute nur Männer beschäftigt. Ich bin somit auch die erste Referatsleiterin im Bereich Immobilien-Investment Management bei der BVK.

 

Wie setzt sich Ihr Team zusammen?

Tatsächlich setzt sich mein Team überwiegend aus Frauen zusammen. Ich habe drei Sachgebietsleiterinnen und unter den fünf Beschäftigten, die direkt mit mir zusammenarbeiten, ist ein Mann. Das ist außergewöhnlich.

 

Da hat sich anscheinend einiges getan bei der BVK…

Ja, die Themen Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Frauen in Führungspositionen stehen heute mehr im Fokus und haben einen anderen Stellenwert als noch vor ein paar Jahren. Vor allem auch deshalb, weil sich der Vorstand durch das Memorandum für Frauen in Führung auch nach außen hin sichtbar dazu verpflichtet hat. Inwieweit das dann auch tatsächlich in allen Bereichen immer direkte Auswirkungen auf Personalentscheidungen hat, da bin ich persönlich noch ein bisschen skeptisch. Die Inhalte sind nach meiner Wahrnehmung noch nicht überall angekommen und müssen noch viel selbstverständlicher gelebt werden.

 

Was bietet die BVK an, um Mütter und Väter mit minderjährigen Kindern zu entlasten und zu ermöglichen Beruf und Familie zu vereinbaren?

Wir haben Teilzeitangebote. Wir bieten Telearbeit an, auf diese Möglichkeiten greifen Mütter mit kleinen Kindern gerne zurück. Aber auch Väter nehmen zum Beispiel zunehmend Elternzeit. Das freut mich besonders. Aus dem Freundeskreis weiß ich, dass die Elternzeit in anderen Unternehmen nicht so selbstverständlich von Männern angenommen wird.

Für mich als Führungskraft setzen diese verschiedenen Arbeitszeitmodelle ein Verständnis für die jeweilige Lebenssituation und ein Bewusstsein für die damit einhergehenden unterschiedlichen Bedürfnisse voraus. Zudem erfordern sie eine gute Organisation der Arbeitsabläufe, Geduld und eine längerfristige Denkweise.

Frauen in Führungspositionen bringen für die BVK viele Vorteile. Dadurch gewinnt das Unternehmen zusätzliche Perspektiven. Stärken, die Frauen aufgrund ihrer Lebenserfahrung und -situation häufig mitbringen, sind zum Beispiel ein sehr hohes Maß an Selbst-Organisation, Verantwortungsbewusstsein, Effizienz und Disziplin in der Arbeitsweise einhergehend mit einer realistischen Einschätzung von Aufgabenstellungen, Kapazitäten und Zeiteinteilungen.

 

Können Sie ihren Kollegen teilweise eine andere Perspektive nahebringen?

Tja, das ist eine sehr spannende Frage! Interessanterweise habe ich bei mir festgestellt, dass ich zunächst einmal das Verhalten und die Denkweisen, die von den Vorgesetzten und Kollegen um mich herum gelebt wurden, übernommen habe. Mit zunehmender Erfahrung stelle ich nun fest, dass ich manches Vorgehen nicht mehr als selbstverständlich gegeben hinnehme, sondern hinterfrage, weil es nicht meinem eigenen Empfinden, meinen Werten und Vorstellungen zu meinen Führungsaufgaben entspricht. Also bringe ich jetzt je nach Situation eine andere Sicht ein. Das ist eine Gratwanderung. Manche Situationen lasse ich einfach so im Raum stehen oder kommentiere sie zum Beispiel mit einem Lachen. In anderen Situationen halte ich inne und konfrontiere Kolleginnen beziehungsweise Kollegen mit einem bestimmten Verhalten, um ein Bewusstsein für bestimmte Verhaltensweisen zu wecken. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ich feststelle, dass ein Rollen- bzw. Denkmuster eines Kollegen zu Lasten einer Kollegin geht und sich beide darüber nicht bewusst sind und insbesondere die Kollegin darunter leidet. Natürlich kommt auch der umgekehrte Fall vor. Meine Beobachtung ist allerdings auch, dass sich betroffene Männer sehr viel schneller und direkter zur Wehr setzen. Nach meiner Erfahrung ist das Bewusstheit einer Situation eine unbedingte Voraussetzung dafür, sein Verhalten zu ändern. Zunächst handelt jeder erst mal aus seinem persönlichen Erfahrungsschatz heraus und setzt diesen als selbstverständlich voraus.

 

Gab es Abschnitte auf Ihrem beruflichen Weg, an denen es für Sie schwierig war, Beruf und Privatleben zu vereinbaren? Welche waren das? Was würden Sie in dieser Hinsicht für Ratschläge geben?

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat eine private und eine berufliche Komponente. Man darf nicht der Illusion unterliegen, dass jede immer alles erreichen kann. Ich selbst habe keine Kinder. Mein Ratschlag an Mütter ist, sich im privaten Bereich die größtmögliche Unterstützung zu organisieren und eine möglichst gleichwertige Aufteilung der Verantwortung bei der Kindererziehung und -betreuung einzufordern. Wenn ich im Berufsleben Erfolg haben will, dann brauche ich auch als Frau im privaten Bereich Unterstützung, die mir den Rücken freihält.

Im beruflichen Umfeld braucht es die Möglichkeit, dass Frauen auch in jüngeren Jahren bereits Führungsverantwortung übernehmen können, so dass eine Planbarkeit des Karrierewegs gegeben ist. Das Zeitfenster sowohl für Familiengründung als auch für Karriere ist bei Frauen kleiner und das muss auch von Arbeitgeberseite berücksichtigt werden. Tatsächlich scheinen mir heute diese Bedingungen häufiger erfüllt zu sein als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren, heute gibt es immerhin auch schon einzelne Sachgebietsleiterinnen mit kleinen Kindern.

 

Zur Immobilienbranche im Allgemeinen. Hier sind Frauen stark unterrepräsentiert. Was glauben Sie, wieso ist das so?

In früheren Jahren war ich regelmäßig auf der Expo Real. Das ist die große Messe der Immobilienbranche. Der Männeranteil liegt dort bei circa 90 %. Wenn man als Frau dort hingeht, muss man erst ein ordentliches Selbstbewusstsein entwickeln, um nicht als Hostess oder ähnliches wahrgenommen zu werden, sondern als Kollegin, die auf Augenhöhe auftritt. Und tatsächlich habe ich mich in jüngeren Jahren auf dieser Messe eher unwohl gefühlt. Dort ist ein spezieller Typus Mann sehr häufig anzutreffen, der dem Bild eines speziellen Geschäftsmanns entspricht: durchsetzungsstark, erfolgreich, mächtig.

Mittlerweile finden sich aber auch in der Immobilienbranche erfolgreiche Frauen in Spitzenpositionen und es gibt auch Netzwerke für Frauen. Viele Frauen haben sich zudem als Maklerinnen in der Wohnungsvermittlung selbstständig gemacht. Tatsächlich sind es häufig Frauen, die entscheiden, ob beziehungsweise welche Wohnung angemietet werden soll. Frauen können daher auch Abschlusschancen bei der Wohnungsvermittlung gut einschätzen und realisieren.

Ich denke, dass Frauen generell lösungsorientierter vorgehen und häufig nicht die Notwendigkeit sehen, sich erst zu messen, zu behaupten bzw. abzugrenzen – obwohl sie das natürlich ebenfalls können, wenn es sein muss.

 

 

Würden Sie sagen, es gibt andere Erwartungen an Frauen, was das Verhalten angeht, was das Auftreten angeht? Eckt man auch an, wenn man demonstriert, dass man auch durchsetzungsstark ist, dass man…

Nun, das ist schwer zu sagen. Wenn man eine gewisse Souveränität hat und Selbstbewusstsein und selbstverständlich auftritt, wird man akzeptiert. Ich glaube, Frauen tun sich schwerer, sich dies zu erarbeiten. Den Weg dahin beschreiten Männer und Frauen nach wie vor unterschiedlich.

Es ist nach meiner Einschätzung nach wie vor so: Männer machen ein Projekt. Das ist erfolgreich. Dann meinen sie, ihnen steht die Welt offen, sie haben sich jetzt bewiesen und ihnen steht selbstverständlich die nächste Erfolgsstufe zu. Es ist gefühlt quasi unzumutbar, einfach auf derselben Stufe weiterzumachen und die damit verbundenen Aufgaben zu erledigen, ohne dass dies besonders anerkannt wird. Nachdem Männer untereinander ein ähnliches Verständnis haben, unterstützen sie andere Männer in diesem Bemühen und Selbstverständnis.

Bei Frauen herrscht nach wie vor eher ein anderes Selbstverständnis vor. Ich habe Aufgaben, die erledige ich gut. Das wird dabei auch sehr viel weniger mit hierarchischem Denken verknüpft. Sie arbeiten weiter in dem Vertrauen, dass das dann schon berücksichtigt wird, wenn keine weiteren Beanstandungen kommen. Und das ist ein Irrtum. Wer davon ausgeht, dass es selbstverständlich ist, dass Aufgaben erledigt werden, stellt fest, dass das auch für andere zur Selbstverständlichkeit wird und dann erst mal gar nichts weiter passiert. Frauen müssen lernen, sich bemerkbar zu machen und genauso wie Männer die nächste verdiente Anerkennung und weitere Entwicklungsmöglichkeiten einzufordern. Sie müssen – genauso wie Männer – hergehen und sagen: ´Ja Leute, was wollt ihr eigentlich? Wann wird meine Arbeitsleistung entsprechend gewürdigt? Wann kommt meine nächste Karrierestufe? `

 

Wie war das bei Ihnen? Haben Sie das dann auch eingefordert? Oder hatten Sie vielleicht auch Mentoren? Ein Netzwerk auf das Sie zurückgreifen konnten?

Nein, Netzwerk hatte ich keines. Allerdings bin ich damals durch einen ehemaligen Kollegen ermutigt worden, mich auf eine freie Stelle hier im Unternehmen zu bewerben und kam so zur BVK. Und ich habe in gewissem Sinne eine Mentorin, nämlich die Musik. Ich habe über Jahre Gesangsstunden genommen und mich persönlich dadurch fortentwickelt. Beim Singen von Solostellen ist man komplett auf sich alleine gestellt, da hilft einem niemand. Das erfordert Verantwortung, Mut, Selbstvertrauen, Präsenz und Offenheit – neben einer ausreichenden Vorbereitung natürlich.

Beim Chorsingen hingegen ist ein permanenter Wechsel erforderlich zwischen führen und geführt werden, sich in den Gesamtklang einordnen beziehungsweise aus ihm heraustreten, und dies immer im Hinblick auf das Zusammenwirken im Augenblick zusammen mit den Mitsängerinnen und Sängern und dem Dirigenten. Dieses Training der ständigen Funktionswechsel ist mir inzwischen schon sehr in Fleisch und Blut übergegangen und gibt mir Orientierung für mein Selbstverständnis als Führungskraft und der Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten.

Durch den Gesangsunterricht und das Stimmtraining habe ich zudem gelernt, meine Stimme gezielter einzusetzen, Intonation, Sprachmelodie, Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit bewusster zu kontrollieren. Dann wurde mir im Laufe der Zeit bewusst, dass die Beschäftigung mit diesen `Selbstverständlichkeiten` auch im (Arbeits-)Leben sehr hilfreich ist. Durch die regelmäßigen Konzertauftritte habe ich mir ein anderes Auftreten erarbeitet. Ich werde wahrgenommen.

 

Was muss man sonst noch mitbringen, um beruflichen Erfolg zu haben?

Persönliche Voraussetzungen tun immer gut, egal ob man Mann oder Frau ist. Dazu gehören Verantwortungsbewusstsein, Ehrgeiz, Neugier, Mut, sich auf neue Situationen und Herausforderungen einzulassen und eine Empathie für Menschen. Wenn ich Menschen führen will, muss ich erst mal wahrnehmen, an welchem Punkt sie stehen, wo ich sie erreichen und abholen kann. Dann gehört auch Zielstrebigkeit dazu: ich muss wissen, wo ich selbst stehe und wo ich Hin will. Das ist nicht in jedem Moment erforderlich, es sind auch Umwege oder Proben möglich. Allerdings ist auch die Fähigkeit zur Standortbestimmung und Selbstreflektion wichtig, sowie eine Steuerungs- und Orientierungsfähigkeit. In welcher Richtung bin ich gerade unterwegs? Was muss ich machen, um wieder in die richtige Richtung zu kommen bzw. in der richtigen Richtung zu bleiben?

 

Was würden Sie anderen Frauen mitgeben, die sagen, diese Eigenschaften bringe ich an sich auch mit…`?

Machen! Mut! Einfordern! Sich selbst etwas zutrauen bzw. von sich selbst etwas verlangen und nicht aus Angst vor der eigenen Courage kapitulieren. Selbstvertrauen haben oder entwickeln und hinzustehen und sagen `Ja. Ich versuche das jetzt. Ich will das. Ich mache das`. Und dann stellt man fest, dass das dann auch von anderen so wahrgenommen und bestätigt wird.

Man darf sich auch durch Rückschläge nicht aus dem Konzept bringen lassen oder die Erwartung haben, gleich beim ersten Mal alles sofort zu erreichen, Geduld gehört auch dazu. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Wenn man fällt, steht man auf und geht weiter. Und sagt sich ´Gut, ich habe neue Erfahrungen gemacht, die meinen Aktionsradius erweitern, beim nächsten Mal probiere ich etwas anderes aus. `

Also, so viele Erfahrungen sammeln wie es nur geht, in unterschiedlichen Bereichen, neugierig und offen sein. Dann habe ich andere Möglichkeiten zu agieren. Ich sehe Chancen.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Bärtle. 

Interview: Veronika Schmid

Duales Studium bei MTU Aero Engines – Ein Interview mit Sarah Sedlmayr

Legospielen mit den Brüdern und das Werkeln in Papas Schreinerei haben Sarah Sedlmayer inspiriert, sich für Technisches zu interessieren. Ihre Suche nach einem spannenden Studium mit Technikbezug führte sie über ein Schnupperstudium in den Osterferien zum Dualen Studium des Wirtschaftsingenieurwesens bei der MTU. Die Abwechslung sowie die Möglichkeit das erworbene Wissen direkt in der Praxis zu testen bzw. umzusetzen, begeistern sie. Im Interview gibt sie uns Einblick in die Facetten ihres Dualen Studiums und ermutigt junge Frauen, das zu machen was sie machen wollen und sich von der Überzahl der Männer in solchen Bereichen nicht abschrecken zu lassen.

 

Frau Sedlmayr, Sie absolvieren den dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen bei der MTU Aero Engines. Wieso haben Sie sich für das duale Studium entschieden?
Ich wollte ein wirtschaftswissenschaftliches Fach studieren und fand einen technischen Aspekt dazu sehr schön. Wirtschaftsingenieurwesen setzt sich zu 40 % aus wirtschaftlichen und zu 60 % aus technischen Inhalten zusammen. Bei der MTU habe ich ein Schnupperstudium gemacht. Das ist wie ein kurzes Praktikum, in dem alle Studiengänge vorgestellt werden. Das hat mich total interessiert. Und ich habe ein paar Bekannte, die das schon gemacht haben. Und dann habe ich mich einfach mal beworben. Und ja, jetzt bin ich sehr zufrieden.

 

Wie lange war das Schnupperpraktikum?
Nur eine Woche, das war in den Osterferien. Wir haben die MTU kennengelernt. Dabei waren duale Studenten aller Studiengänge, die erzählt haben, wie das duale Studium aufgebaut ist, wie es abläuft und welche Fächer man hat.

 

Und da haben Sie sich für die MTU begeistert?
Ich finde die Luftfahrt wahnsinnig spannend. Flugzeuge und Triebwerke sieht man immer, wenn man in den Urlaub fliegt. Das finde ich wirklich toll. Jetzt freue ich mich, dass ich in einer Firma arbeite, die daran beteiligt ist, Luftfahrtantriebe herzustellen.

 

Was begeistert Sie an Ihrem Studium? Was gefällt Ihnen besonders?
Besonders gefällt mir, dass man im dualen Studium so viel Abwechslung hat. Mir gefällt, dass man nach drei Monaten an der Uni wieder in den Betrieb kommt. Hier kann man das Wissen teilweise direkt umsetzen. Am Anfang natürlich erst mal noch nicht so sehr, weil man zuerst einiges lernen muss, da man sehr viele verschiedene Fächer hat. Zu Beginn liegt der inhaltliche Schwerpunkt noch auf Maschinenbau mit technischer Mechanik und ähnlichem. Jetzt komme ich dann in das fünfte Semester, da wird es dann immer wirtschaftlicher und man kann seine Vertiefungsrichtungen selbst wählen. Mir gefällt einfach die Abwechslung – es wird einem eigentlich nie langweilig.

 

Gibt es besonders spannende Ereignisse?
Das Highlight im dualen Studium ist der Auslandseinsatz. Zwischen dem vierten und fünften Semester findet eine lange Praxisphase von einem halben Jahr statt. In der hat man die Gelegenheit, zu einem MTU-Standort ins Ausland zu gehen. Ich war von April bis Juni in Madrid bei EUROPROP. Das ist ein Konsortium, an dem die MTU beteiligt ist. Es ist sehr spannend an einem Standort in einem anderen Land die Abläufe kennenzulernen. Andere sind aktuell in China oder in Kanada.

 

Haben Sie von Madrid auch ein wenig gesehen?
Ja, einiges. Man hat am Wochenende viel Zeit, sich etwas anzuschauen. Wir sind zum Beispiel auch mal nach Barcelona gefahren. Dort war ich mit einem anderen dualen Studenten. Man bekommt schon die Gelegenheit, viel zu sehen und viel vom Leben mitzubekommen.

 

Sprechen Sie Spanisch?
Nein. Also ich habe mir vorher über eine App ein paar Wörter beigebracht. Aber im Büro wird Englisch gesprochen. Das Team dort ist gemischt neben einigen Deutschen sind auch Franzosen und Engländer da. Man kommt ohne Spanisch gut durch.

 

Wie sieht ein gewöhnlicher Arbeitstag oder Studientag bei Ihnen aus?
Da man für die Uni immer einen Bericht schreiben muss, ist man eigentlich immer mit einem Projekt betraut. Ich habe die Abteilungen angeschrieben und gefragt, ob sie Zeit haben mich für zwei Monate aufzunehmen und ob sie ein Projekt für mich haben. Es ist viel selbstständiges Arbeiten. Je nachdem um welches Thema es sich handelt, muss man dann viel recherchieren oder sich mit Kollegen treffen und sich etwas erklären lassen. Gerade mache ich eine Umfrage. Dazu muss ich einen Fragebogen entwerfen und die Umfrage dann durchführen. Man ist viel mit seinem Projekt beschäftigt, aber man bekommt auch viel vom täglichen Geschäft mit. Besonders wenn man mit den Kollegen auf verschiedene Termine geht oder ihnen über die Schulter schaut. Das ist so der Arbeitsalltag.
In der Uni sind wir ein kleiner Kurs, so um die 30 Leute. Wie in einer Schulklasse quasi. In den ersten Semestern haben wir alle technischen Fächer – Mathe, technische Physik, technische Mechanik, Konstruktionslehre und Informatik.

 

Haben Sie sich schon immer für den technischen Bereich interessiert?
Ja, ich habe schon immer mit allem lieber gespielt als mit Puppen. Ich habe zwei ältere Brüder, mit denen habe ich Lego gespielt. Oder ich war bei meinem Vater in der Schreinerei und habe da was gebaut. Es hat mich sicher geprägt, dass ich schon immer gewerkelt habe. Mich hat das Technische schon immer interessiert. Meine Brüder haben beide Maschinenbau studiert, auch dual. Dadurch habe ich natürlich schon einen ersten Einblick erhalten. Ich habe mir dann die Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen angeschaut und wollte das machen.

 

Haben Sie in Ihrem Leben Vorbilder, Role Models oder eine Mentor*in gehabt, die Sie in Ihrem Berufswunsch oder in Ihrem Werdegang unterstützt haben oder Ihnen Mut gemacht haben in diese Richtung zu gehen?
Einen richtigen Mentor hatte ich nicht. Aber meine Eltern haben mich immer unterstützt und gesagt, wenn ich das machen will, dann soll ich es auch machen. Ich denke, wenn man etwas wirklich erreichen möchte dann kann man das auch schaffen. Ich hatte mir anfangs Gedanken gemacht, da ich in der Schule Wirtschaft und Physik abgelegt hatte, ob das Studium dann das Richtige für mich ist. Darüber habe ich mit einigen hier bei der MTU gesprochen, die das duale Studium gemacht haben. Die haben gesagt, das sei kein Problem und ich soll das einfach probieren. Da ich schon einige kannte, die es geschafft haben, habe ich mich inspirieren lassen und mir gedacht `das schaffe ich auch`.

 

Sind Ihre anfänglichen Zweifel dann verflogen?
Ja, sehr schnell. In der Uni war das überhaupt kein Problem, diese Fächer abgelegt zu haben. Hier in der Lehrwerkstatt haben wir am Anfang ein Metallkundepraktikum gemacht. Es hat mir total viel Spaß gemacht, etwas zu bauen. Wir haben dort kleine Triebwerke gebaut und einen Hubschrauber. Als ich das gemacht habe, wusste ich, `ja, das hier ist das Richtige für mich`.

 

Wo sehen Sie sich in ein paar Jahren? Wie ist Ihre Perspektive bei der MTU?
Mit dem Studium ist man recht breit aufgestellt. Ich hoffe natürlich, dass ich übernommen werde. Ich sehe mich eher in der wirtschaftlichen Richtung. Zum Beispiel kann man mit dem Studienhintergrund beim Einkauf arbeiten, in der Qualitätsabteilung, in den sogenannten Programmabteilungen oder man geht ins Controlling oder in die Arbeitsvorbereitung. Je nachdem natürlich, wo gerade Stellen frei sind. Ich kann auch einen Master draufsetzen, berufsbegleitend oder Vollzeit. Das lasse ich aber erst mal auf mich zukommen.

 

Was hat Sie als Mutmacher.in in Ihrem Werdegang selbst am meisten ermutigt? Wie würden Sie andere Frauen ermutigen, die auch ein Fach mit technischen Inhalten studieren möchten? Welche Tipps würden Sie ihnen geben?
Als Frau sollte man sich von den sogenannten typischen Männerberufen auf gar keinen Fall abschrecken lassen. Bei der MTU gibt es auch die Berufe, Triebwerks- und Industriemechaniker, dafür bewerben sich immer auch Frauen. Sicher ist es gut, sich in einem Praktikum anzuschauen, ob das was für einen ist. Frauen sollten nicht davor zurückschrecken, dass vielleicht aktuell noch mehr Männer in dem Beruf sind. Wenn man etwas wirklich machen will, sollte man es einfach durchziehen. Als Frau kann man alles schaffen. Wenn einem der Beruf gefällt und wenn man das machen will, dann soll man das auch machen, egal ob man sich dann in einer Männerdomäne bewegt.

 

Vielen Dank für das Interview, Frau Sedlmayr.

 

Interview: Veronika Schmid

herCareer 2018

Bereits zum vierten Mal fand vom 11.bis 12. Oktober 2018 die herCAREER, die süddeutsche Karrieremesse für Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen in München statt. Das Memorandum für Frauen in Führung (MFF) als Kooperationspartnerin der Messe war natürlich auch in diesem Jahr wieder mit einem Stand vertreten.

Ich bin ein Talent . MFF-Button
Im Zeichen unserer mutmacher.in Kampagne und dem diesjährigen MFF-Motto „Talente“ war das Motto unseres Standes „Mut zu Ihrem Talent“. Die Messebesucherinnen waren zum Mitmachen und Ausprobieren eingeladen. Am Stand hatten wir verschiedene Spiele, von Memorie über Geduldsspiele bis zu VierGewinnt, die wir mit der Aufforderung „Entdecke dein Talent“ den Besucherinnen zum Ausprobieren boten. Sehr schnell zeigten sich Talente, wie sich auf Ungewöhnliches einzulassen, durchzuhalten, wenn die Lösung nicht auf den ersten Blick ersichtlich wird, bzw. innovative Herangehensweisen zu wählen. Toll, wie viele das Angebot wahrgenommen haben, sich über ihr Talent Gedanken zu machen. Für alle sichtbar haben viele die Gelegenheit genutzt, ihre Sichtweise auf das Thema Talente zu kommunizieren und damit anderen neue Perspektiven mitzugeben. Die Messebesucherinnen vervollständigten die Aufschrift „Talent heißt….“ und gestalteten unseren Stand so laufend mit. Die Botschaft der Aktion ist „Probiere Dich aus! Entdecke Deine Talente! Geh mit deinen Stärken!“ Vielen Dank für’s Mitmachen.
Großer Beliebtheit erfreuten sich auch unsere MFF-Buttons. Alle Messebesucherinnen, die am MFF-Stand vorbeikamen, erhielten einen Button mit der Aufschrift „Ich bin ein Talent“ und konnten so ihren Rundgang auf der Messe sichtbar als Talente beginnen.

 

Inka Mammen - Deloitte
Inka Mammen, Senior Managerin bei Deloitte Consulting im Karriere MettUp

Auch dieses Jahr waren die Karriere-MeetUps bestens besucht.
Inka Mammen, Senior Managerin bei Deloitte Consulting im Bereich Technology, gab einen authentischen Einblick in ihren Beraterinnenalltag bei Deloitte und ermutigte die Besucherinnen sich auch mit ungewöhnlichen Lebensläufen zu bewerben. Die Beratung biete viele Möglichkeiten, insbesondere für diejenigen, die Interesse hätten, sich stetig weiterzuentwickeln. Die Besucherinnen nutzen die Gelegenheit, ihre Chancen auf einen Job in der Beratung abzuklopfen und ihre Vorurteile gegenüber Beratungsunternehmen zu überprüfen. Die offene, interessierte und zugewandte Art von Frau Mammen hat alle Zweifel beseitigt und die Frauen mit Mut für ihre Gespräche auf der Messe ausgestattet.

 

Dr. Karin Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München im Gespräch beim Karriere MeetUp
Dr. Karin Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München im Gespräch beim Karriere MeetUp

Frau Dr. Thelen, Leiterin der Qualitätssicherung der Stadtwerke München, erzählte von ihrem spannenden Alltag und ihrer Karriere in einer Branche, in der Frauen immer noch unterrepräsentiert sind. Als promovierte Mikrobiologin hat sie sich ein Standing erarbeitet, das die jungen Frauen deutlich ermutigte sich nicht immer nur für Bereiche zu bewerben, in denen Frauen in der Überzahl sind. Denn gerade männerdominierte Bereiche bieten die Möglichkeit für Frauen sichtbar zu werden und auch Verantwortung zu übernehmen.

 

Heutzutage geben alle Unternehmen an Talente zu suchen. Was ein Talent ist, haben viele Unternehmen aber noch gar nicht definiert. Anders sieht es bei der LVM Versicherung in Münster aus.

 

Karriere MeetUp Beate Bünder LVM Versicherung
Karriere-MeetUp mit Beate Bünder, Leiterin der Personal- und Führungskräfteentwicklung der LVM Versicherung

Im dritten Karriere-MeetUp gab Beate Bünder, Leiterin der Personal- und Führungskräfteentwicklung der LVM Versicherung Einblick in ihre Talentauswahl. Um Talente zu entdecken, setzt die LVM-Versicherung auf Potentialindikatoren. Durch die geschlechtersensible Perspektive kann sie genderneutrale Verhaltensweisen und Eigenschaften identifizieren und Stereotypenbildung weitestgehend vermeiden. Im MeetUp wurden die Potentialindikatoren vorgestellt sowie die Fragen, die die meisten beschäftigen: Woran erkennen wir unsere Talente von morgen? Wie bereiten wir unsere Führungskräfte vor? Wie gehen wir mit unseren Talenten um? Im Austausch zeigte sich, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Talenten dabei hilft, potenziellen Bewerberinnen Orientierung zu geben und Unsicherheit abzubauen. Unternehmen tun also gut daran, wenn sie sich dem Thema widmen, um vor allem Frauen zu ermutigen sich zu bewerben.

 

Der große Andrang am Stand des Memorandums und von Cross Consult hat wieder gezeigt, wie vielfältig die Fragen der Messebesucherinnen sind. Von „Lohnt sich ein Wiedereinstieg nach 13 Jahren Elternzeit überhaupt noch?“ bis hin zu „Welches Unternehmen bietet Frauen, die Führungsambitionen haben, die besten Karriereperspektiven?“ war alles dabei.

 

Großes Lob an die herCAREER für das vielfältige Angebot, das klare mutmacher.in Qualitäten hatte.